Wirtschaft

Zurück zu den Wurzeln General Electric mistet aus

"Es ist das Richtige für das Unternehmen."

"Es ist das Richtige für das Unternehmen."

(Foto: picture alliance / dpa)

Die Krise hat den Finanzkapitalismus entzaubert - General Electric zieht die Konsequenzen und besinnt sich wieder auf das Industriegeschäft. Allerdings ist auch das nicht ohne Risiko. Zudem droht dem Unternehmen Stress mit den Kartellbehörden.

Die Entrümpelung schreitet voran - alles muss raus: General Electric (GE) hat in den vergangenen Monaten Firmenanteile für knapp 50 Milliarden US-Dollar verkauft. Und das ist erst der Anfang. Vorstandschef Jeff Immelt räumt auf: Die Finanztochter GE Capital soll fast komplett losgeschlagen werden, mehr als 200 Milliarden Dollar (rund 183 Mrd Euro) an Vermögenswerten kommen auf den Markt. Der Industriekoloss GE besinnt sich auf seine Wurzeln.

General Electric
General Electric 175,53

Behalten will Immelt nur Finanzdienstleistungen für Luftfahrt, Energie und Gesundheit - Bereiche, die dem künftigen Kerngeschäft dienen. "Es war eine schwierige Entscheidung (...) - aber es ist das Richtige für das Unternehmen", betonte Immelt, als er die Öffentlichkeit im April auf die Abtrennung des Finanzgeschäfts einstellte. Die Krise habe die Finanzmärkte langfristig verändert, dem müsse sich der Konzern anpassen. Seitdem geht es bei GE zu wie auf dem Basar - den Auftakt machte der Verkauf eines Immobilienpakets für 26,5 Milliarden Dollar, es folgten verschiedene Finanzsparten im Gesamtwert von 23 Milliarden Dollar.

Jeff Immelt

Jeff Immelt

(Foto: dpa)

Grund für das Ausmisten sind die Lektionen aus der Finanzkrise. Die Konzernbilanz war mit riskanten Vermögenswerten überladen - das führte fast zum Kollaps, als die Weltwirtschaft nach dem Platzen der Kreditblase in den Abgrund blickte. Dennoch tat sich das Management lange schwer mit einer konsequenten Entscheidung. Verständlich: Das Geschäft mit Finanzdienstleistungen war - und ist noch immer - ein wichtiges Standbein. Im vergangenen Jahr steuerte es 42 Prozent zum Gewinn bei, zuvor lange Zeit mehr als die Hälfte. Zudem war die Finanztochter ein Steckenpferd des legendären GE-Chefs Jack Welch, dessen Kronprinz Immelt ist.

Immelts Ansage, künftig auf das zwar sehr profitable, aber auch - vor allem in Krisenzeiten - hochriskante Finanzgeschäft zu verzichten, ist deshalb ein mutiger Strategiewechsel. Wie der deutsche Wettbewerber Siemens will GE nun stark auf Infrastruktur sowie auf den Fracking-Boom und Wachstum in der Öl- und Gasindustrie setzen.

Probleme mit Kartellwächtern

"Wir sind führend in Technologie, gut aufgestellt in Wachstumsmärkten, liefern höhere Margen und niedrigere Kosten", so Immelt. Investoren sehen die Lage etwas weniger rosig. Die GE-Aktie fiel in den vergangenen drei Monaten um zwei Prozent. Der große Ausverkauf und die Neuausrichtung sind ein Wagnis. Der starke Fokus auf Energie und die Milliardenübernahme der entsprechenden Sparte vom französischen Alstom-Konzern werden vor dem Hintergrund des heftigen Ölpreisverfalls derzeit eher als Risiko gehandelt.

Zwar ging der Verkauf von GE Capital gut los. Keith Sherin, der Chef der Tochter, spricht von "gewaltigem Interesse" auf Käuferseite, und auch Analysten halten die Gelegenheit derzeit für günstig. Allerdings ist der Prozess auf zwei Jahre angelegt. In denen kann einiges passieren, und alleine das schiere Volumen der Vermögenswerte würde das Mammutprojekt schnell ins Stocken bringen, wenn sich die Situation am Markt verschlechtert.

Für weitere Unwägbarkeiten sorgen Kartellwächter auf beiden Seiten des Atlantiks. Weil sie zu große Marktmacht verhindern wollen, haben die US-Wettbewerbshüter ein Verfahren eröffnet. Sie wollen den im vergangenen September beschlossenen, 3,3 Milliarden Dollar schweren Verkauf der Haushaltsgerätesparte von GE an Electrolux blocken. Brüssel hat unterdessen Zweifel am Deal zwischen Alstom und GE angemeldet. Die EU-Kommission befürchtet Auswirkungen insbesondere auf den Markt für Hochleistungsturbinen, die in Gaskraftwerken eingesetzt werden.

Quelle: ntv.de, Hannes Breustedt, dpa

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen