Wirtschaft

Nicht nur sportlich überbewertet? Hedgefonds wetten gegen Manchester United

Können die jüngsten Spielergebnisse von ManUnited kaum fassen: Ryan Giggs (l.) und Louis van Gaal (r.).

Können die jüngsten Spielergebnisse von ManUnited kaum fassen: Ryan Giggs (l.) und Louis van Gaal (r.).

(Foto: REUTERS)

Manchester United ist der wertvollste börsennotierte Fußballklub der Welt. Aber sportlich läuft es auch unter Trainer van Gaal nicht, wie die Pleite im Ligapokal gegen einen Drittligisten zeigt. Da verwundert es nicht, dass die Aktie zum Spielball von Spekulanten wird.

Einige von Europas mächtigsten Hedgefonds-Managern streiten gerade heftig über Fußball: Es geht um den börsennotierten englischen Erstligisten Manchester United, dessen Aktienkurs derzeit genau wie die sportliche Leistung in den Keller geht. Besonders negativ sieht die britische Odey Asset Management, die etwa 12,2 Milliarden Dollar verwaltet, den englischen Rekordmeister.

Manchester United
Manchester United 15,79

Der Fonds des Investors Crispin Odey wettet seit dem Börsengang 2012 darauf, dass die United-Aktien fallen. Odey hält die Papiere für überbewertet. "Sie sind den Preis nicht wert, den die Aktienmärkte ihnen zuschreiben", sagt Jamie Wood, Partner bei dem Vermögensverwalter. "Der Unternehmenswert liegt bei fast vier Milliarden Dollar. Das ist ein sehr, sehr hoher Wert angesichts des Umsatzes und des Gewinns, die das Unternehmen gegenwärtig erzielt."

Die Aktien von Manchester United, die in New York an der Nasdaq gehandelt werden, haben seit dem Höchststand vom Juli bei 19,97 Dollar rund zwölf Prozent an Wert verloren. Am Donnerstag schlossen sie bei 17,42 Dollar.

Auch Unterstützer

Ein weiterer großer Name, der gegen die Aktie gewettet hat, ist der britische Hedgefonds Marshall Wace. Die Firma gehörte 2010 zu einem Konsortium, die den Klub kaufen wollte. Marshall Wace hatte in der Vergangenheit eine Short-Position mit den Aktien aufgebaut und damit auf fallende Kurse gesetzt. Diese sei aber mittlerweile geschlossen worden, sagt ein Insider.

Andere Hedgefonds sehen den Verein positiver. Einer der größten Unterstützer ist Lansdowne Partners, wo 17,6 Milliarden Dollar verwaltet werden. Er hat seine Position ausgebaut, als die Glazer-Familie, die den Klub kontrolliert, im August Aktien verkauft hat. Laut Börsendokumenten hat Lansdowne seinen Anteil an Manchester United damals von 1,4 auf 2,28 Prozent ausgeweitet, was 9,4 Prozent der handelbaren A-Aktien entspricht. Ein Sprecher von Lansdowne wollte keinen Kommentar abgeben. Andere Unterstützer sind Tybourne Capital Management aus Hongkong und die Firma des Milliardärs George Soros.

Nur geringer free float

Es ist relativ schwierig, gegen die Aktie zu wetten, da sich nur eine kleine Anzahl in Umlauf befindet. Trotzdem haben Hedgefonds in diesem Jahr aktiv Short-Positionen aufgebaut. Diese stiegen besonders an, als Manchester United unter dem damaligen Trainer David Moyes - Nachfolger des legendären Alex Ferguson - demütigende 0:3-Niederlagen gegen die Erzrivalen FC Liverpool und Manchester City kassierte. Moyes wurde im April gefeuert.

Jetzt lenkt Louis van Gaal die Geschicke der "Red Devils". Der hatte die niederländische Nationalmannschaft im Juli zum dritten Platz bei der Weltmeisterschaft in Brasilien geführt. Die sportliche Misere geht allerdings weiter: Aus zwei Ligaspielen nahm Manchester nur einen Punkt mit. Am Dienstag blamierte sich die Mannschaft im Ligapokal mit einem 0:4 gegen den Drittligisten Milton Keynes bis auf die Knochen.

"Für uns ist es nur ein Geschäft"

Im April waren 80 Prozent der Aktien, die für solche Geschäfte verfügbar sind, verliehen - ein ungewöhnlich hoher Wert. Anfang des Jahres betrug diese sogenannte Utilization nur 15 Prozent. Der Anteil der verliehenen Aktien ist ein guter Indikator für Short-Positionen. Dabei borgen sich Hedgefonds Aktien, verkaufen diese am Markt und hoffen, dass sie sie später billiger zurückkaufen können.

Die Utilization erreichte am 22. April ihren Höhepunkt. An diesem Tag wurde die Entlassung von Moyes bekannt gegeben. Nachdem der Aktienkurs aber im Juli ein Allzeithoch erreicht hatte, fiel diese Quote bis Mittwoch wieder auf 33 Prozent. Der Rückgang von Short-Wetten fällt mit dem Aktienverkauf der Glazers zusammen. Einige Fondsmanager dürften ihre Positionen aufgegeben haben, nachdem der Aktienkurs zugelegt hatte.

Dem kritischen Hedgefonds Odey geht es ausschließlich um die Bewertung des Klubs. Kurzfristige Faktoren wie das sportliche Abschneiden der Mannschaft oder der Abschied von Trainer Ferguson seien keine Gründe für die Short-Wetten, sagt Wood. "Es würde unsere Position nicht beeinträchtigen, wenn Manchester United die kommenden drei Jahre Meister würde", sagt er. "Es steckt zu viel Emotion darin. Für uns ist es nur ein Geschäft." Manchester United wollte keinen Kommentar abgeben.

Quelle: ntv.de, Laurence Fletcher, DJ

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