Wirtschaft

Abo-Modelle und Frisörtermine Henkel will digitaler werden

Hans Van Bylen führt Henkel in die neue Zeit.

Hans Van Bylen führt Henkel in die neue Zeit.

(Foto: imago/sepp spiegl)

Der neue Henkel-Chef Van Bylen macht das Dax-Unternehmen fit für die Zukunft. Buchungsplattformen für Friseurtermine und Abonnement-Modelle sollen das klassische Geschäft des Markenartiklers ergänzen.

Der Konsumgüterkonzern Henkel will in Zukunft nicht mehr nur Waschmittel, Kosmetik und Klebstoffe verkaufen. Das Familienunternehmen aus Düsseldorf will die Digitalisierung nutzen, um dem Kunden mit Dienstleistungen für sich zu gewinnen. Der neue Henkel-Chef Hans Van Bylen präsentierte bei der Vorstellung der neuen Strategie "Henkel 2020+" in der Konzernzentrale gleich mehrere Ideen, wie der Konzern sich neue Märkte und Kundengruppe erschließen könnte.

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Das Spektrum reicht von Buchungsplattformen im Internet für Friseurtermine bis hin zu einem Wäsche-Service, der Schmutzwäsche einsammelt und sauber zurückbringt. All das will der Konzern nicht allein machen, sondern mit Partnern, die die benötigte Expertise besitzen - vom mittelständischen Reinigungsunternehmen bis zu Online-Plattformen.

Dabei hat das Traditionsunternehmen auch Start-Ups im Blick. Insgesamt will Henkel bis zu 150 Millionen Euro in einen Wagniskapital-Fonds investieren, der junge Firmen fördert. Der Konzern will sein Geschäft im Internet in den kommenden vier Jahren massiv ausbauen. Der Umsatz soll sich auf vier Milliarden Euro verdoppeln.

Positive Erfahrungen hat Henkel in Asien gesammelt. In China und Südkorea macht das Unternehmen bereits einen großen Teil seines Umsatzes via Internet. In reiferen Märkten wie den USA oder Deutschland stehe man aber noch ganz am Anfang, räumte Van Bylen ein. Hier muss der Konzern auch viel mehr Rücksicht auf seine Handelspartner wie Supermarktketten und Drogeriemärkte nehmen.

Zusätzliches Geld für Firmenübernahmen

Van Bylen betont denn auch, es gebe noch keine konkreten Planungen für eigene Online-Shops von Henkel in Deutschland. Angedacht sind aber Abonnement-Modelle oder automatische Nachbestellungen. Koordinieren soll all die Initiativen ein neuer Topmanager für Digitales. Insgesamt will Henkel bis 2020 bis zu drei Milliarden Euro in Wachstumsinitiativen, Innovationen, Infrastruktur und Informationstechnologie investieren - eine Milliarde Euro mehr als in den vier Jahren zuvor.

Zusätzliches Geld könne in Firmenübernahmen fließen, betonte der Henkel-Chef. "Obwohl wir ein großes Unternehmen sind, gibt es noch viele Länder, wo wir noch nicht so präsent sind." So gebe es in vielen Ländern Asiens noch keine Henkel-Waschmittel. Diese und andere "weißen Flecken" will der Konzern in Zukunft tilgen. Erst im Sommer hatte der Konzern für 3,2 Milliarden Euro den US-Waschmittelhersteller Sun Products gekauft und war damit zur Nummer zwei auf dem Waschmittelmarkt in den Vereinigten Staaten aufgestiegen. In Europa ist Henkel Marktführer.

Anleger halten sich bedeckt

An der Börse lösten die Ankündigungen wenig Euphorie aus. Die Aktie verlor am Donnerstag zeitweise rund ein Prozent. Allerdings sind die Henkel-Aktionäre auch von Van Bylens Vorgänger Kasper Rorsted verwöhnt worden. Der Manager hatte in seinen acht Jahren an der Konzernspitze den Aktienkurs fast vervierfacht, das operative Ergebnis verdoppelt und die Aktionäre zum Abschied mit der höchsten Dividende der Unternehmensgeschichte erfreut.

Christian Faitz, Analyst beim Investmenthaus Kepler Cheuvreux, nahm Van Bylen in Schutz. Das Management habe die richtigen Maßnahmen ergriffen, um sich auf einem schwierigen Markt behaupten zu können. "Die mitgeteilten strategischen Ziele sind nicht revolutionär", sagte er. "Aber die Henkel-Story ging nie um Revolution, sondern eher um Evolution."

Quelle: ntv.de, Simone Hett (dpa-AFX) und Erich Reimann (dpa)

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