Wirtschaft

Airbus greift mit A350 an Golf-Airlines gehört die Zukunft

Die Fluggesellschaften vom Golf präsentieren ihre modernen Flieger aus europäischer Airbus-Produktion - Europas Airlines sehen zu. Das symbolträchtige Bild zum ILA-Auftakt ist erst der Anfang einer "dramatischen Verschiebung".

Diese Demonstration war eindeutig: Den Giganten A380 bringt die Fluggesellschaft Emirates zur Luftfahrtmesse ILA, die mit Spannung erwartete A350 trägt das Logo von Qatar. Als die Bundeskanzlerin zum Eröffnungsfoto posiert, stellt die Golf-Airline mit der Antilope im Emblem die Kulisse - nicht etwa die Lufthansa oder Air Berlin. Ein Bild, das nur zu deutlich macht: Für die Flugzeugbauer spielt die Musik längst nicht mehr in Europa. Araber, Asiaten und Amerikaner - sie werden in Schönefeld umgarnt.

"In den nächsten 20 Jahren wird es eine dramatische Verschiebung weg von Westeuropa hin zu China, Asien und Lateinamerika geben", sagt Airbus-Vertriebschef John Leahy. Dort wachsen die Megastädte, und sie sollen die Airlines am besten mit Riesenfliegern wie der doppelstöckigen A380 verbinden. Vor allem die Golf-Airlines zählen mit ihren Mega-Bestellungen zu den Wachstumstreibern bei großen Passagierflugzeugen - und treten bei der Messe in Schönefeld bei Berlin entsprechend selbstbewusst auf.

Beispielloser Auftragsboom

Was so manchem Lufthansa-Manager sauer aufstößt, der künftig die harte Konkurrenz der Araber noch stärker fürchten muss. Während die Airlines hierzulande über Ticketsteuer und Klimaabgaben klagen, geht weltweit in der Luftfahrtbranche dank steigender Passagierzahlen die Post ab - trotz wachsender Kosten und hoher Spritpreise.

Die Nachfrage nach verbrauchsarmen Flugzeugen hält an und beschert den Flugzeug-Giganten Boeing und Airbus einen beispiellosen Auftragsboom. Sie halten milliardenschwere Orderbücher, ihre Werke sind für Jahre ausgelastet.

Neuer Kassenschlager A350?

Der europäische Primus Airbus setzt besondere Hoffnung auf die neue A350, die - noch in der Erprobung - in Schönefeld auf der Piste des unfertigen neuen Hauptstadtflughafens landete. Testpilot Wolfgang Absmeier zeigte sich mit den Testläufen zufrieden. "Die große Überraschung war, dass es bislang keine Überraschungen gab." Der Langstreckenjet soll neben der A320-Familie für Jahrzehnte zum Kassenschlager werden.

Erst unter dem Druck großer Kunden hatte sich Airbus entschlossen, das Konkurrenzmodell zum Dreamliner 787 von Boeing als völlige Neukonstruktion in Angriff zu nehmen. Nun soll Erstkunde Qatar Ende des Jahres die erste Maschine bekommen. Airbus-Chef Fabrice Brégier: "Wir haben uns hochgesteckte Ziele gesetzt."

Neue Werkstoffe, hohe Entwicklungskosten

Mehr als zur Hälfte besteht die Flugzeugzelle aus Kohlefaser-Verbundwerkstoffen, die leichter sind als das sonst verbaute Aluminium. Auch Boeing hat auf die Leichtbauweise gesetzt. Das spart deutlich Treibstoff und ist auch in der Wartung vorteilhaft. Aber: "Der Aufwand ist enorm, die Produktionskosten sind zu hoch. Es wird lange dauern, bis mit dem Flugzeug Geld verdient wird", erklärt Luftfahrtexperte Peter Pletschacher. Aus den enormen Problemen des US-Herstellers Boeing, der zeitweise seine 787 aus dem Verkehr ziehen musste, hat Airbus nach eigenem Eingeständnis viel gelernt.

Aber auch bei der A350 liegen die Entwicklungskosten nach Schätzungen bei mehr als zehn Milliarden Euro, die erstmal wieder hereingeholt werden müssen. Die großen Ertragsbringer von Airbus werden deshalb auf lange Zeit die Mittelstreckenflugzeuge der A320-Familie bleiben, so Branchenkenner.

"Sie spielen nicht in unserer Liga"

Gefragt ist der neue Flieger mit rund 300 Sitzen zweifellos, das zeigen die mehr als 800 Bestellungen. Auch die Lufthansa hat schon zugegriffen. Boeing hat für die 787, die schon vor drei Jahren auf den Markt kam, mehr als 1000 Orders. Die beiden Schwergewichte liefern sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen.

"Das wird auch in den nächsten Jahrzehnten so bleiben", meint Pletschacher. Ernste Konkurrenz ist weder von Russen noch von Chinesen in Sicht. Zwar hat Russland mehr Erfahrung als China, doch bei Zivilfliegern fehlt noch der Erfolg.

Der Suchoi Superjet 100 erlebte ein Debakel, bei einem Demonstrationsflug für Kunden stürzte er ab. Bei Regionaljets kommt Konkurrenz von der brasilianischen Embraer und vor allem vom kanadischen Hersteller Bombardier. Doch Airbus-Chef Brégier gibt sich extrem gelassen: "Sie spielen auf lange Zeit nicht in unserer Liga."

Quelle: ntv.de, Birthe Blechschmidt, dpa

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