Wirtschaft

Überkapazitäten und Billig-Importe Für Thyssenkrupp kommt Erholung zu spät

China überschwemmt den weltweiten Stahlmarkt. Zudem drückt die geringe Nachfrage auf die Preise. Und so schmelzen die Jahresziele für den Mischkonzern ThyssenKrupp dahin.

Angesichts des kriselnden Stahlgeschäfts rückt der Mischkonzern Thyssenkrupp von seinen bisherigen Jahreszielen ab. Dem Unternehmen machen vor allem Billig-Importe aus China und der Preisdruck infolge einer schwachen Nachfrage zu schaffen. Nach der Hälfte des Geschäftsjahres liegt der Umsatz mit 19,4 Milliarden bereits gut ein Zehntel hinter dem Vorjahreswert, wie das Unternehmen mitteilte. Unter dem Strich rutschte der Konzern wieder in die Verlustzone.

Thyssenkrupp
Thyssenkrupp 4,51

Für Konzernchef Heinrich Hiesinger spiegelt das Halbjahresergebnis noch die sehr schwache Situation auf den Werkstoffmärkten wider. Zwar gebe es inzwischen eine Erholung. Doch setze die wesentlich später ein, als angenommen  - mit entsprechenden Auswirkungen auf das Zahlenwerk.

Das bereinigte operative Ergebnis (bereinigtes Ebit) sank im Sechs-Monats-Zeitraum auf Jahressicht von 722 Millionen auf 560 Millionen Euro. Im zweiten Geschäftsquartal betrug der Rückgang gut ein Fünftel. Zwar erwirtschafteten alle Industriegütergeschäfte mehr. Doch reichte dies nicht, um die Rückgänge im Werkstoffgeschäfte auszugleichen.

Sparprogramm soll Gewinn retten

Letztlich stand unter dem Strich damit zur Halbzeit ein Minus von 9 Millionen Euro. Vor einem Jahr hatte der Konzern noch 88 Millionen Euro verdient. Abzüglich der Minderheitenanteile blieben mit 37 Millionen Euro fast zwei Drittel weniger als vor Jahresfrist. Immerhin blieb das Ergebnis mit 45 Millionen Euro nach dem zweiten Quartal stabil.

Für das Geschäftsjahr 2015/16 peilt Thyssenkrupp nun ein bereinigtes Ebit von mindestens 1,4 Milliarden Euro an. Bislang allerdings hatte sich der Konzern 1,6 Milliarden bis 1,9 Milliarden Euro vorgenommen und einen Überschuss deutlich über den zuletzt erzielten 268 Millionen Euro erwartet. Nun soll hier lediglich das Vorjahresniveau von 210 Millionen Euro erreicht werden - mithilfe des Sparprogramms.

Schulden wachsen - Rücklagen schmelzen

Obendrein verschärfte sich auch die Finanzlage wieder: Die Nettoschulden stiegen innerhalb von drei Monaten um rund 400 Millionen auf 4,8 Milliarden Euro. Wie üblich stockte Konzern zu Jahresbeginn seine Vorräte auf. Zugleich aber schmolz das Eigenkapital um 600 Millionen auf 2,8 Milliarden Euro. Dabei schlugen sich vor allem die Folgen des historischen Zinstiefs nieder, weil der Konzern die Rückstellungen für seine Pensionsverpflichtungen neu bewerten musste.

Grund für die dünnen Finanzpolster sind immer noch die Fehlinvestitionen in den vor mehr als zehn Jahren begonnenen Bau von zwei Stahlwerken in Brasilien und den USA. Sie haben für Milliardenverluste gesorgt und die Substanz des Konzerns aufgezehrt. Während das Werk in den USA seit gut zwei Jahren verkauft ist, lastet die Anlage in Brasilien weiter auf dem Konzern. Sie steckt noch tief in den roten Zahlen. Das Werk soll möglichst schnell verkauft werden. Ein Hindernis dafür räumte der Konzern zuletzt aus dem Weg, indem er sich mit dem brasilianischen Bergbaukonzern Vale auf die Übernahme von dessen 27-prozentigem Anteil an der Anlage in der Nähe von Rio de Janeiro einigte.

Derweil hoffen viele Analysten auch auf Fortschritte im europäischen Stahlgeschäft. Zuletzt gab es nicht dementierte Gerüchte über einen möglichen Zusammenschluss des Thyssenkrupp-Stahlwerks Duisburg mit den niederländischen Aktivitäten des indischen Konzerns Tata Steel.

Quelle: ntv.de, jwu/rts/DJ/dpa

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