Wirtschaft

Linde-Vorstand führt Gespräche Ist Bilfinger schon fündig geworden?

Kann der neue Vorstandschef Bilfinger wieder in ruhigere Gewässer führen?

Kann der neue Vorstandschef Bilfinger wieder in ruhigere Gewässer führen?

(Foto: picture alliance / dpa)

Es läuft in letzter Zeit nicht allzu gut bei Bilfinger. Der letzte Paukenschlag war der überraschende Rückzug von Vorstandschef Utnegaard. Nun werden Gespräche mit möglichen Nachfolgern geführt - ein Brite scheint gute Chancen zu haben.

Der Linde-Manager Thomas Blades könnte neuer Chef des Bau- und Dienstleistungskonzerns Bilfinger werden und damit dem überraschend ausscheidenden Vorstandschef Per Utnegaard nachfolgen. Das Unternehmen teilte mit, Gespräche mit Blades und weiteren Kandidaten zu führen.

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Zuvor hatte das "Manager Magazin" berichtet, der Aufsichtsratsvorsitzende Eckhard Cordes sei sich mit dem Briten Blades bereits so gut wie einig. Bilfinger betonte, eine Entscheidung sei noch nicht getroffen. Man wolle den künftigen Vorstandsvorsitzenden aber "in Kürze" bekanntgeben. Auch Cordes sagte dem "Handelsblatt", ein Nachfolger werde in Kürze feststehen.

Am Mittwoch hatte der kriselnde Bau- und Ingenieurdienstleister bekanntgegeben, dass Utnegaard nach nur elf Monaten im Amt zum Monatsende ausscheidet. Er gehe aus persönlichen Gründen und nicht, weil es Differenzen über die Strategie des Konzerns gebe, bekräftigte Cordes.

Der 59-jährige Brite Blades ist bei Linde seit 2012 für das Amerikageschäft und unter anderem für die Felder Medizin- und Edelgase zuständig. Der Öl- und Gasexperte arbeitete zuvor bei Siemens, Halliburton und Schlumberger. Die Expertise des gebürtigen Hamburgers wäre für Bilfinger wertvoll, denn die Schwierigkeiten von Energie- und Ölkonzernen durch die Energiewende und den niedrigen Ölpreis machen dem Technikdienstleister Bilfinger zu schaffen.

Radikale Verkleinerung möglich

Bei dem Mannheimer Konzern geht es seit fast zwei Jahren drunter und drüber. Ausgangspunkt der Krise war das verlustreiche Kraftwerksgeschäft. Die Energiewende und Managementfehler ließen die Aufträge zur Konstruktion und Wartung von Kraftwerken einbrechen. Der frühere hessische Ministerpräsident Roland Koch musste nach mehreren Gewinnwarnungen im Sommer 2014 seinen Hut nehmen. Innerhalb kurzer Zeit wurde fast der komplette Vorstand ausgewechselt, rund 2000 Arbeitsplätze fielen weg. Mittlerweile belasten auch der niedrige Ölpreis und die schwache Konjunktur das Geschäft.

Der Konzern steht womöglich vor einer radikalen Verkleinerung: Das Bau- und Immobiliengeschäft, von den beiden verbliebenen Sparten derzeit die profitablere, soll vielleicht verkauft werden. Die Entscheidung sei nicht nur eine Frage des Preises, sagte Cordes dem "Handelsblatt". Bei der schon zum Verkauf stehenden verlustreichen Kraftwerkssparte sei es eine Frage, ob Bilfinger seine Wertvorstellungen realisieren könne. Durch den Führungswechsel herrsche bei Bilfinger jedenfalls kein Entscheidungsstau, da Finanzvorstand Axel Salzmann den Chefposten ersatzweise bestens meistern könne.

Im vergangenen Jahr verbuchte Bilfinger einen Rekordverlust von fast einer halben Milliarde Euro. Nach Einschätzung von Cordes liegt das Schlimmste jedoch hinter den Kurpfälzern. "Bilfinger ist grundsolide und hat weiteres Potenzial." Der schwedische Finanzinvestor Cevian, mit mehr als 25 Prozent größter Aktionär der Mannheimer, hat mit dem Engagement allerdings bisher keine Freude. Die Bilfinger-Aktie notiert deutlich unter dem Einstiegspreis der Schweden. Die im MDax gelistete Aktie legte um 0,8 Prozent zu. Am Mittwoch hatte sie 2,1 Prozent verloren.

Quelle: ntv.de, mli/rts

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