Wirtschaft

Gebührenstreit am Großflughafen Fraport kommt Lufthansa entgegen

Fraport-Chef Schulte öffnet den Flughafen Frankfurt für Billigflieger wie Ryanair: Die Lufthansa verlangt ebenfalls Rabatte.

Fraport-Chef Schulte öffnet den Flughafen Frankfurt für Billigflieger wie Ryanair: Die Lufthansa verlangt ebenfalls Rabatte.

(Foto: picture alliance / Andreas Arnol)

Der Streit ist vorerst beigelegt: Deutschlands größte Fluggesellschaft und der Betreiber des wichtigsten Drehkreuzes im Land kommen bei den Gebühren zu einer gütlichen Einigung. Insidern zufolge spart die Lufthansa dadurch Millionen.

Die Deutsche Lufthansa und der Flughafenbetreiber Fraport haben ihren Streit über Gebühren am Frankfurter Flughafen teilweise beigelegt. Mit einem Bündel von Maßnahmen wollen der Dax-Konzern und das MDax-Unternehmen "die Voraussetzungen schaffen, dass Lufthansa auch in den kommenden Jahren in Frankfurt weiter wachsen kann".

Zu den vereinbarten Maßnahmen gehört eine intensivere Zusammenarbeit zum Beispiel bei der Passagierabfertigung und bei der Terminalnutzung. Durch eine bessere Auslastung der Infrastruktur und eine bessere Vorplanung der Passagierentwicklung sollten Kosten reduziert werden, teilten die beiden Unternehmen übereinstimmend mit. Damit solle ein "weiteres Wachstum der Lufthansa" am Standort Frankfurt ermöglicht werden. Außerdem plant Fraport der Erklärung zufolge, die Gebühren etwa für das Landen, Starten und Abstellen von Flugzeugen im Jahr 2018 nicht zu erhöhen.

Heimatbasis Frankfurt

Lufthansa-Vorstand Harry Hohmeister wertete die Einigung als "wichtigen Schritt in die richtige Richtung". Dies sei "der Auftakt zu weiteren Gesprächen, die eine mittel- und langfristige Intensivierung unserer Partnerschaft zum Ziel haben". Fraport-Chef Stefan Schulte erklärte, die Unternehmen hätten "eine Vielzahl von Themenfeldern identifiziert, an denen wir jetzt weiter arbeiten wollen". Beide kündigten an, nun Gespräche über "eine mittel- und langfristige Partnerschaft" zu führen.

Anlass des seit Monaten schwelenden Streits zwischen Fraport und Lufthansa sind ein neues Rabatt-Modell von Fraport und vereinfachte Abläufe an Deutschlands größtem Flughafen, von denen besonders der Neukunde und Lufthansa-Konkurrent Ryanair profitiert. Fraport gewährt Airlines seit diesem Jahr etwa Nachlässe für die Passagierentgelte auf neu eröffneten Strecken. Alteingesessene Linien wie Lufthansa und Condor hatten gegen die neuen Konditionen heftig protestiert. Aus Lufthansa-Kreisen hieß es, dass das Unternehmen in den anstehenden Gesprächen weiter auf ähnliche Rabatte wie für Ryanair dringen werde.

München winkt im Hintergrund

Fraport-Chef Schulte will den Billigflug-Anteil in Frankfurt kräftig ausbauen, um den Flughafen an dem wachsenden Markt teilhaben zu lassen. Damit riskierte er allerdings auch die offene Konfrontation mit seinem wichtigsten Großkunden: Die größte deutsche Airline liegt mit dem Flughafenbetreiber über Kreuz, seit dieser den Flughafen Ende 2016 für das Billigsegment öffnete und den Billigflieger Ryanair mit attraktiven Rabatte bei den Gebühren nach Frankfurt lockte.

Aus Sicht der Lufthansa torpedierte der Betreiber mit diesem Schritt die jahrzehntelange Zusammenarbeit zwischen den beiden Unternehmen. Zudem fürchtet die Lufthansa-Spitze die neue Konkurrenz durch Ryanair auf einigen wichtigen innereuropäischen und innerdeutschen Strecken. Um den Iren im Markt für Flugreisen Paroli zu bieten, erwägt Lufthansa-Chef Carsten Spohr für 2018 den Start der hauseigenen Günstig-Airline Eurowings am Rhein-Main-Flughafen. Der dürfte in den ersten drei Jahren die gleiche Anschubfinanzierung bekommen wie Ryanair. Fraport habe, so heißt es, die Rabatte nämlich erst kürzlich verlängert.

Für beide Seiten steht viel auf dem Spiel: Die Lufthansa - die Frankfurt als ihren Heimatflughafen ansieht - kündigte vergangenen Monat demonstrativ an, fünf Riesen-Airbus A380 vom Flughafen Frankfurt am Main nach München zu verlegen. Das Drehkreuz dort, der Flughafen "Franz Josef Strauß", ist der wichtigste Standortkonkurrent von Fraport. Die Münchner holen bei den Passagierzahlen seit Jahren kräftig auf.

Die nun getroffenen Vereinbarungen über Kostensenkungen dürften der Lufthansa nach Einschätzung von Branchenkennern Einsparungen in Millionenhöhe bringen. Das Volumen der Entlastung für die Lufthansa liege im niedrigen zweistelligen Millionen-Bereich pro Jahr, erklärten Insider. Sprecher von Lufthansa und Fraport wollten sich zu finanziellen Details der Vereinbarung nicht äußern.

Geldmaschine Flughafen-Terminal

Die anstehenden Verhandlungen zu den "mittel- und langfristigen" Perspektiven der Partnerschaft dürften Beobachtern zufolge dagegen schwierig werden. Die Lufthansa poche auf eine Beteiligung an den Erträgen, die Fraport mit Shops und Flughafen-Restaurants am Airport erzielt. Aus Sicht der Airline wäre ein solcher Schritt fair, da zwei von drei Passagieren mit der Lufthansa zu Deutschlands größtem Flughafen fliegen. Die Lufthansa schleust dem Flughafenbetreiber also den Großteil jener Kunden zu, die zu den hohen Umsätzen in den Ladenzeilen am Airport beitragen.

Vorbild für eine solche Regelung ist das zweite Lufthansa-Drehkreuz München, wo die Fluglinie 40 Prozent der Anteile an einem Terminal hält und dementsprechend an den Umsätzen beteiligt ist. Fraport sperrt sich allerdings gegen die Idee, eine solche Umsatzbeteiligung nach dem Vorbild der Münchner in Frankfurt zu übernehmen.

Quelle: ntv.de, mmo/AFP/dpa/rts

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