Wirtschaft

Hyperschnell und hochfliegend Google kauft Drohnenbauer

Der Kampf zwischen Google und Facebook im Internet spitzt sich zu. Nachdem sich Facebook das britische Luftfahrtunternehmen Ascenta geangelt hat, schnappt sich Google einen Solardrohnenhersteller - mit 20 Mitarbeitern. Dahinter steckt aber eine Vision.

Mit der Übernahme des Drohnenbauers Titan Aerospace sorgt der Internetgigant Google für Aufsehen. Das US-Unternehmen nannte keinen Übernahmepreis für Titan, dessen solarbetriebene Drohnen darauf ausgelegt sind, Jahre in der Luft zu verbringen. Das Spezialgebiet des Start-ups sind Drohnen für besonders große Höhen, teilte Google mit.

Der Suchmaschinenspezialist ist immer stärker auf Luftüberwachungstechnik für Bilder angewiesen und arbeitet daran, einen größeren Anteil der Weltbevölkerung per Luft ans Internet anzuschließen. Zu Beginn des Jahres hatte sich Facebook bereits in Gesprächen mit Titan über eine Übernahme befunden. Später kündigte das soziale Netzwerk aber die Übernahme des britischen Luftfahrtunternehmens Ascenta für 20 Millionen US-Dollar an.

Für Titan arbeiten derzeit rund 20 Mitarbeiter. Das Unternehmen bleibt am Standort in New Mexiko und soll weiter von Geschäftsführer Vern Raburn geführt werden. Der Veteran der Softwarebranche war zuvor etwa Chef den Anti-Viren-Spezialisten Symantec.

Hochfliegende Möglichkeiten

Laut Google wird das Team von Titan eng mit dem Projekt Loon zusammenarbeiten, das große Heißluftballons für besonders große Höhen baut, die eine Versorgung mit drahtlosem Internet in Bereichen der Welt sicherstellen sollen, die bislang noch nicht online sind.

Titan könnte auch mit Makani zusammenarbeiten, einem anderen Google-Projekt in der Frühphase, das eine Windturbine entwickelt, die an Flugzeugen angebracht auf effizientere Weise Energie erzeugen soll.

Die Teams sollen unter anderem an fortschrittlichen besonders leichten Materialien für Flugzeuge und Algorithmen für die Windvorhersage und Flugpläne arbeiten.

Internetzugang aus der Luft

Laut Titan werden die Drohnen in der Lage sein , Echtzeitaufnahmen der Erde in hoher Auflösung zu machen, Messungen der Atmosphäre über Sensoren durchzuführen sowie Daten- und Sprache zu übertragen. Diese Art Technologie könnte auch anderen Geschäftsbereichen von Google helfen wie beispielsweise dem Kartendienst Google Maps.

"Wir stehen zwar noch am Anfang, aber atmosphärische Satelliten können dabei helfen, Millionen von Menschen einen Internetzugang zu bieten", sagte ein Google-Sprecher. Zudem könnte dadurch auch bei ganz anderen Problemen geholfen werden, wie beispielsweise bei Katastrophen.

Vermarktung soll 2015 beginnen

Titan entwickelt zwei libellenförmige Drohnen, die beide mit Batterien betrieben werden und durch Solarzellen an den Tragflächen aufgeladen werden. Das kleinere Modell mit dem Namen Solara 50 hat eine Spannweite von rund 50 Metern, etwas mehr als eine Boeing 767 vorweisen kann.

Auf seiner Internetseite wirbt das Unternehmen damit, dass die Drohnen eine Internetgeschwindigkeit von bis zu 1 Gigabit pro Sekunde durch spezielle Kommunikationssysteme gewährleisten können. Das wäre deutlich schneller als die Breitbandnetze in den meisten Industrieländern zur Verfügung stellen. Laut Titan soll die Vermarktung 2015 beginnen.

Google vs. Facebook

Da immer mehr Menschen rund um den Erdball einen schnellen Zugang zum Internet haben wollen, liefern sich Google und Facebook ein Kopf-an-Kopf-Rennen darum, wer für Internetnutzer die erste Anlaufstelle im Netz ist. Google trumpft mit seinem mobilen Betriebssystem Android auf, das im vergangenen Jahr laut Daten von Strategy Analytics auf einen weltweiten Marktanteil von 79 Prozent bei den ausgelieferten Smartphones kam.

Facebook will seine Mitgliederzahlen vor allem in Entwicklungsländern mit zwei Projekten erhöhen. Dazu gehört ein Dienst für preiswerte Telefone mit dem Namen "Facebook for Every Phone". Das zweite Projekt, Facebook Zero, wurde bereits im Jahr 2010 gestartet. Dabei handelt es sich um eine Webseite speziell für Mobilgeräte, die Facebook zusammen mit Netzbetreibern entwickelt hat. Beim Aufruf der Seite sollen keine Gebühren anfallen.

Mit dem jüngst angekündigten Kauf von WhatsApp für 19 Milliarden Dollar hat Facebook ein weiteres wichtiges Mittel, um neue Nutzer in Schwellenländern anzuziehen.

An der Börse wird die Nachricht verhalten aufgenommen. In einem freundlichen Börsenumfeld legten die Google-Papiere unterdurchschnittlich zu.

Quelle: ntv.de, bad/DJ

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