Wirtschaft

Übernahme abgeblasen J&J lassen bei Actelion-Kurs die Luft raus

Johnson & Johnson hat kein Interesse mehr an Actelion.

Johnson & Johnson hat kein Interesse mehr an Actelion.

Mehr als 22 Milliarden ist das Biotech-Unternehmen Actelion an der Börse derzeit wert. Ein Grund: das Interesse von Johnson & Johnson. Doch das ist nun vom Tisch. Springt Sanofi dafür in die Bresche?

Mit einem Kursrutsch haben die Aktien des größten europäischen Biotech-Unternehmens Actelion zur Wochenmitte auf. Die Titel gaben mehr als acht Prozent ab. Händler sahen einen Grund dafür in der Kaufabsage durch Johnson & Johnson (J&J) mit: Es sei nicht möglich gewesen, eine Transaktion auszuhandeln, die zu einem Mehrwert für die eigenen Aktionäre geführt hätte.

Wie ein Informant sagte, war Johnson & Johnson der Kaufpreis letztlich zu hoch. Actelion Pharmaceuticals wiederum teilte mit, sich mit einer anderen interessierten Partei in Verhandlungen über eine "mögliche strategische Transaktion" zu befinden.

Strategisch passt's

Wie mit der Angelegenheit vertraute Personen sagten, soll es sich dabei um den französischen Pharmakonzern Sanofi handeln. Zwar ist weder bekannt, wie ein Deal zwischen der Sanofi SA und dem schweizerischen Biopharmaunternehmen aussehen könnte, noch, wie viel Geld Sanofi dafür auf den Tisch zu legen bereit wäre.

Laut informierten Personen könnte Actelion im Rahmen einer Übernahme allerdings mit bis zu 30 Milliarden US-Dollar bewertet werden. "Ob Sanofi tatsächlich in die Bresche springt und die am Markt spekulierte hohe Prämie zahlt, ist fraglich", sagte ein Händler. Strategisch würden die Schweizer zwar gut zu Sanofi passen.

Portfolio-Auffrischung

Die Franzosen hatten es ursprünglich auf das auf Krebserkrankungen spezialisierte US-Unternehmen Medivation abgesehen, waren im Übernahmekampf letztlich aber dem US-Pharmakonzern Pfizer unterlegen. Sanofi dürfte ähnliche Beweggründe für eine Übernahme von Actelion haben wie Johnson & Johnson: Das eigene Pharmaportfolio ist in die Jahre gekommen, der Patentschutz für wichtige Umsatztreiber läuft aus.

Für Sanofis Topseller, das Insulinpräparat Lantus, wird voraussichtlich noch in diesem Monat in den USA eine billigere Generika-Version auf den Markt kommen. Actelions Mittel gegen seltene Krankheiten wären daher eine willkommene Ergänzung, zumal Sanofi seit dem Zukauf von Genzyme im Jahr 2011 bereits über ein eigenes Portfolio an Medikamenten für bisher unzureichend behandelbare Krankheiten verfügt.

Actelion hatte im vergangenen Jahr bei Umsätzen von 2,1 Milliarden Schweizer Franken einen Gewinn von 552 Millionen Franken erwirtschaftet. Bei Börsenschluss am Dienstag kam das Unternehmen auf einen Marktwert von mehr als 22 Milliarden Dollar. In den vergangenen Wochen hatten Übernahmespekulationen den Kurs spürbar in die Höhe getrieben. 

Analysten sind skeptisch

Marktstratege Jit Hoong Chan von S&P Global hält eine Übernahme von Actelion durch Sanofi allerdings für "schwierig", da die Schweizer eine "sehr hohe Prämie zusätzlich zur ohnehin schon hohen Bewertung der Aktie" forderten. Das gegenwärtige Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von Actelion sei bereits 80 Prozent höher als das von Sanofi. Bei einem am Markt spekulierten Übernahmeangebot von 250 Franken je Actelion-Aktie wäre das KGV sogar 110 Prozent höher.

"Darüber hinaus denken wir, dass Actelion nicht in der Lage ist, ein starkes organisches Wachstum und Synergien zu liefern", so der Analyst. Das wiederum könnte ein Ende der Gespräche mit Sanofi zur Folge haben ähnlich dem Abbruch der Gespräche mit Johnson & Johnson. Das Chancen-Risiko-Verhältnis für Actelion neige sich daher zum Negativen.

Quelle: ntv.de, bad/DJ

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