Wirtschaft

"Ohne Stahl keine Energiewende" Gabriel lobt den deutschen Stahl

Schwerindustrie in Schwierigkeiten: Deutschlands größtes Stahlwerk steht in Duisburg.

Schwerindustrie in Schwierigkeiten: Deutschlands größtes Stahlwerk steht in Duisburg.

(Foto: picture alliance / dpa)

Bei einem bundesweiten Aktionstag wollen Tausende Stahlkocher für ihre Arbeitsplätze auf die Straße gehen. Allein in Duisburg erwartet die IG Metall rund 10.000 Teilnehmer. Rückhalt kommt vom Bundeswirtschaftsminister persönlich.

Diese Worte kommen bei den betroffenen Arbeitern und den Unternehmen der Branche sicher gut an: "Das Ruhrgebiet ist die Herzkammer der deutschen Industrie. Dazu gehört unverzichtbar die Stahlindustrie", sagte Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel zum Auftakt eines großen Aktionstages der deutschen Stahlindustrie.

Schützend stellt sich Gabriel vor die Metaller. "Guten Stahl brauchen wir in allen Wirtschaftszweigen", sagte er der "Passauer Neuen Presse". Ohne Stahl gehe es weder in der Automobilwirtschaft noch im Maschinen- und Anlagenbau. "Und ohne Stahl auch keine Energiewende - denn er ist ein zentraler Werkstoff für Windräder an Land und auch beim Bau von extrem belastbaren Windkraftanlagen auf See."

"Stahl ist Zukunft"

Stahlarbeiter in ganz Deutschland wollen zu Wochenbeginn im Rahmen des bundesweiten Aktionstages für den Erhalt ihrer Branche demonstrieren. Die Veranstaltungen stehen unter dem Motto "Stahl ist Zukunft". Wirtschaftsminister Gabriel wird am Nachmittag zu einer Kundgebung vor den Toren des größten deutschen Stahlkonzerns Thyssenkrupp in Duisburg erwartet.

Die IG Metall rechnet allein in der Revierstadt mit rund 10.000 Teilnehmern. Auch IG Metall-Chef Jörg Hofmann, NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft und der Gesamtbetriebsratsvorsitzende von Thyssenkrupp-Stahl, Günter Back, wollen dort zu den Demonstranten sprechen.

Proteste vor dem Kanzleramt

Eine Branche läuft Sturm gegen Niedrigpreise aus China und zusätzliche Belastungen in Europa: Hier eine Szene vom "Stahl-Aktionstag" vor dem Wochenende in Salzgitter.

Eine Branche läuft Sturm gegen Niedrigpreise aus China und zusätzliche Belastungen in Europa: Hier eine Szene vom "Stahl-Aktionstag" vor dem Wochenende in Salzgitter.

(Foto: dpa)

Bundesweit sind Aktionen von Stahlarbeitern geplant, darunter auch in Saarbrücken sowie vor dem Bundeskanzleramt in Berlin. In der vergangenen Woche hatten rund 4000 Beschäftigte der niedersächsischen Stahlindustrie demonstriert. Ähnliche Proteste gab es auf europäischer Ebene in Brüssel. In Deutschland beschäftigt die Stahlindustrie rund 85.000 Menschen.

Am frühen Morgen hatte die Belegschaft die Produktion bei Thyssenkrupp in Duisburg weitgehend gestoppt. Bis zum Wiederanlaufen der Anlagen mit Beginn der Nachtschicht gegen 22.00 Uhr seien nur Notbelegschaften im Einsatz, sagte Betriebsrat Back. Hintergrund der Aktion ist eine Krise der Traditionsbranche durch Dumpingpreise für Stahl-Einfuhren aus China und drohende höhere Kosten durch Klima- und Energieauflagen in Europa. Konkret protestieren die Stahlkocher gegen die geplante Verschärfung des EU-Emissionshandels. Nach Branchenangaben entstehen dadurch jährliche Mehrausgaben von einer Milliarde Euro, wie die Zeitung berichtete.

Tausende Arbeitsplätze

Der Stahlsektor in Deutschland befindet sich im Niedergang: Die Unternehmen leiden - wie die gesamte europäische Stahlbranche - seit Jahren vor allem unter Billigimporten aus China. Dort können die Unternehmen Stahl in der Regel sehr viel günstiger produzieren. Ein Faktor sind dabei die Lohnkosten, ein anderer die Ausgaben für den hohen Energiebedarf. Denn die Stahlproduktion gilt als überaus energieintensiv: Zum Anheizen der Hochöfen benötigen die Hersteller unter anderem große Mengen hochwertiger Steinkohle.

Dazu kommen nun steigende Belastungen aus dem europäischen Emissionshandel. Vergleichbare Auflagen kennt die Konkurrenz in China nicht. Gabriel sagte der "Passauer Neuen Presse", es gehe nicht allein um 87.000 Arbeitsplätze in Deutschland. "In Wahrheit geht es um 3,5 Millionen Jobs, die an einer leistungsfähigen Stahlindustrie hängen." Offen ist bislang, wie genau die Bundesregierung - und damit womöglich der Steuerzahler - die Stahlbranche unterstützen könnte.

Auf EU-Ebene erheben die Behörden bereits sogenannte Anti-Dumping-Zölle für Stahleinfuhren aus China. Anfang Februar hatte Gabriel bereits mit sieben EU-Kollegen in einem Schreiben an die EU-Kommission und die Ratspräsidentschaft weitere handelspolitische Maßnahmen gefordert, um Wettbewerbsverzerrungen im Stahlsektor zu bekämpfen.

Quelle: ntv.de, mmo/AFP/dpa

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