Wirtschaft

Zu hohe Bewertung? Hello Fresh zieht Notbremse

Ende Oktober kündigt Hello Fresh den Börsengang an, kurz darauf rudert der Lebensmittel-Lieferant zurück. "Offenbar hat sich manch potenzieller Anleger das Geschäftsmodell noch einmal angesehen", sagt ein Analyst.

Hello Fresh ist auch in den USA aktiv.

Hello Fresh ist auch in den USA aktiv.

(Foto: imago/ZUMA Press)

Rückschlag für Rocket Internet: Die Tochter Hello Fresh hat ihren geplanten Börsengang verschoben. Das berichtet die Finanznachrichtenagentur Bloomberg und beruft sich dabei auf "mit der Angelegenheit vertraute Personen". Auf Anfrage von n-tv.de hieß es lediglich: "Hello Fresh beobachtet weiterhin die aktuelle Marktlage und sieht sich bezüglich eines Börsengangs in keiner Eile."

Dabei hatte der Lebensmittel-Lieferant erst Ende Oktober den Börsengang angekündigt. Doch die Bewertung des Unternehmens erscheint sportlich: Nachdem beim britischen Investmentfonds Baillie Gifford im September 75 Millionen Euro gegen Anteile eingesammelt wurden, wird Hello Fresh mit 2,6 Milliarden Euro bewertet. Im vergangenen Jahr machte das Unternehmen einen Umsatz von 70 Millionen Euro und erwirtschaftete einen Verlust vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen von knapp zwölf Millionen Euro.

"Hello Fresh wuchs im ersten Halbjahr sensationell - in Sachen Umsatz, allerdings auch beim Verlust", sagte Daniel Saurenz von Feingold Research n-tv.de. "Offenbar hat sich manch potenzieller Anleger das Geschäftsmodell noch einmal angesehen und sich selbst bei guter Stimmung gefragt, wie man ein derartiges Modell ernsthaft mit Milliarden bewerten soll." Dass Hello Fresh eines Tages wachstumsstark und profitabel sein könne, müsse man angesichts der Konkurrenz und der Markteintrittsbarrieren bezweifeln.

Hello Fresh wurde im Dezember 2011 gegründet und liefert derzeit in sieben Ländern – darunter auch Deutschland und die USA – wöchentlich die Zutaten für drei bis fünf der Rezepte, die sich auf der Website befinden. Der Empfänger kocht die Rezepte dann zu Hause.

Rocket-Aktien verlieren deutlich

Das Unternehmen verfügt nach eigenen Angaben mehr als 280.000 Abonnenten und verschickt monatlich mehr als vier Millionen Kochboxen. Zu den Konkurrenten in Deutschland gehören unter anderem Marley Spoon, die ebenfalls von Rocket Internet mitfinanziert werden, sowie Kochhaus. Hello Fresh wendet sich an Menschen, die gerne kochen, sich aber die Zeit für Rezeptideen und das Einkaufen von Zutaten sparen wollen. Die Produkte bezieht Hello Fresh von regionalen Lieferanten.

Die Aktien der Mutter Rocket Internet gerieten an der Frankfurter Börse nach der Nachricht vom verschobenen Börsengang unter Druck. Im Verlauf grenzten sie ihre Verluste ein und tendierten am Nachmittag knapp vier Prozent im Minus.

Quelle: ntv.de

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