Wirtschaft

Berlin wirbt um Rüstungsmilliarden Inder könnten Eurofighter fliegen

Militärische Schlagkraft am Himmel: In der Basisversion wird das Mehrzweckjagdflugzeug als Einsitzer ausgeliefert.

Militärische Schlagkraft am Himmel: In der Basisversion wird das Mehrzweckjagdflugzeug als Einsitzer ausgeliefert.

(Foto: Copyright: Eurofighter - Geoffrey Lee)

Neue Hoffnung für das wichtigste Vorzeigeprodukt der europäischen Rüstungsindustrie: Die Militärs in Indien sind offenbar noch immer am Eurofighter interessiert. Mit Unterstützung der Bundesregierung könnte der Kampfjet-Deal eine Milliardensumme nach Europa spülen.

Trägt der "Typhoon" künftig zur Sicherheit im indischen Luftraum bei? Bei seiner Besuchsreise in Neu Delhi deutet der deutsche Außenminister Frank-Walter Steinmeier Chancen auf eine überraschende Einigung an. Womöglich kommt in die Gespräche über einen Milliardenauftrag aus Indien für 126 neue Kampfflugzeuge doch noch einmal Bewegung. Am Rande seiner Indienreise verwies Steinmeier darauf, dass immer noch verhandelt werde.

Die Ausstattung der indischen Luftstreitkräfte mit dem zweistrahligen Militärjet aus europäischer Produktion käme überraschend. Bislang gingen Branchenexperten davon aus, dass der Subkontinent für das Eurofighter-Konsortium als möglicher Exportmarkt ausfällt.

Indien hatte sich 2012 gegen den Eurofighter und für das französische Konkurrenz-Modell "Rafale" des Flugzeugbauers Dassault entschieden. Der Wert des Auftrags - eines der größten Rüstungseinzelgeschäfte überhaupt - wird auf etwa 7,6 Milliarden Euro geschätzt.

Rückschlag für Dassault?

In den vergangenen Wochen hatte es mehrfach Berichte gegeben, dass das Geschäft mit dem französischen Hersteller Dassault noch nicht in trockenen Tüchern liege. Steinmeier sagte dazu nach einem Treffen mit Indiens neuem Premierminister Narendra Modi: "Es liegen den Indern zwei Angebote vor. Die müssen die Inder prüfen und entscheiden, welches das für sie bessere ist."

Wendig, schnell und für Garant für Arbeitsplätze: Der zweistrahlige Kampfjet ist auf Exportaufträge angewiesen.

Wendig, schnell und für Garant für Arbeitsplätze: Der zweistrahlige Kampfjet ist auf Exportaufträge angewiesen.

(Foto: Copyright: 2011 Eurofighter - K. Tokunaga)

In seinem etwa halbstündigen Gespräch mit Modi habe das Thema jedoch keine Rolle gespielt. Der indischen Zeitung "The Hindu" hatte er zuvor schon gesagt: "Wir sind der Meinung, dass das Eurofighter-Konsortium ein gutes Angebot gemacht hat, und wir unterstützen es."

An dem Konsortium sind vier Nationen beteiligt, neben Deutschland auch Großbritannien, Spanien und Italien. Ein Zuschlag aus Indien dürfte an den verschiedenen Produktions- und Entwicklungsstandorten der Eurofighter Jagdflugzeug GmbH mittelfristig tausende Hightech-Arbeitsplätze sichern.

"Wir unterstützen es"

Bislang fliegt der Eurofighter für die britische Royal Air Force, die deutsche Luftwaffe, die italienische Aeronautica Militare, die spanische Ejercito del Aire, die österreichischen Luftstreitkräfte und die Royal Saudi Air Force. Die Auslieferung einer Reihe von Maschinen in den Oman ist geplant.

Verhandlungen über einen Verkauf in die Schweiz, nach Südkorea oder nach Brasilien waren in den vergangenen Jahren gescheitert. Am Eurofighter-Konsortium sind auf Unternehmensebene neben der Airbus Group auch BAE Systems aus Großbritannien und Alenia Aermacchi aus Italien beteiligt.

Im vergangenen Dezember hatte Airbus mit Plänen für einen umfangreichen Stellenabbau für Aufsehen gesorgt. Bis Ende 2016 wollte der im MDax notierte Konzern insgesamt bis zu 5800 Stellen streichen - davon einen Großteil in Deutschland. Airbus-Chef Tom Enders hatte in diesem Zusammenhang unter anderem auf die schwinden Geschäftsaussichten im militärischen Flugzeugbau verwiesen.

Konzerninternen Studien zufolge dürfte das Auftragspolster im Rüstungsbereich bis 2018 von 48 Milliarden auf 31 Milliarden Euro zurückgehen. Während das Raketen-Geschäft möglicherweise stagniere, werde der Umsatz mit Kampfflugzeugen eventuell um die Hälfte abschmelzen, hieß es in einem Strategiepapier aus dem Herbst 2013. "Unsere traditionellen Märkte in diesen Bereichen schrumpfen, daher müssen wir dringend den Zugang zu internationalen Kunden verbessern und Wachstumsmärkte erschließen", hatte Enders daraufhin in der offiziellen Stellungnahme zum Stellenabbau erklärt.

Mit einem neuen Großauftrag aus Indien dürften sich die Perspektiven in diesem hochspezalisierten Geschäftsbereich mittelfristig aufhellen. In der Regel sind mit der Entscheidung auf ein Kampfflugzeugmodell nicht nur lukrative Folge- und Wartungsaufträge verbunden, die die einzelnen Werksstandorte womöglich auf Jahre auslasten könnten. Ein Zuschlag aus Indien dürfte den Exporterfolgen des Eurofighter-Konsortium zudem zusätzlichen Rückenwind verschaffen und den Verkauf an weitere Abnehmer aus dem Schwellenlandsegment erleichtern.

Quelle: ntv.de, mmo/dpa

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