Wirtschaft

Bieterrennen um Pharmakonzern Gewerkschaft sorgt sich um Stada-Jobs

Stada hat seinen Sitz im hessischen Bad Vilbel.

Stada hat seinen Sitz im hessischen Bad Vilbel.

(Foto: dpa)

Ein erstes konkreten Angebot liegt vor, Experten erwarten aber, dass weitere Investoren an Stada interessiert sind. Vertreter der Arbeitnehmer sehen den Übernahmekampf skeptisch: Immerhin geht es um den Erhalt von Tausenden Jobs.

Angesichts einer möglichen Übernahme von Stada durch Finanzinvestoren sind Arbeitnehmervertreter besorgt über den Erhalt der Jobs bei dem Pharmakonzern. "Natürlich machen wir uns Gedanken darüber", sagte Alexander Wiesbach, Betriebsbetreuer der Gewerkschaft IG BCE für Stada. "Die Sicherung der 1300 Arbeitsplätze in Deutschland und auch der Arbeitsbedingungen haben für uns oberste Priorität."

Man prüfe, wie die drei Bieter für Stada sich bei Firmen-Übernahmen in der Vergangenheit verhalten hätten, um sich für Gespräche vorzubereiten, sagte Wiesbach. Der US-Finanzinvestor Advent hatte am Donnerstag ein erstes verbindliches Angebot für eine komplette Übernahme des Pharmakonzerns mit Frist bis kommenden Montag vorgelegt und damit konkurrierende Investoren zunächst übertrumpft.

Investor fordert maximalen Verkaufspreis

Advent bietet 58 Euro je Aktie plus die Dividende für 2016. Die Stada-Ausschüttung für 2015 betrug 0,70 Euro und dürfte für das vergangene Geschäftsjahr leicht darüber liegen. Insgesamt würde das Unternehmen demnach mit 3,6 Milliarden Euro bewertet. Die Offerte steht unter dem Vorbehalt der Zustimmung des Stada-Vorstands. Zugleich hatte Advent erklärt, in Stada investieren zu wollen und von einer Aufspaltung, vom Verkauf von "wesentlichen Unternehmensteilen" abzusehen. Damit einher ging auch ein Bekenntnis zum Standort Deutschland.

Wiesbach sieht dies aber skeptisch, auch wenn das Übernahmeangebot als "freundlich deklariert" sei. "Wir müssen sehen, ob das ernst gemeint oder ein Lippenbekenntnis ist", sagte Wiesbach. Der Betriebsrat von Stada wollte sich nicht dazu äußern. Stada stellt Nachahmermedikamente und rezeptfreie Produkte her. Das Unternehmen beschäftigt rund 10.400 Mitarbeiter weltweit (Stand: 2015) und erzielte zuletzt einen Jahresumsatz von 2,1 Milliarden Euro.

Der Pharmakonzern mit Produkten wie Grippostad und der Sonnenmilch Ladival befindet sich seit längerem im Umbau. 2016 war der Investor AOC eingestiegen, hatte Aufsichtsratschef Martin Abend gestürzt und Verbesserungen im Geschäftsmodell verlangt. Nun dringt der Großaktionär auf einen maximalen Verkaufspreis für Stada, wie AOC am Freitag betonte. Der Investor warnte davor, sich schnell auf das Angebot von Advent festzulegen. "Eine Gleichbehandlung aller seriösen Interessenten ist durch das Management sicherzustellen", hieß es.

"Advent setzt Stada Pistole auf die Brust"

Analysten erwarten, dass sich das Bieterrennen um Stada in den kommenden Tagen zuspitzt. Neben Advent hatte die britische Beteiligungsgesellschaft Cinven 56 Euro je Aktie und ein dritter, unbekannter Bieter 58 Euro geboten. Beide hatten aber nur unverbindliche Offerten abgegeben. Das Analysehaus Independent Research hält höhere Angebote bis etwa 60 Euro für wahrscheinlich.

Andere Experten zeigten sich überrascht, wie kurz die Angebotsfrist von Advent bis diesen Montag sei. Damit wolle der Finanzinvestor offenbar eine schnelle Transaktion erzwingen, schrieb Analyst Thomas Maul von der DZ Bank. Aus Finanzkreisen verlautete, die Offerte sei zwar freundlich verpackt, aber in Wahrheit eine feindliche Übernahme. "Advent setzt Stada die Pistole auf die Brust."

Quelle: ntv.de, mli/dpa

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