Wirtschaft

"Nationaler Champion" Gagfah und Annington planen Wohngiganten

"Wir wollen einen nationalen Champion von europäischer Dimension schaffen", sagt Annington-Vorstandschef Rolf Buch.

"Wir wollen einen nationalen Champion von europäischer Dimension schaffen", sagt Annington-Vorstandschef Rolf Buch.

(Foto: picture alliance / dpa)

Auf dem deutschen Wohnungsmarkt steht der nächste Zusammenschluss an. Gagfah und Annington wollen gemeinsam 350.000 Wohnungen verwalten. Von dem Deal sind eine Million Menschen betroffen.

Die deutsche Immobilienbranche steht vor einer Großfusion: Mit der Deutschen Annington und Gagfah wollen zwei der größten Immobilienkonzerne hierzulande zusammengehen, wie beide Unternehmen mitteilten. Die Deutsche Annington bietet den Gagfah-Aktionären hierfür je Anteilsschein 18 Euro in bar und Aktien. Es müssen mindestens 50 Prozent der Anteile zusammenkommen. Zum Schlusskurs am Freitag hatte die Gagfah-Aktie bei 15,50 Euro notiert. Die Offerte bewertet Gagfah mit 3,88 Milliarden Euro. 

Sollte der Zusammenschluss gelingen, würde Deutschlands größter Immobilienkonzern mit insgesamt rund 350.000 Wohnungen entstehen. "Es werden mehr als eine Million Menschen bei uns wohnen", sagte Annington-Vorstandschef Rolf Buch. "Wir wollen einen nationalen Champion von europäischer Dimension schaffen."

Die Zinsen auf die milliardenschweren Schulden der Wohnungsgesellschaften sollen Buch zufolge deutlich sinken, weil das neuen Unternehmen ein besseres Rating haben könnte. Die Deutsche Annington zahlt jeweils die Hälfte der 3,9 Milliarden Euro schweren Kaufsumme in bar und in eigenen Aktien. Die Gagfah-Aktionäre sollen für 14 ihrer Aktien 122,52 Euro in bar sowie fünf neue Deutsche-Annington-Aktien erhalten. Finanzieren will die Deutsche Annington den Deal durch die Aufnahme neuer Schulden und eine Kapitalerhöhung. Die US-Investmentbank JP Morgan hilft mit einem Brückenkredit aus.

Das offizielle Angebot soll noch vor Weihnachten vorgelegt werden. Bis zum 21. Januar 2015 muss sich entscheiden, ob sich die Gagfah-Aktionäre dafür gewinnen lassen.

Einsparungen von mehr als 80 Millionen Euro pro Jahr

Auch die Mieter sollen von dem Zusammengehen profitieren. Beide Unternehmen erhoffen sich durch die Übernahme jährliche Einsparungen von 84 Millionen Euro - wobei dafür auch erst einmal Belastungen in Höhe von circa 310 Millionen Euro anfallen sollen. Bei der Hebung von Synergien stehe nicht der Abbau von Arbeitsplätzen im Vordergrund, hieß es in einer Mitteilung.

Die Unternehmen betonten zugleich die Vorteile für die Mieter: "Mieter profitieren weiterhin von bezahlbarem Wohnraum und Investitionen in energetische Sanierung und Schaffung altersgerechten Wohnraums."

Annington-Chef Buch sagte laut der Mitteilung: "Ich persönlich stehe dafür ein, dass die Neuausrichtung 'Wertsteigerung durch Mieterorientierung' auch im zusammengeschlossenen Unternehmen konsequent weiter geführt wird." Buch soll im neuen Unternehmen Vorstandsvorsitzender werden und Gagfah-Chef Thomas Zinnöcker sein Stellvertreter. Zinnöcker sagte: "Unseren Mietern kann ich versprechen, dass die Gagfah alle abgeschlossen Vereinbarungen einhält, und dass die gemeinsame Gesellschaft sich an ihrem Anspruch als sozial verantwortlicher Vermieter messen lässt."

Auch einen neuen Namen soll der Immobilienriese bekommen. Personal soll nach der Fusion nicht abgebaut werden, versprach Buch in der Telefonkonferenz. "Die Mitarbeiterzahl wird tendenziell steigen." Annington verfolge anders als Gagfah bisher das Ziel, Arbeiten wie Wartung und Objektbetreuung selbst zu übernehmen statt an Dienstleister zu vergeben.

Es ist bereits die zweite Großfusion unter börsennotierten Wohnungsgesellschaften in Deutschland. Vor einem Jahr hatten die Deutsche Wohnen und die GSW ihren Zusammenschluss angekündigt. Sie haben ihren Schwerpunkt in Berlin.  

Quelle: ntv.de, jwu/DJ/rts/dpa

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