Wirtschaft

Dax steigt zu neuen Höhen auf "In normalen Zeiten wären 11.000 zu viel"

Das neue Rekordhoch liegt nun bei 11.014 Punkten.

Das neue Rekordhoch liegt nun bei 11.014 Punkten.

(Foto: picture alliance / dpa)

Der historische Höchststand des Dax ist zum Teil aus der Not geboren, sagt Kapitalmarkt-Experte Robert Halver. Treiber ist vor allem die lockere Geldpolitik der Notenbanken. Und für die Zukunft bleibt ein großer Unsicherheitsfaktor.

n-tv.de: Bereits in der vergangenen Woche ist der Dax nah an die 11.000 Punkte herangekommen, schien vor dem entscheidenden Schritt jedoch zu zögern. In dieser Woche sah es zunächst schlecht aus, nun schafft der Dax es zum Wochenende doch noch. Was ist der Grund?

Robert Halver ist Leiter der Kapitalmarktanalyse bei der Baader Bank.

Robert Halver ist Leiter der Kapitalmarktanalyse bei der Baader Bank.

Robert Halver: Um es mit der Schlagersängerin Nicole zu sagen: "Ein bisschen Frieden." Zum einen ist es die Minsker Einigung auf eine Waffenruhe in der Ostukraine, die Anlegern Hoffnung macht. Zum anderen das verbale Abrüsten zwischen Griechenland und Deutschland im Streit um die griechischen Schulden. Damit wird der "Grexit" unwahrscheinlich, das versetzt die Märkte in frohe Laune. Ein weiterer, aber nicht ganz so bedeutender Faktor ist das deutsche Wirtschaftswachstum, das zuletzt stärker als erwartet ausfiel.

Einen schnellen und starken Aufstieg hat der deutsche Leitindex hinter sich, kletterte seit Jahresbeginn um rund 12 Prozent. Wie bewerten sie die derzeitige Höhe des Dax – ist sie gerechtfertigt?

In den 11.000 Punkten ist selbstverständlich auch ein bisschen Notsituation drin. Denn Anlegern mangelt es an Alternativen, schließlich ist ihnen mit den derzeit niedrigen Zinsen der Notenbanken eine ganze Anlageklasse geklaut worden: das Zinsvermögen. Die Renditen sind im Keller und die Anleger greifen lieber zu Aktien. Gleichzeitig strömt durch die Anleihekaufprogramme der Zentralbanken immer neues Geld in die Märkte, das irgendwo hin muss. Es ist somit ein erzwungener Aktienaufschwung ohne Emotionen.

Heißt das, 11.000 sind eigentlich zu viel?

Unter normalen geldpolitischen Bedingungen wären 11.000 Punkte zu viel. Denn wir haben derzeit ja viele Probleme: etwa die Krise in der Ukraine oder das Ringen um Stabilität in der Eurozone.

Wie geht es weiter mit dem Dax? Geht es noch weiter in die Höhe oder droht bald der Absturz?

Ich glaube, der Dax wird zwar schwanken, vom Trend her aber weiter steigen. Auf einen genauen Wert möchte ich mich da aber nicht festlegen. Allerdings ist es durchaus möglich, dass er mal wieder zurückfällt auf 10.000 Punkte – das wäre meiner Ansicht nach aber ein idealer Zeitpunkt zum Kaufen. Das alles unter der Bedingung, dass es keine Störfaktoren gibt. Wie etwa die weitere Entwicklung in der Ukraine, die weiterhin ein Unsicherheitsfaktor bleibt.

Mit Robert Halver sprach Kai Stoppel.

Quelle: ntv.de

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