Wirtschaft

Am Puls der Weltwirtschaft HHLA hängt Rotterdam ab

"Das ist (...) eine beachtliche Leistung."

"Das ist (...) eine beachtliche Leistung."

(Foto: picture alliance / dpa)

Im Hamburger Hafen herrscht lebhafter Betrieb: Der Betreiber HHLA berichtet von guten Geschäften und stark steigenden Umschlagszahlen. Immer mehr Schiffscontainer erreichen die Hansestadt dabei aus Asien, Nordamerika und dem Ostseeraum. Zumindest bei den Zuwächsen hängt Hamburg die beiden wichtigsten Wettbewerber ab.

Der Hamburger Hafenkonzern HHLA hat in den ersten neun Monaten dieses Jahres den Konkurrenten in Rotterdam und Antwerpen Marktanteile abnehmen können. Der HHLA-Containerumschlag erhöhte sich gegenüber dem gleichen Zeitraum des Vorjahres um 25 Prozent auf 5,3 Mio. Standardcontainer (TEU), teilte das Unternehmen in der Hansestadt mit.

Elbvertiefung, steigende Anforderungen in der maritimen Logistik und die drohende Abschwächung der Weltkonjunktur: Ein sehr knapper Blick in die Agenda von HHLA-Chef Peters.

Elbvertiefung, steigende Anforderungen in der maritimen Logistik und die drohende Abschwächung der Weltkonjunktur: Ein sehr knapper Blick in die Agenda von HHLA-Chef Peters.

(Foto: picture alliance / dpa)

Im Vergleich mit den wichtigsten Wettbewerbern erwies sich der Standort Hamburg als bemerkenswert wachstumsstark: Der Hafen Rotterdam kam in den ersten neun Monaten lediglich auf ein Plus von 7,7 Prozent. Im Hafen Antwerpen stieg der Containerumschlag sogar nur um 3,1 Prozent. Gemessen an den absoluten Zahlen bleibt der Hamburger Hafen allerdings weiterhin deutlich hinter den beiden größten Häfen Europas zurück.

Im abgelaufenen Neun-Monatszeitraum kletterte der Umsatz der HHLA um 16 Prozent auf 913 Mio. Euro. Der Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) stieg um ebenfalls 16 Prozent auf 165 Mio. Euro. Das Nachsteuerergebnis erhöhte sich von 82 auf 97 Mio. Euro. "Das ist angesichts der Abschwächung der Weltkonjunktur, steigender Anforderungen in der maritimen Logistik und der Verzögerung der Elbvertiefung eine beachtliche Leistung", sagte HHLA-Chef Klaus Dieter Peters.

Treiber des Wachstums waren neben der anhaltenden Dynamik der Fernostverkehre ein kräftiges Plus von 59 Prozent für den Containerumschlag in den Ostseeraum. Zudem wurden Liniendienste nach Nordamerika von Bremerhaven nach Hamburg verlegt, was diesem Fahrtgebiet ein Plus von 41 Prozent bescherte.

Nach dem brummenden Geschäft der ersten neun Monaten muss sich der Hamburger Hafenlogistikkonzern auf härtere Zeiten einstellen. Es gebe wachsende Risiken durch die Eintrübung der Konjunktur, die eventuell Wertberichtigungen erforderlich machen könnten, hieß es im Geschäftsbericht. "Infolge der sich weiter zuspitzenden Schuldenkrise, massiver öffentlicher Sparzwänge und wechselseitiger Verstärkungseffekte zwischen Industrie- und Schwellenländern ist mittlerweile von einer merklichen Konjunkturabkühlung auszugehen", warnte der Konzern.

Trotz schwächerer Wachstumsraten im Welthandel sei jedoch auch für 2012 mit steigenden Umsätzen und Gewinnen zu rechnen. "Angesichts der aktuellen Unsicherheit bereitet sich die HHLA jedoch ebenso auf andere Szenarien vor, um die Ertragskraft und finanzielle Stabilität des Konzerns bei Bedarf so schützen zu können, wie es unter den Herausforderungen der Wirtschafts- und Finanzkrise 2009 gelungen ist", hieß es.

"Negative Überraschung"

Für das laufende Jahr präzisierte der Konzern seine Ziele: Beim Containerumschlag erwartet die HHLA einen Zuwachs am oberen Ende der prognostizierten Spanne von 15 bis 20 Prozent. Der Hinterlandverkehr, in dem die HHLA die im Hafen ankommenden Waren mit Zügen und Lastwagen weitertransportiert, soll im mittleren Bereich der erwarteten Bandbreite von 10 bis 15 Prozent zulegen. Insgesamt rechnet der Konzern mit einem Umsatz von rund 1,2 Mrd. Euro und einem Betriebsgewinn (Ebit) im Bereich von 210 Mio. Euro.

Der Betriebsgewinn könne allerdings durch Abschreibungen bei zwei Töchtern auf rund 200 Mio. Euro sinken, warnte der Konzern. Das Unternehmen baut derzeit den Weitertransport von Gütern in Deutschland (Intermodalverkehr), den sie zusammen mit der Deutschen Bahn betreibt, und das Frucht-Logistik-Geschäft um. Die Ertragsaussichten für beide Sparten sind wegen der Konjunkturabkühlung nicht mehr so rosig wie zuletzt. "Die möglichen Abschreibungen sind eine negative Überraschung", sagte DZ-Bank-Analyst Robert Czerwensky.

Über die Ostsee oder nach Odessa

Die Entwicklung in den ersten neun Monaten beurteilen Experten dagegen positiv. Die Zahl der im Hamburger Hafen und im Schwarzmeerhafen Odessa über die Kaimauer bewegten Container legte um ein Viertel zu. Davon entfällt der größte Teil auf die Hansestadt Hamburg, einer wichtige Drehscheibe im Warenhandel mit dem Ostseeraum, Osteuropa und China. Der Warenverkehr nach Polen, Russland und die baltischen Staaten, der in der letzten Krise kräftig eingebrochen war, stieg besonders stark. Der Containertransport ins Hinterland kletterte um 13 Prozent.

Der Umsatz im börsennotierten Teil der HHLA, in dem die Hafenlogistik zusammengefasst ist, stieg von Januar bis Ende September ebenfalls um 16 Prozent auf 892,7 Mio. Euro. Die Zahlen lägen im Bereich der Erwartungen, sagte Silvia-Quandt-Analyst Stefan Kick. Er senkte sein Preisziel für die HHLA-Aktie wegen der gestiegenen konjunkturellen Risikos dennoch um acht auf 30 Euro. Am Markt kam der Zwischenbericht gut an: Die HHLA-Aktien legten nach der Zahlenvorlage zeitweise gut 1 Prozent zu. 

Quelle: ntv.de, dpa/rts

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