Wirtschaft

Erst gefeiert, dann verkauft HeidelbergCement-Aktien kippen

Zwar hat sich das Wachstum zum Jahresende verlangsamt, dennoch kommen die 2015er Zahlen am Markt an.

Zwar hat sich das Wachstum zum Jahresende verlangsamt, dennoch kommen die 2015er Zahlen am Markt an.

(Foto: picture alliance / dpa)

Ein schwacher Euro, Preiserhöhungen und Einsparungen bescheren HeidelbergCement ein Ergebnisplus, das das Umsatzwachstum noch toppt. Das überzeugt Analysten. Anleger sind skeptischer.

Umsatzwachstum und Ergebnisschub: Die Geschäftszahlen von HeidelbergCement haben den Markt befriedigt. Dabei halten unter anderem der schwache Euro, Preiserhöhungen in wichtigen Kernmärkten sowie Einsparungen und niedrigere Energiekosten. In einem volatilen Marktumfeld kletterten die Aktien zunächst rund 1,5 Prozent, als die Stimmung am Gesamtmarkt kippte, drehte auch der HeidelbergCement-Kurs ins Minus. Aus dem Topgewinner im Dax wurde der zweitgrößte Verlierer nach Eon.

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Im Gesamtjahr kletterten den Angaben zufolge die Erlöse nach ersten Berechnungen um 7 Prozent auf 13,5 Milliarden Euro. Das operative Ergebnis legte um knapp 16 Prozent auf 1,85 Milliarden Euro zu, vor Abschreibungen verbesserte es sich um 14 Prozent auf 2,6 Milliarden Euro. "2015 war für HeidelbergCement das mit Abstand beste Jahr seit der Finanzkrise", sagte Konzernchef Bernd Scheifele.

Im Jahresverlauf hat sich das Wachstum allerdings abgeschwächt, was zum Teil an der nachlassenden Zementnachfrage in Ländern wie Russland und Indonesien lag. Während der Konflikt zwischen der Ukraine und Russland negative Spuren hinterließ, haben sich in Indonesien Infrastrukturprojekte verzögert. Im vierten Quartal stieg der Umsatz nur noch um 2 Prozent auf 3,4 Milliarden Euro.

Profitieren konnte der Konzern beim Baustoffabsatz vom milden Wetter und der dadurch verlängerten Bauperiode in Teilen Europas. Das operative Ergebnis vor Abschreibungen legte im Schlussquartal um 11 Prozent auf 696 Millionen Euro zu. Die Zahlen lagen über den Schätzungen der von Dow Jones Newswires befragten Analysten. Die Nettoverschuldung hat der Konzern mittlerweile auf 5,3 Milliarden Euro reduziert.

Italcementi-Übernahme zahlt sich aus

Mit der geplanten Übernahme des italienischen Konkurrenten Italcementi macht der Dax-Konzern nach eigenen Angaben gute Fortschritte. Das Synergieziel wurde erneut erhöht. Nach der Übernahme des Anteils der Gründerfamilie Presenti, die im ersten Halbjahr abgeschlossen werden soll, rechnet HeidelbergCement nun mit Einsparungen von jährlich 400 Millionen Euro, bislang waren 300 Millionen Euro veranschlagt worden. Die Bewertung der potenziellen Synergien sei Anfang 2016 vorläufig abgeschlossen worden, hieß es.

Auch mit der Finanzierung der Übernahme sieht sich der Konzern auf einem guten Weg. Der Refinanzierungsbedarf am Anleihemarkt konnte nach der erfolgreichen Emission von Schuldscheindarlehen über 645 Millionen Euro im Januar 2016 auf unter 2 Milliarden Euro reduziert werden, hieß es. Für die Finanzierung der Übernahme steht weiterhin eine Brückenfinanzierung von jetzt 2,7 Milliarden Euro zur Verfügung.

"Zuversichtlicher" Blick in die Zukunft

Für das laufende Jahr zeigte sich Scheifele optimistisch. "In Anbetracht des insgesamt positiven Ausblicks für die Weltwirtschaft und unserer vorteilhaften geografischen Aufstellung blicken wir zuversichtlich in die Zukunft", sagte der Manager. Scheifele erwartet insbesondere von der wirtschaftlichen Entwicklung in Industriestaaten wie Nordamerika und Großbritannien zu profitieren. Auch in Indonesien rechnet der Konzern wieder mit steigenden Infrastrukturinvestitionen.

Der Fokus werde 2016 auf dem erfolgreichen Abschluss der Übernahme von Italcementi liegen. Anschließend soll der Verschuldungsgrad zum Jahresende wieder in den Zielkorridor kommen. Die Hebung der Synergiepotenziale will das Unternehmen zügig angehen. Zudem sollen die Programme zur Effizienz- und Margensteigerung konsequent fortgesetzt werden.

"Solides" Zahlenwerk

Nach Ansicht der Analysten von Kepler Cheuvreux hat HeidelbergCement für 2015 solide operative Ergebnisse vorgelegt. In einem für Zement schwierigen Marktumfeld sei das Unternehmen mit seinem Portfolio für 2016 gut aufgestellt, hieß es. Die Analysten wiesen darauf hin, dass HeidelbergCement nur 20 Prozent des EBITDA auf  Wachstumsmärkten erziele, die Anlass zur Sorge gäben. Das dürfte zu schultern sein.

Bei den Analysten von Baader Helvea hieß es, die Ergebnisse im vierten Quartal hätten deutlich über Erwartung gelegen und der Ausblick auf die Schlüsselmärkte des Zementherstellers bleibe positiv. Zudem schienen sich die Auswirkungen durch den niedrigen Ölpreis zu beschleunigen. Auch sei das Synergie-Ziel für die Eingliederung von Italcementi erhöht worden. Daher hätten die Konsenserwartungen nun, trotz des makroökonomischen Gegenwinds, weiteres Potenzial, um nach oben genommen zu werden. Die Analysten stuften die Aktie mit "Kaufen" ein und nannten als Kursziel 85 Euro.

Quelle: ntv.de, bad/DJ

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