Wirtschaft

Mängel-Crashs in den USA Honda räumt weitere Fälle ein

Kein leichter Gang: Rick Schostek, Vize-Präsident von Honda North America, muss vor einem Senatsausschuss zum Takata-Skandal Rede und Antwort stehen.

Kein leichter Gang: Rick Schostek, Vize-Präsident von Honda North America, muss vor einem Senatsausschuss zum Takata-Skandal Rede und Antwort stehen.

(Foto: Reuters)

Der Skandal um tödliche Qualitätsmängel im US-Straßenverkehr zieht immer weitere Kreise. Der japanische Autobauer Honda gesteht den US-Behörden im Zusammenhang mit den Takata-Airbags Erkenntnisse über fast zweitausend weitere Unfälle.

Der japanische Automobilkonzern Honda hat anhand eigener Unterlagen Erkenntnisse über eine vierstellige Zahl an schweren Unfällen in den USA eingeräumt. Der Hersteller gab zu Wochenbeginn zu, ab dem Jahr 2003 insgesamt 1729 Vorfälle mit Verletzten oder Toten bislang nicht an die Behörden gemeldet zu haben. Grund hierfür seien unter anderem Fehler bei der Dateneingabe gewesen, heißt es.

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Außerdem habe das Unternehmen die Rechtsvorgaben für die Weitergabe dieser Informationen an die Behörde "zu eng ausgelegt". Honda ergreife nun Maßnahmen, um die Fehler in der Kommunikation zu beseitigen, wie das Unternehmen beteuerte. Ob sich der Hersteller damit vor den rechtlichen Folgen der tödlichen Qualitätsmängel schützen kann, erscheint unwahrscheinlich.

Die US-Behörde für Fahrzeugsicherheit (NHTSA) hatte Honda Anfang November aufgefordert, ihr zu erklären, warum der Autobauer seinen Verpflichtungen zur Meldung von Unfällen vor allem wegen defekter Airbags des japanischen Herstellers Takata nicht nachgekommen sei. In den USA sind die Autobauer verpflichtet, eigene Erkenntnisse über Qualitätsmängel mit Unfallfolgen an die Behörden weiterzuleiten. Seit 2008 hat Honda mehr als 7,5 Millionen Fahrzeuge in den USA wegen möglicher Airbag-Probleme zurückgerufen.

Zugelieferte Bauteile

Die Airbag-Probleme gehen dabei auf die Bauteile einer einzelnen Zuliefererfirma zurück. Der Skandal um die schwerwiegenden Mängel bei dem Multi-Zulieferer Takata betrifft dabei aber bei weitem nicht nur die japanische Automobilindustrie. Die fehlerhaften Airbags von Takata wurden auch in den Fahrzeugmodellen anderer namhafter Hersteller verbaut.

Erst zu Wochenbeginn räumte zum Beispiel der US-Autobauer General Motors Verantwortung für den tragischen Unfalltod eines jungen Mannes aus Texas ein. In dem Aufsehen erregenden Fall hatte die Verlobte des Unfallopfers die fahrlässige Tötung ihres Freundes bereits eingestanden. Doch inzwischen wird das tragische Unglück mit den fehlerhaften Zündschlössern von GM in Verbindung gebracht.

Wendungen im US-Rechtssystem

Die Bestätigung durch den Autohersteller kam über dessen Anwalt nur Stunden, bevor der Rechtsbeistand von Candice Anderson den Richter um eine Annullierung ihres Urteils ersuchen wollte. "Candice Anderson hat mit diesem Justizirrtum zu lange gelebt", erklärte ihr Anwalt Bob Hilliard. "GM hat die Verurteilung zugelassen. Jetzt am Tag der Anhörung, an dem geprüft werden soll, ob es GMs oder Candices Schuld war, gibt der Konzern etwas zu, das er seit 2004 wusste."

General Motors war in den Jahren der großen Finanz- und Wirtschaftskrise an den Rand der Insolvenz geraten und musste mit Milliarden aus dem Staatshaushalt vor dem Zusammenbruch gerettet werden. Das stellte in dem Anderson-Fall fest, "dass bei der Kollision, an der Frau Anderson beteiligt war, ein Herstellerfehler entweder das Nichtaufgehen des Airbags ausgelöst oder mitverursacht hat".

Millionenfache Rückrufaktionen

Anfang des Jahres hatte die staatliche Aufsichtsbehörde NHTSA Anderson in Aussicht gestellt, dass ihr Fahrzeug unter diejenigen fallen könnte, bei denen ein Zündschlossversagen durch GM vorliegt. GM hat im Verlauf des Jahres rund 2,5 Millionen Autos wegen fehlerhafter Zündschlösser in die Werkstätten zurückgerufen. Diese können für Probleme mit den Airbags oder der elektrischen Steuerung verantwortlich sein.

Bei dem tragischen Unfall von Anderson und ihrem Verlobten waren allerdings beide Insassen nicht angeschnallt. Außerdem hatte die Fahrerin ein Mittel gegen Angststörungen geschluckt. Eine Geschworenenkammer sprach sie vor diesem Hintergrund für schuldig. Sie wurde zu einer Geld- und fünfjährigen Bewährungsstrafe verurteilt. GM willigte inzwischen Andersons Anwalt Hilliard gegenüber in die Weitergabe der E-Mail an das texanische Gericht ein. Das Unternehmen will alle ihm vorliegenden technischen Informationen zum Unfall liefern.

Davon unabhängig hat der Entschädigungsfonds von GM inzwischen offiziell 35 Todesfälle als mit den Zündschlössern in Verbindung stehend akzeptiert. Dem Fonds lagen bis Freitag Forderungen für 225 Todesfälle vor. 33 davon gelten laut GM als unzulässig, 77 als mangelhaft, 29 werden geprüft, bei 51 Anträgen reichten die Dokumente nicht aus, hieß es.

Quelle: ntv.de, mmo/DJ/rts

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