Wirtschaft

Chefwechsel bei der Lufthansa Franz verlässt Airline im Steigflug

Christoph Franz (links) übergibt den Stab an Carsten Spohr.

Christoph Franz (links) übergibt den Stab an Carsten Spohr.

(Foto: dpa)

Der scheidende Lufthansa-Chef Franz übergibt den Steuerknüppel an seinen Nachfolger Spohr. Der übernimmt ein Unternehmen, bei dem einiges in Bewegung gekommen ist. Er muss aber auch Konflikte befrieden.

Nach nur 40 Monaten an der Spitze der Lufthansa verlässt Christoph Franz die Fluggesellschaft bereits wieder. Zur Hauptversammlung am 29. April in Hamburg übergibt der 53-Jährige die Geschäftsführung an seinen Nachfolger Carsten Spohr, der bislang die zentrale Passagiersparte des größten Luftverkehrskonzerns in Europa geführt hat. Der 47-Jährige Spohr, der erst nach einer quälend langen Personalsuche auf dem Chefsessel Platz nehmen darf, übernimmt ein Unternehmen im Steigflug.

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Auf den ersten Blick scheinen die Zahlen des Dax-Konzerns für 2013 alles andere als berauschend zu sein: Der Umsatz stagniert bei rund 30 Milliarden Euro und wirft trotz dieser Dimension unter dem Strich nur einen Gewinn von 313 Millionen Euro ab. Die geplante Dividende von 45 Cent pro Anteil musste Franz schon mit einem bereinigten operativen Gewinn von einer runden Milliarde begründen, aus dem das Unternehmen unter anderem die Kosten für neue Kabinenausstattungen heraus gerechnet hat.

Die Lufthansa-Amtszeit des zum Pharma-Riesen Roche wechselnden Franz wird eng mit dem Sparprogramm "Score" verbunden: Um das Ergebnis zu verbessen, hat die Lufthansa nach eigenen Angaben inzwischen mehr als 4000 Einzelmaßnahmen und Projekte angeschoben. Und bis zuletzt lässt Franz keinen Zweifel: Das Sparen muss weitergehen. Dass dabei auch manche alte Idee mit eingebracht wurde, hat den technisch-nüchternen Konzernchef nicht gestört. Hauptsache, alle marschieren gemeinsam los, damit auch die Bremser nicht zurückbleiben können, lautete seine Devise.

Ehrgeiziges Ziel für 2015

Auch profitable Geschäftsfelder wie die Lufthansa Technik oder die Catering-Tochter LSG Sky Chefs mussten kräftig mit sparen. Wichtig waren der nahezu geräuschlose Abschied von der ineffizienten Regionalfliegerflotte sowie die Verlagerung vieler Europaflüge auf die kostengünstigere Tochter Germanwings. Es sind die guten Aussichten, die den Aktienkurs der Lufthansa in den vergangenen Monaten in seit 2007 nicht mehr erreichte Höhen von um die 20 Euro getrieben haben. "Score ist auf Kurs.

Die Entwicklung ist nachhaltig", hat Franz bei der Vorlage der Zahlen erklärt. Bereits für 2015 will Lufthansa nach seinen Vorgaben einen operativen Gewinn von 2,65 Milliarden Euro ausweisen. 2013 wurden nicht einmal 700 Millionen Euro erreicht.

Bei seinem harten Sparkurs habe der "halb-externe" Manager Franz handeln können, ohne allzu große Rücksichten zu nehmen, so Analyst Jürgen Pieper von der Frankfurter Privatbank Metzler. So ist es unter anderem gelungen, 3500 Verwaltungsjobs zu streichen, die historische Firmenzentrale in Köln zu schließen und große Teile der IT auszulagern. Franz hatte zwar bei der Lufthansa angefangen, war dann aber zur Bahn gewechselt und kehrte als Swiss-Sanierer zum Kranich zurück.

Heftige Tarifkonflikte

In seiner Amtszeit wurde auch die Konzernspitze deutlich weiblicher: Mit Arbeitsdirektorin Bettina Volkens und Finanzchefin Simone Menne stellen die Frauen 40 Prozent des Konzernvorstands. Weniger erfolgreich war Franz beim Vermeiden heftiger Tarifkonflikte mit der selbstbewussten Belegschaft, die um alte Privilegien ringt: Jede Beschäftigtengruppe hat in seiner Zeit gestreikt, zuletzt die Piloten im bislang längsten Arbeitskampf der Unternehmensgeschichte über volle drei Tage. Offen sprechen die Piloten aus, dass sie nicht bereit sind, zugunsten der Aktionäre auf ihre Übergangsversorgung zu verzichten.

Eine Lösung des Konflikts steht noch aus und weitere Arbeitskämpfe sind bereits abzusehen. Für die Zukunft sieht Franz die Lufthansa dennoch gerüstet, wenn es gelingt, die bei Score eingeübte Veränderungsbereitschaft zu erhalten: "Wir haben gelernt, uns zu verändern. Jetzt geht es darum, die permanente Veränderung in den genetischen Code des Unternehmens zu übernehmen."

Ohne es an die große Glocke zu hängen, haben Franz und Spohr das Sparprogramm längst verlängert. Auch im Jahr 2015 werden noch neue Sparprojekte gestartet, das Projektteam bleibt vorerst zusammen. Eigentlich, findet zumindest der scheidende Chef, müsse die Steuereinheit mit etwa 50 Leuten dauerhaft erhalten bleiben, um immer neue Projekte anzuschieben. Ein eigens eingeführtes Controlling-Werkzeug, das den tatsächlichen Effekt der einzelnen Sparmaßnahmen misst, gibt Lufthansa nicht mehr aus der Hand.

Dazu passen auch die Aussagen des scheidenden Lufthansa-Chefs Mitte April: "Die Zitrone ist nie ausgequetscht, uns fällt immer noch etwas Neues ein", sagte Franz und fügte hinzu: "Wir müssen jedes Jahr effizienter werden." Auch bei ihrem Gewinnziel für 2015 befinde sich die Lufthansa noch nicht auf der Ziellinie. "Es geht jetzt darum, am Ball zu bleiben, und sich da, wo sich die Umwelt verändert, anzupassen."

Quelle: ntv.de, Christian Ebner, dpa

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