Wirtschaft

Nach der Zementhochzeit HeidelbergCement baut vor

Das fachmännische Kratzen und der ruhige Strich sind unverkennbar: Hier ist ein Meister des Maurerhandwerks am Werk.

Das fachmännische Kratzen und der ruhige Strich sind unverkennbar: Hier ist ein Meister des Maurerhandwerks am Werk.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Fusionen und Übernahmen sind Kurstreiber für die Aktien der beteiligten Unternehmen. Von dem Zusammenschluss zwischen den beiden weltgrößten Zementherstellern Holcim und Lafarge profitiert aber auch der deutsche Konkurrent.

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Auf das höchste Niveau seit Oktober 2008 ist die Aktie von HeidelbergCement zum Wochenstart geklettert. Den jüngsten Kursschub erhielt sie von der Meldung, wonach sich der Schweizer Zementhersteller Holcim mit den französischen Konkurrenten Lafarge zusammenschließen will. Durch den Deal, der im ersten Halbjahr 2015 abgeschlossen werden soll, würde der weltgrößte Zementhersteller mit einem Jahresumsatz von 32 Milliarden Euro entstehen. Die beiden Unternehmen wollen in den ersten drei Jahren Synergien von mehr als 1,4 Milliarden Euro erzielen.

Um angesichts der marktbeherrschenden Stellung die Zustimmung der Kartellbehörden zu bekommen, will der neue Konzern LafargeHolcim Vermögenswerte mit Umsätzen von rund fünf Milliarden Euro verkaufen, vor allem in Europa. Investoren sind von dem Plan begeistert, denn dadurch könnten die hohen Überkapazitäten in der Branche schneller abgebaut werden.

Die Weichen für die Zukunft stellen

Doch nicht nur in der Branche, auch fundamental sieht es gut aus bei HeidelbergCement. Ihr Chef Bernd Scheifele treibt die Restrukturierung weiter voran, um den zuletzt stagnierenden operativen Gewinn zu verbessern. Währungseffekte belasteten das Ergebnis kräftig, dafür hat der Konzern die Kosten stärker als geplant senken können. Außerdem hat Scheifele im vergangenen Jahr in etlichen Märkten Preiserhöhungen durchgesetzt. Dennoch blickt er nur verhalten optimistisch auf das Jahr 2014. So soll das Geschäft in Nordamerika in Nordamerika, Großbritannien und Europa gut laufen.

"Wir werden 2014 von der wirtschaftlichen Entwicklung in den Industriestaaten profitieren, insbesondere in Nordamerika, Großbritannien, Deutschland und Nordeuropa", sagte Scheifele. "In diesen Ländern erzielen wir fast 50 Prozent unseres Umsatzes." Neben der Expansion in den Industriestaaten baut der Konzern in den Wachstumsmärkten die Kapazitäten ebenfalls weiter aus. "Für 2014 ist geplant, mehr als fünf Millionen Tonnen weitere Kapazitäten in Betrieb zu nehmen, darunter allein etwa 3,5 Millionen Tonnen in Afrika", erklärt Scheifele. Konzernweit sollen die Investitionen damit von 1,1 Milliarden auf 1,2 Milliarden Euro zulegen.

Russland-Krise belastet Geschäft noch nicht

Eine Verschärfung der Krise mit Russland hätte hingegen negative Auswirkungen auf HeidelbergCement. Die Geschäfte in Russland und der Ukraine machten zusammen rund 500 Millionen Euro des Konzernumsatzes aus. Gespannt schaut Scheifele zudem auf Indonesien, wo am 9. April Parlamentswahlen und im Juli Präsidentschaftswahlen stattfinden. Falls sich dabei ein islamistisches Lager durchsetzen sollte, würde sich das auf die Währung und damit auf HeidelbergCement auswirken. "Für uns ist Indonesien ein ganz großes Thema", sagte er. Der Ergebnisbeitrag dieses Marktes liege bei 20 Prozent.

Der Firmenlenker will zudem die Preise in den USA und Europa weiter erhöhen und die weltweiten Kostensenkungsprogramme vorantreiben. Aufgrund der Maßnahmen sollen der Umsatz, das operative Ergebnis und der Jahresüberschuss 2014 gesteigert werden – allerdings bereinigt um Währungseffekte. Der Vorstandschef will zudem die Schulden abbauen.

"Die Rückführung der Verschuldung mit dem Ziel, unsere Bonität in den Investment-Grade-Bereich zu verbessern, hat weiterhin höchste Priorität." Die Analysten sind zuversichtlich, dass es 2014 bei dem Konzern aufwärts gehen wird. So soll der operative Gewinn um neun Prozent auf 1,75 Milliarden Euro vorankommen. Im nächsten Jahr sollen es zwei Milliarden Euro werden.

Unterstützung durch Geldpolitik

Auch die Aussicht auf eine anhaltend lockere Geldpolitik in den Industrieländern hilft HeidelbergCement. Aufgrund von 7,5 Milliarden Euro Nettoschulden würden sie kräftig von sinkenden Zinsen profitieren. Der Konzern ist damit ein Profiteur der sehr lockeren Geldpolitik der Notenbanken der Industriestaaten.

So sorgt die anhaltende Geldschwemme der US-Notenbank für eine Hausse bei den Häuserpreisen, nicht zuletzt in den Metropolen. Die Nachfrage nach Mehrfamilien-Häusern, vor allem zum Vermieten, könnte daher weiter zunehmen.

Inzwischen hat auch die EZB zuletzt angedeutet, dass sie darüber nachdenkt, 1000 Milliarden Euro in die Wirtschaft zu pumpen. So bleiben die Aussichten positiv, auch wenn das Risiko in einzelnen Ländern nicht zu unterschätzen ist.

Quelle: ntv.de

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