Wirtschaft

Rocket Internet folgt Zalando Gelingt die große Samwer-Show?

Macht Rocket Internet dem Namen alle Ehre an der Börse?

Macht Rocket Internet dem Namen alle Ehre an der Börse?

(Foto: REUTERS)

Das Börsendebüt von Zalando fällt glanzlos aus. Der Schrei vor Glück verhallt schnell. Nun folgt Rocket Internet. Ob die Startup-Schmiede erfolgreich auf dem Börsenparkett durchstartet, liegt auch am Ausgabepreis. Der fällt schon einmal grenzwertig aus.

Erst der Applaus, dann lange Gesichter: Die Aktie des Online-Händlers Zalando ist an ihrem ersten Handelstag nach gutem Start wieder auf ihren Ausgabepreis zurückgefallen. Am Donnerstag steht in Frankfurt der zweite große Internet-Börsengang in Folge an. Der Startup-Finanzierer Rocket Internet setzte den Ausgabepreis mit 42,50 Euro am oberen Ende der Preisspanne an. Rocket dürfte damit rund 1,6 Milliarden Euro erlösen und zum Start 6,7 Milliarden Euro wert sein.

Zalando
Zalando 26,49

Bei Zalando hatte es am Mittwochmorgen beim ersten Kurs noch einen Sprung von rund zwölf Prozent auf 24,10 Euro gegeben. Danach ging es jedoch schnell nach unten. Am Nachmittag konnte sich die Aktie noch einige Zeit an der Marke von 22 Euro halten, zum Schluss rutschte der Kurs aber noch einmal auf 21,50 Euro ab.  Zum ersten Kurs war Zalando noch knapp 6 Milliarden Euro wert gewesen. Das war mehr als Dax-Unternehmen wie K+S, Lanxess oder Lufthansa auf die Waage bringen. Zum Schluss lag der Unternehmenswert bei 5,35 Milliarden Euro. Der Börsengang bringt Zalando gut 600 Millionen Euro ein.

Ein Schrei, eine Glocke und noch mehr

Die drei Zalando-Vorstände Rubin Ritter, David Schneider und Robert Gentz läuteten den Handel am Morgen traditionell mit einer Glocke ein. Sie packten sie aus einem Zalando-Paket aus. Schon Anfang der Woche hatte es ein erstes Zeichen gegeben, dass Zalando vorsichtiger bei der Bewertung geworden ist. Mit dem Ausgabepreis wurde die zuvor aufgestellte Preisspanne von 18 bis 22,50 Euro nicht ganz ausgeschöpft, obwohl die Nachfrage mehr als zehn Mal höher als das Angebot an Aktien gewesen sein soll. Rocket Internet reizte dagegen die Preisspanne von 35,50 bis 42,50 Euro voll aus.

Der Startup-Finanzierer hatte den Börsengang um eine Woche vorgezogen, nachdem die Platzierung der Aktien bei Investoren vorzeitig abgeschlossen worden war. Nach Ablauf aller Sperrfristen sollen rund 24 Prozent der Aktien von Rocket Internet an der Börse gehandelt werden. Der Rest gehört den Samwer-Brüdern, die das Unternehmen 2007 gegründet haben, sowie anderen Investoren wie zum Beispiel der schwedischen Kinnevik-Gruppe, United Internet und dem US-Milliardär Len Blavatnik.

Sowohl bei Rocket als auch bei Zalando sind die Internet-Investoren Oliver, Marc und Alexander Samwer Großaktionäre. Die Brüder hielten bisher die Mehrheit bei Rocket Internet. Oliver Samwer ist der Chef. Nach dem Börsengang wird der Samwer-Anteil auf knapp 40 Prozent sinken. Bei Zalando gehören ihnen nach dem Börsengang noch fast 15 Prozent. Haupteigentümer ist dort die schwedische Beteiligungsgesellschaft Kinnevik mit einem Anteil von 31,57 Prozent nach dem Börsengang.

Wetten auf die Zukunft

Das Rocket-Geschäftsmodell ist es, junge Internet-Unternehmen zu etablieren. Ein Schwerpunkt liegt auf dem Online-Handel und Dienstleistungen. Die Startup-Produktion ist wie am Fließband organisiert, ein Geschäftsmodell wird schnell in verschiedenen Ländern an den Start gebracht. Mittlerweile ist Rocket Internet mit rund 50 Firmen in 116 Ländern aktiv.

Zalando schaffte es in diesem Jahr nach hohen Anlaufverlusten in die schwarzen Zahlen. Nach einem positiven ersten Halbjahr könnte es in diesem Jahr auch den ersten Jahresgewinn geben. Der Onlineversender, der sich mit schrillen Werbekampagnen ("Schrei vor Glück") und kostenlosen Retouren einen Namen machte, hatte im vergangenen Jahr einen Umsatz von 1,8 Milliarden Euro erzielt.

Die Erlöse aus dem Zalando-Börsengang sollen in das weitere Wachstum des Unternehmens fließen. Zalando will vor allem aus eigener Kraft größer werden, kann sich aber auch Zukäufe vorstellen. Die Berliner wollen ihre Kundenbasis erweitern, die Umsätze beim einzelnen Käufer steigern und auch in neue regionale Märkte vordringen. Der Onlineversender hatte zuletzt knapp 14 Millionen aktive Kunden.

Quelle: ntv.de, Andrej Sokolow und Nadine Murphy, dpa

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