Wirtschaft

Dickes Mitgift-Paket IBM verschenkt seine Halbleiter-Sparte

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(Foto: picture alliance / dpa)

Der Technikkonzern IBM gibt seine Halbleiterfertigung auf. Doch Geld erhält der US-Konzern dafür nicht - im Gegenteil. In den Büchern bleibt ein milliardenschwerer Sonderaufwand. Wie dringend der Deal ist, zeigen trübe Quartalszahlen.

Der US-Technologiekonzern IBM trennt sich von seiner Halbleiterfertigung. Käufer der Sparte IBM Microelectronics ist der Auftragsfertiger Globalfoundries, der einem staatlichen Investmentfonds Abu Dhabis gehört. IBM will sich im Halbleitergeschäft künftig noch stärker auf Forschung und Entwicklung konzentrieren. Globalfoundries wird künftig bevorzugten Zugriff auf IBMs Forschungsergebnisse haben. Zudem wird Globalfoundries IBM in den kommenden zehn Jahren exklusiv mit 22-, 14- und 10-Nanometer-Chips beliefern.

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IBM wird infolge des Verkaufs einen Sonderaufwand von 4,7 Milliarden US-Dollar im dritten Quartal verbuchen. Darin enthalten sind auch 1,5 Milliarden Dollar, die IBM in den kommenden drei Jahren an Globalfoundries überweisen wird. Zudem wechseln Tausende von Patenten den Besitzer, so dass Globalfoundries nach eigenen Angaben zu einem der größten Rechteinhaber von Chip-Technologien weltweit wird.

Sparte ist Verlustbringer

IBM macht mit seinem Halbleitergeschäft seit langem Verlust. Die Sparte produziert Chips sowohl für die eigenen Computer als auch für einige externe Kunden. Nach Auskunft von Sachkennern sprach IBM schon Anfang des Jahres mit potenziellen Käufern, darunter Intel, Taiwan Semiconductor Manufacturing und eben Globalfoundries.

"Wir sind enttäuscht über unsere Entwicklung", sagte IBM-Chef Ginni Rometty. Die Kunden hätten sich im September mit ihren Bestellungen deutlich zurückgehalten. An den Quartalszahlen lasse sich auch ablesen, wie rasch sich die Technologiebranche verändere.

Der Umsatz fiel im dritten Quartal um vier Prozent auf 22,4 Milliarden US-Dollar. Es ist das zehnte Quartal in Folge mit Umsatzrückgängen. Die Einnahmen der IBM-Sparten, die Hardware verkaufen, fielen dabei jeweils zweistellig, während der Dienstleistungsbereich drei Prozent und Software 0,4 Prozent weniger umsetzte.

Netto verblieb IBM nur ein Gewinn von mageren 18 Millionen Dollar. Im Vorjahreszeitraum hatte der Konzern noch 4 Milliarden Dollar verdient. Der Verkauf des Halbleitergeschäfts belastete das Ergebnis dabei mit einer Milliardensumme. Alle Sonderposten herausgerechnet erzielte Big Blue einen Gewinn je Aktie von 3,68 Dollar. Das war deutlich weniger als Analysten mit 4,31 Dollar erwartet hatten. Anleger zeigten sich schockiert, die Aktie von IBM verliert vorbörslich in den USA mehr als acht Prozent an Wert.

Ursprünglich habe IBM gehofft, sein Halbleitergeschäft für mehr als zwei Milliarden Dollar verkaufen zu können, sagten Insider. Die Bieter hätten jedoch Preise vorgeschlagen, die näher am Wert von einer Milliarde Dollar lagen. Unterschiedliche finanzielle Ansichten hätten damals die Gespräche mit Globalfoundries überschattet, sagte ein Sachkenner.

IBM gilt zwar als Pionierkonzern, der die Halbleitertechnologie maßgeblich vorangetrieben hat. Doch der US-Konzern kann heute mit den Massenherstellern von Chips nicht mehr mithalten. Obwohl IBM jahrelang Chips für Videospielkonsolen produzierte, verlor er Großaufträge von Sony und Microsoft für die neueste Geräte-Generation an Konkurrenten.

Quelle: ntv.de, jwu/DJ/dpa

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