Wirtschaft

Nach Kursrally Indien am Scheideweg

Narendra Modi, der neue Premier Indiens.

Narendra Modi, der neue Premier Indiens.

(Foto: imago/Xinhua)

Narendra Modi wird nach einem Erdrutschsieg neuer Ministerpräsident Indiens. Doch die Hoffnungen auf einen Wirtschaftsaufschwung enttäuscht er. Das könnte auch für den Aktienmarkt nichts Gutes bedeuten.

Mit einem Kursplus von 25 Prozent gegenüber dem 2013er-Schlussstand von 21170 Punkten ist der indische BSE-Sensex-Index das erfolgreichste Börsenbarometer unter den bedeutenden Indizes der Welt. Verantwortlich für den Anstieg des BSE Sensex in die Nähe des Allzeithochs ist die Hoffnung der Investoren auf schnelle Reformen von Premierminister Narendra Modi.

Auf seiner ersten Rede zum Unabhängigkeitstag am 15. August hat Modi aufgezeigt, wohin die Reise gehen soll. Er will dafür sorgen, dass Millionen von Indern in den Genuss eines Girokontos kommen. Derzeit haben zwar viele Inder ein Handy, aber kein eigenes Konto. Laut den Schätzungen der Weltbank hatten 2012 aber 65 aller erwachsenen Inder kein Konto. Das sind 530 Millionen Menschen.

Zuletzt hatte die Notenbank vorgeschlagen, dass die Mobilfunkprovider und die Einzelhandelsketten die Möglichkeit bekommen sollen, Bank-Töchter zu eröffnen, damit der Geldtransfer in ländlichen Gebieten schneller von statten gehen kann. Außerdem verteilt Modi Wahlgeschenke und unterstützt arme Familien, die in den Genuss von Lebensversicherungen im Wert von je 100.00 Rupien (1230 Dollar) kommen sollen. Zudem will Modi den Industriesektor stark ausbauen, um die Abhängigkeit von Importen zu verringern.

Reformen stoßen auf Widerstand

Die Voraussetzungen für Reformen hat die neue Regierung angestoßen. So können nun ausländische Unternehmen ihren Anteil an indischen Rüstungsfirmen von 26 Prozent auf 49 Prozent aufstocken. Ausländische Firmen könnten dennoch weiterhin zurückhaltend sein, wenn sie nicht die Mehrheit an einem indischen Unternehmen halten können. Modis Versuch, den Anteil ausländischer Firmen an heimischen Versicherern zu erhöhen, ist zuletzt am Widerstand der Opposition gescheitert. Zuvor war am Widerstand Indiens das Welthandelsabkommen gescheitert, weil Modi eine dauerhafte Ausnahmegenehmigung für die Subventionierung von Grundnahrungsmitteln für Millionen von Armen nicht durchsetzen konnte.

Dennoch will es Modi schaffen, im laufenden Fiskaljahr das Wirtschaftswachstum von 4,7 auf 5,9 Prozent zu beschleunigen. Investoren waren zudem erleichtert, dass das Land im ersten Halbjahr des laufenden Fiskaljahres nicht so viele Schulden anhäufen konnte, wie ursprünglich geplant. Deshalb sind die Zinsen für zehnjährige Anleihen zuletzt auf 8,5 Prozent gesunken. Dass sie damit in der Nähe des Jahrestiefs liegen könnte allerdings auch darauf hindeuten, dass die Wirtschaft sich schwächer entwickelt als viele Experten derzeit erwarten. Auf die Inflation hat das bislang allerdings noch nicht durchgeschlagen. Sie ist zuletzt vielmehr auf knapp acht Prozent gestiegen und ist gerade für die Armen eine enorme Belastung.

Aktienmarkt ist hoch bewertet

Ob die ehrgeizigen Pläne alle umgesetzt werden können, ist daher zweifelhaft. Die Währung des Landes schwächelt bereits und fiel zuletzt auf 61 Rupien je Dollar. Damit hat die Rupie seit Mai deutlich nachgegeben, als sie noch bei 58,3 Rupien je Dollar stand. Der Aktienmarkt zeigt sich in besserer Verfassung. Nach der jüngsten Kursrally ist der Index aber mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 15,3 und damit ebenso hoch wie der S&P 500 bewertet. Das zeigt, wie euphorisch Investoren für den BSE Sensex sind.

Das KGV für den MSCI Emerging Markets Index liegt hingegen bei lediglich 11,2. Daher hat das Fondshaus Aberdeen Asset Management gewarnt: "Die Investoren sind im Moment zu optimistisch und die Kurse sind den Fundamentaldaten ein bisschen vorausgelaufen", sagte Hugh Young, Fondsmanager bei Aberdeen. Anleger sollten zudem den Währungsmarkt genau im Auge behalten. Wenn sich abzeichnet, dass Modi mit seinen Reformen weiterhin nur langsam vorankommt, könnte die Rupie weiter zur Schwäche neigen.

Quelle: ntv.de

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