Wirtschaft

Verkaufsstopp für Chevy Cruze GM startet neuen Riesenrückruf

"In Sicherheitsfragen gehen wir kein Risiko ein": Barras neue Linie bei GM.

"In Sicherheitsfragen gehen wir kein Risiko ein": Barras neue Linie bei GM.

(Foto: Reuters)

Die Qualitätsprobleme bei GM sind offenbar weitaus gravierender als bislang bekannt: Erneut muss der größte Autobauer der Vereinigten Staaten knapp eine Million Fahrzeuge zurück in die Werkstatt bitten.

"Vorsichtshalber rufen wir auch die restlichen Modelljahre zurück": Mary Barra (Archivbild).

"Vorsichtshalber rufen wir auch die restlichen Modelljahre zurück": Mary Barra (Archivbild).

(Foto: REUTERS)

Der US-Automobilkonzern General Motors (GM) hat vor dem Wochenende weitere 971.000 Fahrzeuge wegen potenzieller Probleme mit den Zündungen zurückgerufen. Erst im Februar hatte die Opel-Mutter 1,6 Millionen Autos in diesem Zusammenhang in die Werkstätten beordert. Damit steigt die Gesamtzahl der Rückrufe auf rund 2,6 Millionen Fahrzeuge.

Nach den Modelljahren 2003 bis 2007 werden nun auch alle jüngeren Fahrzeuge der gleichen Typen zur dringenden Inspektion gebeten. Von dem neuen Aufruf betroffen sind diesmal Versionen des Chevrolet Cobalt, Chevrolet HHR, Pontiac G5, Pontiac Solstice und Pontiac Sky, jeweils aus den Baujahren 2008 bis 2011. Bei den Autos aus den Jahren 2008 bis 2011 wurden zwar verbesserte Zündschlösser verbaut, doch fürchtet die Opel-Mutter, dass alte Teile bei Reparaturen verwendet worden sein könnten.

Es sei nicht möglich, den Verbleib aller Bauteile nachzuvollziehen, teilte das Unternehmen am späten Abend (Ortszeit Detroit) mit. Deshalb habe man sich zu einem Rückruf aller Wagen entschlossen. "In Sicherheitsfragen gehen wir kein Risiko ein", sagte Konzernchefin Mary Barra. "Vorsichtshalber rufen wir deshalb auch die restlichen Modelljahre zurück."

Wenn der Airbag versagt

GM
General Motors (GM) 45,08

Bei den im Februar zurückgerufenen Autos kann die fehlerhafte Zündung im ungünstigsten Fall unter anderem dazu führen, dass die Airbags bei einem Unfall nicht wie vorgesehen auslösen. Die angestrebte Schutzwirkung für Passagiere fällt damit weg. Die Airbags sind schlimmstenfalls schlicht nutzlos.

Bei den vor allem in den USA verkauften Wagen kann es passieren, dass der Zündschlüssel von selbst in die Aus-Position zurückspringt. Das schaltet neben dem Motor auch Airbag, Servolenkung und Bremskraftverstärker ab. Geschieht das während der Fahrt, ist der Wagen nur noch schwer zu kontrollieren. Für einen ungeübten oder überraschten Fahrer ist ein Unfall kaum noch aufzuhalten.

Erinnerungen an Toyota

Das Problem ist offenbar alles andere als neu: GM-Ingenieure hatten bereits vor 13 Jahren erstmals Probleme mit dem Zündschloss ("Ignition Switch") registriert. Seitdem sind dadurch nach Angaben des Unternehmens bei Unfällen zwölf Menschen gestorben. Verbraucherschützer gehen aber von deutlich mehr Todesopfern aus. Nach ähnlich schwerwiegenden Vorwürfen hatten die US-Behörden dem japanischen Autobauer Toyota im Jahr 2010 mit umfangreichen Konsequenzen gedroht - allerdings stellten sich die Verdachtsmomente nach eingehender Prüfung schließlich haltlos heraus.

Bei GM sieht das ganz anders aus. Konzernchefin Barra hat die Probleme, die aus der Zeit ihrer Vorgänger stammen, längst eingestanden. Barra bleibt nichts anderes übrig als aufzuräumen. Denn die potenziell tödlichen Mängel überschatten längst auch die geschäftlichen Perspektiven des gerade erst wieder erstarkenden Konzerns. Neben einer Zivilklage ermitteln auch die US-Behörden gegen das Unternehmen, das im Zuge der großen Konjunktureinbrüche nach der Finanzkrise zeitweise vom Staat gestützt werden musste.

Erfolgsmodell Cruze gestoppt

Unabhängig vom aktuellen Rückruf hatte der Mutterkonzern des deutschen Autobauers Opel auch den Verkauf einiger Modelle der Marke Chevrolet Cruze überraschend gestoppt. Die Händler hätten eine entsprechende Anweisung erhalten, teilte der US-Konzern mit, ohne einen Grund für den ungewöhnlichen Schritt zu nennen. Es handele sich dabei aber nicht um einen Rückruf, hieß es.

Der Verkaufsstopp betreffe Cruze-Modelle der Baujahre 2013 und 2014 mit einem 1,4-Liter-Turbo-Diesel-Motor, die noch unverkauft bei den Händlern stünden. GM bietet den Cruze mit verschiedenen Motortypen an. Im vergangenen Jahr steigerte GM den Cruze-Absatz um 4,4 Prozent auf 248.224 Pkw. Der Cruze ist das erste weltweit angebotene Modell der GM-Marke Chevrolet und kam im vergangenen Jahr in der Rangliste der meistverkauften Autos der Welt auf Platz 5.

An der Börse löste die Entscheidung zunächst abwartende Reaktionen aus: Für GM könnte der Verkaufsstopp einen Rückschlag bedeuten, hatten Beobachter die Entscheidung kommentiert. Die GM-Aktie ging mit einem leichten Aufschlag von 0,6 Prozent bei 34,73 Dollar aus dem Handel - noch bevor der Konzern seinen neuen Rückruf bekannt gab.

Quelle: ntv.de, mmo/dpa/rts

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen