Wirtschaft

Unruhe bei Deutscher Bank Jain wird intern attackiert

Die Deutsche Bank kommt nicht zur Ruhe. Der Betriebsrat der Konzernzentrale verlangt einen "radikalen Neuanfang". Das Gremium fordert in einem Flugblatt indirekt den Rücktritt von Co-Vorstandschef Jain.

Der Co-Chef der Deutschen Bank, Anshu Jain, gerät nach der massiven Aktionärsschelte nun auch in der eigenen Belegschaft unter Beschuss. Der Betriebsrat der Frankfurter Konzernzentrale brachte ein Flugblatt unter die Mitarbeiter, in dem unter der Überschrift "Wind of Change? Wind of Jain?" indirekt ein Rücktritt des Top-Managers gefordert wird.

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Jain hatte zuletzt zwar erklärt, als langjähriger Chef-Investmentbanker trage er die Verantwortung für viele Rechtsstreitigkeiten, die immer noch auf Deutschlands größtem Geldhaus lasten. Er betonte aber auch, er könne dieser Verantwortung am besten gerecht werden, wenn er im Amt bleibe, aufräume und dafür sorge, dass der Konzern wieder auf die Beine komme. Die Betriebsräte sehen das anders. "Ein radikaler Neuanfang gäbe uns hier Glaubwürdigkeit zurück und könnte eine echte Aufbruchstimmung erzeugen", schreiben sie in dem Flugblatt.

Deutliche Kritik äußern die Betriebsräte des sogenannten Corporate Center auch am jüngsten Vorstandsumbau, bei dem Jain die Hauptverantwortung für die Umsetzung der Ende April beschlossenen "Strategie 2020" zugeteilt wurde, während der langjährige Privatkundenvorstand Rainer Neske die Bank verlässt.

"Hier hat jemand die Gelegenheit beim Schopfe gepackt, das Machtgefüge zu seinen Gunsten zu verschieben, schneller als man hinsehen konnte", heißt es in dem Flugblatt. Offenkundig stelle die Bank die Weichen für einen einzigen Vorstandsvorsitzenden ab 2017. Dann läuft der Vertrag von Jains Kompagnon an der Konzernspitze, Jürgen Fitschen, aus.

Anshu Jain sieht sich unzufriedenen Mitarbeitern gegenüber.

Anshu Jain sieht sich unzufriedenen Mitarbeitern gegenüber.

(Foto: picture alliance / dpa)

Der Zettel wurde in dieser Woche in den Frankfurter Doppeltürmen verteilt, wo rund 2500 Mitarbeiter der weltweit rund 100.000 Beschäftigten arbeiten. Damit vertritt der Betriebsrat - einer von über 40 in der Deutschen Bank - zwar eine sehr kleine Anzahl von Beschäftigten. Er steht aber unter anderem für die wichtigen Bereiche Revision, Recht und Risikomanagement. Im Aufsichtsrat sitzen die Vertreter aus der Zentrale nicht. Ein Banksprecher verwies darauf, dass das Kontrollgremium die neue Strategie mit einem einstimmigen Votum mit auf den Weg gebracht hatte.

Konzernbetriebsratschef und Vize-Aufsichtsratschef Alfred Herling sagte, das Flugblatt sei eine unabgestimmte Aktion gewesen und spiegle nicht die Meinung aller Betriebsräte wider. "Ich bin sicher, Jürgen Fitschen und Anshu Jain werden alles tun, um die Bank wieder nach vorne zu bringen."

"Spricht vielen aus der Seele"

Das Duo muss nun bis spätestens Ende Juli die mit Spannung erwarteten Details der neuen Strategie präsentieren. Bislang ist nur bekannt, dass die Postbank verkauft, das verbleibende "blaue" Filialnetz stark ausgedünnt und die Investmentbank leicht beschnitten wird. Bei etlichen Großaktionären und mächtigen Aktionärsberatern hatte das für Enttäuschung gesorgt, ihnen ist der Wurf zu klein. Und auch in der Belegschaft gibt es keine Aufbruchstimmung, wie aus Finanzkreisen zu hören ist.

"Was auf dem Flugzettel steht, spricht vielen aus der Seele", sagte ein Insider, der in der Zentrale arbeitet. "Es gibt eine große Unzufriedenheit im mittleren Bauch über Jain, aber auch über den Entscheidungsstillstand." Und ein anderer Insider betonte: "Die Mitarbeiter erwarten, dass der Vorstand jetzt endlich liefert."

Auch den Aktionären reißt so langsam der Geduldsfaden. Zumindest straften sie den Vorstand auf der Hauptversammlung vor einer Woche mit einem historisch niedrigen Entlastungsergebnis ab: Jain & Co kamen nur auf gut 60 Prozent, üblich sind in Deutschland Werte von 90 Prozent und mehr.

Aufsichtsratschef Paul Achleitner, der auf dem Aktionärstreffen selbst deutliche Kritik am öffentlichen Erscheinungsbild der Bank geübt hatte, hüllt sich seither in Schweigen. Das schwindende Vertrauen der Anleger spiegelt sich auch im Aktienkurs wider. Seit der Hauptversammlung hat die Aktie der Deutschen Bank rund sechseinhalb Prozent verloren.

Quelle: ntv.de, wne/rts

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