Politik

Chemieriese spart 900 Millionen Euro Grüne werfen BASF "perfide" Steuertricks vor

Das Werksgelände von BASF in Ludwigshafen.

Das Werksgelände von BASF in Ludwigshafen.

(Foto: picture alliance / dpa)

Praktiken zur Steuervermeidung von Konzernen sorgen seit geraumer Zeit für Diskussionen. Häufig stehen US-Unternehmen im Verdacht, solche Grauzonen zu nutzen. Eine Studie der europäischen Grünen wirft aber auch auf BASF ein schlechtes Licht.

Die Grünen im Europaparlament werfen dem Chemiekonzern BASF vor, in der EU seit Jahren im großen Stil Steuerzahlungen zu vermeiden. Das deutsche Unternehmen nutze "gezielt Steuervorteile in einzelnen EU-Ländern" und habe so zwischen 2010 und 2014 geschätzte 923 Millionen Euro gespart, erklärte die Straßburger Fraktion unter Berufung auf eine eigene Studie.

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BASF habe zu Lasten normaler Steuerzahler "ein perfides System zur Steuervermeidung aufgebaut", erklärte der grüne Finanzexperte Sven Giegold. Der Fall belege, "dass auch unter deutschen Unternehmen Steuervermeidung weit verbreitet ist" und bisherige EU-Pläne nicht ausreichten, um Steuerschlupflöcher zu schließen.

Das Unternehmen nutzt laut Studie insbesondere Belgien, Malta und die Niederlande für "Steuertricks". Im Zentrum sollen die Niederlanden stehen, die Einkünfte aus Lizenzen und Patenten mit nur fünf Prozent besteuern und Dividenden aus konzerninternen Anleihen vollständig steuerfrei stellen. Über das holländische Firmennetz soll BASF außerdem in der EU erwirtschaftete Gewinne in niedrig besteuerte Tochtergesellschaften in Puerto Rico und in der Schweiz auslagern.

Augangspunkt: LuxLeaks

In der EU sorgen Steuervermeidungspraktiken von Konzernen seit einiger Zeit für Schlagzeilen. Auslöser war Ende 2014 die LuxLeaks-Affäre. Damals hatte ein Recherchenetzwerk über hunderte Fälle berichtet, in denen multinationale Konzerne in Luxemburg auf Kosten anderer EU-Länder Steuerzahlungen vermieden. Grundsätzlich illegal ist diese Praxis nicht.

BASF erklärte auf Anfrage, das Unternehmen halte sich bei der Gewinnaufteilung an die von der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) entwickelten Standards. Steuern seien jedoch auch ein "Kostenfaktor" und wirkten sich auf unternehmerische Entscheidungen aus. "Im Interesse ihrer Anteilseigner" strebe die BASF eine Reduzierung an.

Einzelheiten des Berichts wollte der Konzern nicht kommentieren. Auch wenn dieser "sehr detailliert hinsichtlich der behaupteten Strukturen zu sein scheint, ist er nicht immer zutreffend", erklärte BASF aber. Zudem unterscheide er nicht zwischen einzelnen operativen Geschäftsbereichen, der wirtschaftlichen Wertschöpfung im jeweiligen Land oder den letztlichen Gründen für die niedrige Besteuerung. BASF verwies zudem auf das Recht einzelner Länder, "Investitionen mit steuerlichen Anreizen zu fördern".

Steuerschaden: 50 bis 70 Milliarden Euro

Laut EU-Kommission entgehen den Mitgliedstaaten durch aktive Steuervermeidungspolitik von Firmen jährlich Steuereinnahmen in geschätzter Höhe von 50 bis 70 Milliarden Euro. Im Juni hatten die EU-Staaten eine Richtlinie beschlossen, um Konzernen die Verschiebung von Gewinnen zu erschweren.

Die Grünen räumten ein, dass diese Richtlinie die von BASF genutzten Praktiken in den Niederlanden beenden wird. Sie fordern dennoch eine Harmonisierung der Bemessungsgrundlage für die Unternehmensbesteuerung und Mindeststeuersätze in der EU, um das Problem wirklich in den Griff bekomme zu können.

Quelle: ntv.de, chr/AFP

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