Wirtschaft

Rechenbeispiel bei ThyssenKrupp Hiesinger kämpft um den Strom-Rabatt

Mit gelben Plastikenten demonstrierten Mitarbeiter Ende Februar gegen den Stellenabbau. Motto der IG-Metall-Aktion: "Hier geht keiner Baden  für Zukunft und Beschäftigung".

Mit gelben Plastikenten demonstrierten Mitarbeiter Ende Februar gegen den Stellenabbau. Motto der IG-Metall-Aktion: "Hier geht keiner Baden für Zukunft und Beschäftigung".

(Foto: REUTERS)

Die Stahlindustrie fürchtet um millionenschwere Sonderkonditionen: Der Standort Deutschland ist nach Ansicht von ThyssenKrupp-Chef Hiesinger dringend auf die umstrittenen Ausnahmen bei der Ökostrom-Umlage angewiesen.

265 Millionen Euro haben oder nicht haben: Heinrich Hiesinger beziffert die Rabatte.

265 Millionen Euro haben oder nicht haben: Heinrich Hiesinger beziffert die Rabatte.

(Foto: REUTERS)

Heinrich Hiesinger, Vorstandschef bei ThyssenKrupp, hat die Bundesregierung vor einer Gefährdung der europäischen Stahlsparte seines Konzerns gewarnt. Sollten die Rabatte, die große Stromverbraucher auf die Kosten der Energiewende bekommen, gestrichen werden, kämen auf ThyssenKrupp erhebliche Mehrkosten zu - mit entsprechenden Folgen für Deutschland als Industriestandort.

"ThyssenKrupp hat im vergangenen Jahr 85 Millionen Euro an Ökostrom-Umlage gezahlt", betonte Hiesinger im Gespräch mit der "Rheinischen Post". "Wenn wir die volle EEG-Umlage zahlen müssten, würde dies eine Belastung von 350 Millionen für uns bedeuten", erklärte er. Das sei mehr, als der Konzern in seinen europäischen Stahlwerken verdiene.

Hiesingers Rechenbeispiel zielt offensichtlich darauf ab, die unternehmerische Perspektive samt den absehbaren Folgen für den deutschen Arbeitsmarkt in die Waagschale zu werfen. Zugleich liefert der Konzernchef damit allerdings auch Zahlen, die ein klares Schlaglicht auf das volle Ausmaß der gewährten Rabatte werfen. Schließlich handelt es sich dabei um Geld, das bei der Finanzierung der Ökonstrom-Umlage an anderer Stelle aufgebracht werden muss - bei kleineren Unternehmen, die nicht in den Genuss der Ausnahmeregelung kommen, sowie bei den privaten Verbrauchern.

Keine andere Wahl?

ThyssenKrupp
ThyssenKrupp 4,75

Im vergangenen Geschäftsjahr (2012/13) hatte ThyssenKrupp in der von Preisdruck und Überkapazitäten gebeutelten europäischen Stahlsparte einen Rückgang des Betriebsgewinns (Ebit) von 42 Prozent auf 143 Millionen Euro verbucht.

"Wenn die Politik, egal ob in Berlin oder in Brüssel, in Sachen Ökostrom die falschen Entscheidungen trifft, bringt sie den Stahlstandort Deutschland in Gefahr", sagte Hiesinger. Dann entscheide nicht der Thyssen-Vorstand über die Zukunft der Sparte Steel Europe. "Dann wird uns die Entscheidung abgenommen."

Das Konzept der deutschen Ökostrom-Umlage mit umfangreichen Ausnahmen - unter anderem für Unternehmen der stromintensiven Schwerindustrie - steht derzeit auf dem Prüfstand. Bei einem Treffen von EU-Wettbewerbskommissar Joaquin Almunia mit Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel Mitte Februar hatte Almunia jedoch gesagt, dass die Stahl-, Aluminium- oder Zinkindustrie auf der Liste der Zweige stünden, die weiter Rabatte bekommen könnten.

Stellenangst bei ThyssenKrupp

In einem Interview der "Börsen-Zeitung" zeigte Thyssen-Finanzvorstand Guido Kerkhoff jedoch wenig Hoffnung, dass es in diesem Jahr wieder zu einem Aufschwung in der europäischen Stahlindustrie kommen wird. "Wo soll die zusätzliche Nachfrage denn herkommen", sagte er. Die Mengen entwickelten sich zwar zufriedenstellend. Aber die Stahlpreise stünden unter Druck. "Ergebnisverbesserungen erwarten wir im Konzern nur über unser Kostenprogramm", sagte Kerkhoff.

Bei dem Mischkonzern hatten zuletzt Tausende von Arbeitnehmern mit einer Großdemonstration gegen Pläne zur Streichung und Verlagerung von Stellen Front gemacht. Der Finanzvorstand sagte dazu: "Wir sind auch künftig gesprächsbereit." Zugleich schränkte er ein: "Bei unserer Ertragslage können wir es uns nicht leisten, mehr Geld in der Verwaltung auszugeben als dies vergleichbare andere Konzerne tun. Ohne Veränderung wird dies nicht gehen."

Quelle: ntv.de, mmo/rts

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