Wirtschaft

Nach weggeschnapptem Mega-Auftrag Franzosen wollen Marinebündnis mit Thyssen

Europas Werften können angesichts knapper Verteidigungsbudgets immer weniger mit Aufträgen der eigenen Regierungen rechnen.

Europas Werften können angesichts knapper Verteidigungsbudgets immer weniger mit Aufträgen der eigenen Regierungen rechnen.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Erst kommt Schiffbauer DCNS dem Dax-Konzern Thyssenkrupp bei einem Milliardenauftrag zuvor. Nun reichen die Franzosen den Deutschen die Hand. Mit einer Kooperation sei man besser für den Wettbewerb auf dem Rüstungs-Weltmarkt gewappnet, heißt es.

Der französische Schiffbauer DCNS bietet dem deutschen Wettbewerber Thyssenkrupp eine Zusammenarbeit an. "Wir sind bereit für Gespräche, sobald die deutsche Seite den Verlust überwunden hat", sagte DCNS-Strategievorstand Andreas Loewenstein der Süddeutschen Zeitung mit Blick auf den Milliardenauftrag aus Australien, bei dem sich die Franzosen jüngst gegen Thyssenkrupp durchgesetzt hatten. "Wir sind bereit, der deutschen Seite eine strategische Position zu garantieren."

Thyssenkrupp
Thyssenkrupp 4,52

Loewenstein zufolge könnte eine Annäherung sachte beginnen, etwa mit einer Gemeinschaftsfirma zum Bau von kleinen Serviceschiffen. "Ziel muss sein, eine langfristig lebensfähige europäische Industrie zu bauen", so Loewenstein gegenüber der Zeitung.

Der Manager hat einst bei EADS die Fusion europäischer Unternehmen zu dem Luftfahrtfahrtkonzern betreut. Seit 2010 ist er bei DCNS - wo er, wie er sagt, als gebürtiger Deutscher genau dafür eingestellt wurde, um auch bei den Kampfschiff-Herstellern die europäische Einigung voranzutreiben. So ein Marinebündnis ist schon seit Jahren immer wieder ein Thema.

Weniger Aufträge der eigenen Regierungen

Bedeutung für eine deutsch-französische Allianz hat auch die Branchensituation bei Kriegsschiffen: Europas Werften können angesichts knapper Verteidigungsbudgets immer weniger mit Aufträgen der eigenen Regierungen rechnen.

Am Weltmarkt haben Rüstungsgüter in Zeiten zunehmender geopolitischer Spannungen zwar Hochkonjunktur. Davon profitieren jedoch andere. So ist etwa der DCNS-Konzern - der größer ist als das Pendant bei Thyssenkrupp - Loewenstein zufolge trotz einer Umsatzsteigerung von 2 Milliarden auf 3 Milliarden Euro in der Rangliste der Kampfschiffbauer vom fünften auf den achten Platz abgerutscht. Russische und asiatische Wettbewerber verdrängen die Europäer.

"Es kann gut sein, dass die Kleinen verschwinden"

"Die Frage ist angesichts hoher Investitionen in Technologie, wie viele von uns überleben", so Loewenstein. "Es kann gut sein, dass die Kleinen verschwinden." Zusammen hätten DCNS und Thyssenkrupp Marine Systems ein "starkes Produktportfolio" - wobei die deutsche Stärke bei kleinen, konventionellen U-Booten liege. DCNS baue dagegen auch große U-Boote.

Am Aktienmarkt werden die Aussagen des französischen Managers leicht positiv für die Aktie von Thyssenkrupp gewertet. "Vor allem die Andeutung von sehr viel weiter gehenden Schritten bis hin zur Fusion der Werftsparten sind positiv für Thyssen", sagt ein Händler. Dies könne das Sentiment für die Aktie verbessern. Im vorbörslichen Handel legt das Papier um knapp 1 Prozent zu.

Quelle: ntv.de, kst/DJ

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