Wirtschaft

Siemens klopft bei Alstom an Hollande greift in Übernahmepoker ein

Siemens macht General Electric im Übernahmekampf um Alstom Konkurrenz. Das Angebot beinhaltet ein verlockendes Tauschgeschäft. Die französische Regierung ist angetan. Bei einem Treffen mit GE-Chef Immelt will Hollande die Lage sondieren.

Die französische Regierung sieht durch eine mögliche Asltom-Übernahme seitens General Electric nationale Interessen gefährdet.

Die französische Regierung sieht durch eine mögliche Asltom-Übernahme seitens General Electric nationale Interessen gefährdet.

(Foto: picture alliance / dpa)

Frankreichs Präsident Francois Hollande trifft sich mit dem Chef des US-Mischkonzerns General Electric (GE), um über die Zukunft des angeschlagenen französischen Technologieunternehmens Alstom zu sprechen. Auch der französische Wirtschaftsminister Arnaud Montebourg werde an dem Gespräch teilnehmen, teilte das Präsidialamt am mit.

Zuvor ist Siemens in das Rennen um Teile des französischen Rivalen Alstom eingestiegen. Der Münchner Industriekonzern signalisierte der Alstom-Führung nach eigenen Angaben "Gesprächsbereitschaft über strategische Fragen zukünftiger Zusammenarbeit". Nach Einschätzung des französischen Wirtschaftsministers Arnaud Montebourg macht es Sinn, um Siemens und Alstom zwei europäische weltweite Spitzenreiter bei Energie und Transport zu schaffen - den einen rund um Siemens, den anderen rund um Alstom.

Informationen der Pariser Tageszeitung "Le Figaro" zufolge schlägt Siemens ein Tauschgeschäft vor: Demnach würde das deutsche Unternehmen Geschäfte im Schienenverkehr wie den Bau von ICE-Zügen und Lokomotiven an Alstom abgeben, wenn Siemens im Gegenzug das Energie-Geschäft der Franzosen kaufen könnte.

Gemeinsam gegen GE

Auslöser dieser neuen deutsch-französischen Freundschaft sind Gerüchte, denen zufolge der Siemens-Rivale GE den französischen Hersteller von Energie- und Bahntechnik für 13 Milliarden Dollar zu großen Teilen schlucken will. GE habe sich bereits die Unterstützung des französischen Mischkonzerns Bouygues gesichert, der 29 Prozent an Alstom hält, schrieb zuletzt Bloomberg.

Die Gerüchte alarmierten den französischen Staat, der um den Erhalt des Industriestandorts Frankreich fürchtet. Um die Übernahme abzuwehren, wäre Paris daher auch zu eigenen Investitionen bereit. Ein Siemens-Sprecher wollte den Bericht nicht kommentieren. Er verwies auf die offizielle Stellungnahme zur Gesprächsbereitschaft vom Sonntag. Dort heißt es: "Siemens bittet um Verständnis, dass das Unternehmen zum gegenwärtigen Zeitpunkt keine weiteren Ausführungen in diesem Zusammenhang machen wird."

Nach dem Siemens-Vorschlag zeichnet sich allerdings ab, dass die Verhandlungen weitergehen. Wirtschaftsminister Montebourg forderte die Alstom-Führung auf, alle Vorschläge gründlich und ohne Zeitdruck zu prüfen. Eine "hastige" Entscheidung, die nicht im Einklang mit nationalen Interessen sei, werde nicht akzeptiert.

Paris wittert Gefahr

Die französische Regierung sieht eine mögliche Übernahme des heimischen Industriekonzerns durch GE äußerst kritisch. Alstom stehe für die industrielle Stärke Frankreichs und französischen Erfindergeist, hatte Montebourg bereits am Freitag kommentiert. Es bestehe die Gefahr, dass man ein Zentrum wirtschaftlicher Entscheidungen verliere.

Für Siemens wäre eine Übernahme Alstoms zumindest eine Kampfansage von GE. Die Amerikaner, vor allem in den USA stark, liegen in manchen Bereichen vor Siemens und verdienen gemessen am Umsatz deutlich mehr Geld. In Europa, vor allem in Deutschland hat Siemens die Nase vorn - und bietet GE auf dem US-Markt Paroli, etwa mit milliardenschweren Windkraftaufträgen oder bei Zügen. Siemens hat mit rund 60.000 Mitarbeitern in den USA Schlagkraft.

Siemens ist nicht zum ersten Mal bei Alstom im Gespräch. Die Franzosen waren schon 2004 in wirtschaftlichen Schwierigkeiten und wurden vom Staat gerettet. Damals wurde in Verhandlungen mit EU-Wettbewerbskommissar Mario Monti ein Verkauf der Energie-Sparte an Siemens erwogen. Der damalige französische Präsident Nicolas Sarkozy sorgte aber dafür, dass daraus nichts wurde.

Alstoms Energiesparte, die Kraftwerksturbinen baut, macht drei Viertel des Geschäfts des Konzerns aus. Das Unternehmen ist abhängig von staatlichen Aufträgen, es stellt unter anderem die TGV-Hochgeschwindigkeitszüge für die Staatsbahn SNCF her und beliefert den Kraftwerksbetreiber EdF. 18.000 Beschäftigte - rund ein Fünftel der Belegschaft - arbeiten in Frankreich. Alstom kämpft mit sinkenden Aufträgen vor allem von Versorgern.

Quelle: ntv.de, sla/dpa/rts

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