Wirtschaft

Hoffnung für Ebola-Regionen J&J zieht Test von Impfstoff vor

Der hoch ansteckenden Ebola-Epidemie sind bereits Tausende zum Opfer gefallen.

Der hoch ansteckenden Ebola-Epidemie sind bereits Tausende zum Opfer gefallen.

(Foto: AP)

Eigentlich müssen Pharmaunternehmen umfangreiche Versuchsreihen vorlegen, bis Medikamente auch an Menschen getestet werden dürfen. Im Fall des von Johnson & Johnson entwickelten Ebola-Impfstoffs könnte es eine Ausnahme geben.

Im Kampf gegen die Ebola-Epidemie in Westafrika gibt es einen Hoffnungsschimmer. Der US-Pharma- und Konsumgüterkonzern Johnson & Johnson will mit den Tests für eine Ebola-Impfung im Januar beginnen und könnte nach eigenen Angaben bis zum Mai rund 250.000 Impfdosen parat haben. Allerdings müssten die Gesundheitsbehörden dann noch zustimmen.

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Momentan existiert kein genehmigter Impfstoff gegen das tödliche Ebola-Virus. Das von J&J gemeinsam mit der dänischen Bio-Techfirma Bavarian Nordic geplante Vorgehen ist ein weiterer Versuch im Rennen um einen Impfstoff, der sich an Menschen testen lässt. Dies gilt als entscheidender Meilenstein, um herausbekommen, ob eine experimentelle Therapie letztlich sicher anschlägt.

Der Impfstoff von J&J entpuppte sich in Tierversuchen mit Affen als sicher und wirksam. Laut J&J-Chefforscher Paul Stoffels ist das normalerweise ein starkes Anzeichen dafür, dass die Therapie auch bei Menschen Schutz bietet.

Die Gesundheitsbehörden verlangen typischerweise langwierige Testverfahren, bevor ein Impfstoff auf breiter Front angewandt werden darf. Trotzdem könnten sich in diesem Fall die Weltgesundheitsorganisation WHO und Regierungsvertreter zu einer baldigen Freigabe für die Impfung von medizinischem Personal durchringen. Voraussetzung wären erfolgreiche erste Tests an Menschen. "Wenn wir die Sicherheitsdaten haben, können wir das Produkt sofort verfügbar machen", verspricht Stoffels.

GlaxoSmithKline forscht parallel

Sein Unternehmen wolle möglicherweise die Produktionskapazität bis Ende 2015 noch zusätzlich erweitern, kündigte J&J-Chef Alex Gorsky an. J&J gehe zwar erhebliche Risiken damit ein, den Impfstoff zu produzieren, bevor er sich in klinischen Test bewährt habe. Das Ausmaß der Epidemie erzwinge jedoch einen solch wagemutigen Schritt.

Der Ebola-Ausbruch in Westafrika hat bis zu 9.200 Menschen infiziert und mehr als 4.500 von ihnen getötet. Als Reaktion arbeiten nationale Gesundheitsbehörden und Pharmakonzerne unter Hochdruck an Therapien für Infizierte sowie Impfstoffen für die noch Gesunden. Die kanadische Gesundheitsaufsicht hat der NewLink Genetics Experimente mit einem Ebola-Impfstoff erlaubt.

Zugleich hat die britische GlaxoSmithKline gemeinsam mit dem US-Gesundheitsinstitut einen Ebola-Impfstoff entwickelt. Jüngst begannen erste Testläufe mit Menschen auf dem Gelände des Instituts in Maryland, um zu ergründen, ob das Serum sicher ist und einen Immunschutz für gesunde Erwachsene bietet. Außerdem ist das Impfmittel in der ersten Testphase in Westafrika, wie eine Unternehmenssprecherin mitteilte.

Die stellvertretende WHO-Generaldirektorin für Gesundheitssysteme und Innovation, Marie-Paule Kieny, verwies jüngst vor Reportern ausdrücklich auf die Experimental-Impfstoffe von Glaxo und J&J. Deren erste Tests mit Menschen würden in Westafrika im Januar anlaufen.

Fokus liegt auf Stopp der Epidemie

Erwiesen sich diese als Erfolg, könnten die Glaxo- und die NewLink-Seren bereits Anfang kommenden Jahres für den Einsatz bei medizinischem Personal grünes Licht erhalten, versprach ein WHO-Sprecher. Er wusste nichts zu Details über den Zeitpunkt der Tests mit dem Impfstoff von J&J zu berichten.

Die Impfstoffe würden sowieso keine unmittelbare Hilfe im Kampf gegen Ebola liefern, schränkte der WHO-Sprecher ein. "Unser unmittelbares Interesse muss zunächst dem Stopp der Epidemie gelten." Dazu bedürfe es der Unterstützung von ausländischem Gesundheitspersonal, um Patienten zu behandeln, die Ausbreitung der Seuche nachzuverfolgen und die Toten sicher zu bestatten.

J&J wird seinen Impfstoff an 600 Freiwilligen in Europa und Afrika testen, so Stoffels. Die Therapie besteht aus zwei Impfungen, einer von J&J und der anderen von Bavarian Nordic. Dementsprechend werden zwei Spritzen verabreicht. In den Tierversuchen spritzten die Unternehmen das zweite Serum zwei Monate nach dem ersten. Die Behörden überprüften, ob sich diese zeitliche Lücke bei den Tests am Menschen auf zwei Wochen verringern ließe, stellte Stoffels in Aussicht.

J&J investiert 200 Millionen US-Dollar, um den Ebola-Impfstoff zu entwickeln und zu produzieren. Dazu zählen laut Gorsky Finanzmittel für Bavarian Nordic, um Kapazitäten zur Produktion von deren Teil der Impftherapie zu schaffen.

Quelle: ntv.de, Jonathan D. Rockoff und Peter Loftus, DJ

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