Wirtschaft

Bleibt der Hafen erstklassig? Hamburg bangt um die Elb-Vertiefung

Elbvertiefung: Ein Gericht entscheidet, ob die Pläne endlich umgesetzt werden können.

Elbvertiefung: Ein Gericht entscheidet, ob die Pläne endlich umgesetzt werden können.

(Foto: REUTERS)

Die Fahrrinne in den Hafen der Hansestadt soll tiefer und breiter werden. Dies sei unverzichtbar für Deutschlands größten Seehafen. Gegner warnen indes vor den Folgen für die Umwelt. Nun entscheiden die Richter.

Für Hamburg ist es das wichtigste Urteil seit vielen Jahren: Wenn das Bundesverwaltungsgericht im Tagesverlauf seine mit Spannung erwartete Entscheidung über die umstrittene Vertiefung der Elbe bekanntgibt, stellt es damit zugleich die Weichen für die weitere Entwicklung des Hamburger Hafens. Mit dem Großprojekt mit geschätzten Kosten von mehr als einer halben Milliarde Euro will die Hansestadt unabhängiger von Ebbe und Flut werden, um besser für große Containerschiffe erreichbar zu sein. Dafür wollen die Hansestadt und der Bund die mehr als 100 Kilometer lange Fahrrinne bis zur Nordsee ausbaggern.

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Die Befürworter argumentieren, davon hänge die wirtschaftliche Zukunft von Deutschlands größtem Seehafen mit mehr als 150.000 Beschäftigten ab. Umweltschützer befürchten indes, dass das Ökosystem des Flusses kippen könnte. Deshalb zogen sie vor Gericht und erwirkten vor gut vier Jahren einen Baustopp. Seither zieht sich das Verfahren hin.

Der Europäische Gerichtshof (EuGH) entschied vor eineinhalb Jahren, dass bei Flussausbaggerungen der Gewässerschutz eine gewichtige Rolle spielen müsse. Dabei seien jedoch Ausnahmen möglich. Welche dies sind, soll das Bundesverwaltungsgericht nun festellen. Aus Sicht der Umweltverbände ist offen, wie das Gericht entscheiden wird. Auch bei dem dreitägigen Verhandlungsmarathon im Dezember hätten die Leipziger Richter nicht zu erkennen gegeben, wohin sie tendierten.

Ähnlich sieht es die Hamburger Wirtschaftsbehörde: Sowohl eine Genehmigung unter Auflagen als auch ein Urteil, das die Planfeststellung in Teilen für rechtswidrig erkläre, sei möglich. Dann müsste man sich die Gründe ansehen und gegebenenfalls über weitere Schritte entscheiden, sagt eine Sprecherin. "Dass es uns komplett um die Ohren fliegt, halten wir jedoch für ausgeschlossen."

Sprung "in die zweite Liga"?

Die Hafenwirtschaft und die Stadt setzen darauf, dass die obersten Verwaltungsrichter den wirtschaftlichen Argumenten folgen. Sie schöpfen Hoffnung daraus, dass die Kammer den Behörden mehrfach die Möglichkeit zur Nachbesserung gegeben hat. Sollten die Richter den Weg für die weitere Ausbaggerung freimachen, könne der Hafen damit beginnen, verlorene Marktanteile zurückzugewinnen, sagt Gunther Bonz, Präsident des Unternehmensverbandes Hafen Hamburg. Bei einem negativen Urteil müsse sich der Hafen und damit die Hansestadt dagegen neu ausrichten. "Damit würde Hamburgs Hafen in die zweite Liga absteigen."

Ein ganz so schwarzes Bild wollen Analysten nicht zeichnen. Thomas Wybierek von der NordLB hält es für möglich, dass das Gericht die Vertiefung des Flusses unter Auflagen genehmigt. An Hamburgs Terminals würden bereits heute ganz große Frachter der Kategorie für 18.000 und mehr Container be- und entladen. Von einem Urteil erwartet er mehr Klarheit, wohin die Entwicklung geht. Große Logistikunternehmen wie HHLA und Eurogate könnten dann ihre Investitionen besser planen. "Die machen diesen Eiertanz ja schon eine ganze Weile mit."

Mit der Planung für die inzwischen neunte Elbvertiefung wurde bereits vor 13 Jahren begonnen. Seitdem wurden die Folgen des Eingriffs für Flora und Fauna untersucht und an Ausgleichsmaßnahmen gefeilt. Den Plänen zufolge soll die Außenelbe auf rund 130 Kilometern eine Tiefe erreichen, dass Containerschiffe mit einem Tiefgang von bis zu 14,50 Metern den Hamburger Hafen problemlos anlaufen können. Derzeit können einige Frachter dies nur, wenn sie nicht voll beladen sind.

Zudem soll die Elbe an einigen Stellen verbreitert werden, damit besonders große Pötte aneinander vorbeifahren können. So sollen Staus vermieden werden. Denn Zeit ist für große Reedereien wie Maersk und Hapag-Lloyd Geld. Europas drittgrößter Umschlagplatz für Container fürchtet, noch mehr Schiffe könnten nach Rotterdam oder Antwerpen ausweichen, sollte die Fahrrinne nicht angepasst werden. Auch der Tiefwasserhafen in Wilhelmshaven konkurriert mit Hamburg. Dort können selbst bei Niedrigwasser Schiffe mit 16,50 Metern Tiefgang anlegen. Bisher ist der Hamburger Hafen für Schiffe mit einem Tiefgang von 13,50 Metern ausgelegt.

Quelle: ntv.de, jwu/rts

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