Wirtschaft

Enorme Abschreibungen IT-Debakel presst Post fast in Verlustzone

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(Foto: picture alliance / dpa)

Der Onlinehandel boomt - und die Post profitiert weiter davon: Doch eine schwere Panne im IT-Bereich verhagelt dem Logistiker den Sommer. Am Ende vermeidet der Bonner Konzern nur knapp rote Zahlen.

Der teure Fehlgriff beim neuen IT-System der Frachtsparte hat die Deutschen Post im Sommer beinahe in die roten Zahlen gedrückt. Zu verdanken hat der Konzern den Verbleib in der Gewinnzone vor allem dem florierenden weltweiten Express-Geschäft. "Das Jahr 2015 ist für uns das Jahr des Übergangs", betonte Postchef Frank Appel erneut.

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Zwar legte der Umsatz von Juli bis September leicht auf 14,4 Milliarden Euro zu. Das operative Ergebnis (Ebit) brach aber um mehr als 70 Prozent auf 197 Millionen Euro ein. Unter dem Strich und nach Minderheiten stand ein deutlich gesunkener Konzerngewinn von 49 Millionen Euro - 90 Prozent weniger als vor einem Jahr. Die Post blieb damit bei Umsatz und Gewinn unter den Erwartungen des Marktes.

"Sehr, sehr kompliziert"

Denn belastet wurde das Ergebnis durch Rückstellungen und Abschreibungen, die zu einem Großteil für das IT-System NFE in der Fracht-Sparte angefallen waren, wie die Post mit der Gewinnwarnung im Oktober mitgeteilt hatte. Allein im dritten Quartal wurden nun 426 Millionen an Belastungen verbucht. Die mit den Partnern IBM und SAP entwickelten Systeme seien "sehr, sehr kompliziert und am Ende fehlerhaft" gewesen, musste Post-Finanzchef Larry Rosen schon einräumen. Im weltweiten Frachtgeschäft hat die Post schon länger Probleme - durch die Abschreibungen schrieb die Sparte im Quartal ein operatives Minus von 337 Millionen Euro.

Appel hatte im April persönlich die Verantwortung für die Sparte übernommen, die rund ein Viertel zum Konzernumsatz beiträgt. Besser lief es im Express-Geschäft: Dort steigerte die Post den operativen Ertrag auf 364 Millionen Euro. Die Post profitiert zudem vom boomenden Paket-Geschäft - immer mehr Menschen ordern Waren im Internet, der Konzern liefert sie aus. Doch auch der Gewinn der Brief- und Paketsparte wurde im Quartal bei steigenden Umsätzen von Rückstellungen sowie den Folgen des Tarifkonflikts mit der Gewerkschaft Verdi belastet. Appel setzt nun auf ein gutes Weihnachtsgeschäft.

Ergebniskosmetik dank Porto-Erhöhung?

Für das laufende Jahr rechnet die Post-Spitze wie Ende Oktober angekündigt nur noch mit einem Ebit von mindestens 2,4 Milliarden Euro, gut eine halbe Milliarde weniger als zuvor gedacht. Zudem bekräftigte der Logistikkonzern die Prognose für das nächste Jahr. Dann soll das Ebit auf einen Korridor zwischen 3,4 Milliarden und 3,7 Milliarden Euro steigen.

Für Rückenwind könnte dabei auch eine Porto-Erhöhung in Deutschland sorgen. Die Post hatte jüngst angekündigt, die Preise so deutlich anheben zu wollen wie seit fast 30 Jahren nicht mehr. Beim Massenprodukt Standardbrief soll das Porto zum Jahreswechsel etwa von 62 auf 70 Cent steigen.

Quelle: ntv.de, jwu/rts/DJ/dpa

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