Milliardenschwerer Verkauf JP Morgan stößt Rohstoffgeschäft ab
19.03.2014, 15:16 UhrSeit einiger Zeit nehmen die Behörden die Rohstoffsparten der Finanzinstitute unter die Lupe. Durch lange Lagerzeiten treiben sie die Preise in die Höhe. Wie andere Großbanken auch tennt sich JP Morgan von der Sparte - behält aber einen lukrativen Teil.
Die US-Großbank JP Morgan verkauft ihr umstrittenes Rohstoffgeschäft. Käufer ist der in der Schweiz sitzende Energiehändler Mercuria, wie das Institut mitteilte. Die Kaufsumme belaufe sich auf 3,5 Milliarden Dollar.
Die Schweizer handeln schwerpunktmäßig mit Erdölprodukten, haben ihre Aktivitäten aber auch auf Strom, Erdgas, Kohle und Emissionsrechtehandel ausgeweitet. Die von zwei Ex-Managern der US-Investmentbank Goldman Sachs geleitete Firma steigt damit zu den Marktführern im Rohstoffhandel auf und macht künftig dem ebenfalls in der Schweiz sitzenden Branchenprimus Glencore Xstrata stärker Konkurrenz.
Wetten auf Nahrungsmittelpreise bleiben
JP Morgan hatte im Juli mitgeteilt, aus dem physischen Rohstoffgeschäft aussteigen zu wollen. Ihr Ziel, das Geschäft als Ganzes zu verkaufen, hat sie mit dem Mercuria-Deal erreicht. Der Verkauf soll im dritten Quartal 2014 abgeschlossen werden. Laut JP Morgan wird die Transaktion keinen signifikanten Einfluss auf die Geschäftsergebnisse der Bank haben.
An der Sparte sollen auch die australische Investmentbank Macquarie und der Finanzinvestor Blackstone interessiert gewesen sein, die etwa Öl, Metalle, Erdgas und Strom lagert oder liefert. An dem traditionellen Bank-Geschäft mit Rohstoffderivaten hält JP Morgan fest. Zu diesem Markt gehören auch die bei Verbraucherschützern umstrittenen Wetten auf Preise von Nahrungsmitteln und deren Grundstoffe.
Geschäft durch schärfere Kontrollen unattraktiv
Die US-Banken sind wegen ihrer Rohstoffgeschäfte schwer in die Kritik geraten. Ihnen wird vorgeworfen, die Preise in die Höhe zu treiben, indem sie beispielsweise große Mengen an Metallen in ihren riesigen Lagerhallen halten. Davon profitieren die Institute nicht nur im direkten Handel mit den Rohstoffen, sondern auch über Derivate, sprich Wetten auf den künftigen Preis der Metalle. Daher werden die Regeln gerade verschärft, was diese Geschäfte für viele Kreditinstitute schon seit einiger Zeit unattraktiver macht.
Aber auch die Margen werden geringer, und der Handel absorbiert viel Kapital. So hat die US-Bank Morgan Stanley ihr Ölhandelssparte bereits an den russischen Staatskonzern Rosneft verkauft. Die Bank of America gibt den Strom- und Gashandel in Europa auf. Auch die Deutsche Bank fährt ihren Rohstoff-Bereich zurück. JP Morgan begründete den Verkauf der Sparte auch mit den schärferen Auflagen und dem politischen Druck.
Quelle: ntv.de, jwu/rts/DJ