Wirtschaft

Mit Luxuslinie raus aus der Masse? Ford greift Audi, BMW und Daimler an

Ford Vignale-Modell auf der IAA

Ford Vignale-Modell auf der IAA

(Foto: REUTERS)

Die deutschen Premiumhersteller fahren nahezu ungebremst durch die Absatzkrise. Die Massenhersteller bekommen die Kaufzurückhaltung dagegen direkt zu spüren. Aber Ford und Co haben daraus gelernt: Aufwertung heißt das Zauberwort.

Der US-Autobauer Ford will den deutschen Oberklasse-Herstellern mit einer gehobeneren Ausstattung seiner Fahrzeuge Kunden abjagen. Dazu führt der Konkurrent von General Motors, Toyota und Volkswagen mit der Modellbezeichnung "Vignale" in Europa eine Premium-Version ein. Die Fahrzeuge mit Lederausstattung, Chrom-Verzierungen an der Karosserie, PC-Schnittstelle und Vorzugsbetreuung beim Autokauf sollen Kunden anlocken, die sich sonst eher für Modelle von Audi, BMW oder Daimler entscheiden würden. Dadurch will sich Ford auch ein Stück aus der ruinösen Rabattschlacht befreien, die nach sechs Jahren Flaute zwischen den Massenherstellern in Europa tobt.

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Erst vor wenigen Wochen wurde die "Vignale"-Variante der Großraumlimousine S-Max auf einer Messe in Mailand präsentiert. Vom italienischen Flair erhoffen sich die Ford-Strategen eine Aufwertung der Marke, die sonst eher für den Massengeschmack steht. Das Potenzial an Käufern stuft der US-Konzern hoch ein. Jeder sechste S-Max-Besitzer habe vorher einen Wagen einer deutschen Premiummarke gefahren.

"Die Leute vermuten, dass es sehr schwierig ist, an diese Kunden zu verkaufen, aber das stimmt nicht", sagt Europa-Vertriebschef Roelant de Waard. "Es ist eine große Herausforderung, aber die Erfahrungen, die wir auf unseren Kundenveranstaltungen machen, sind gut." De Waard geht davon aus, dass "Vignale"-Modelle bis zu 15 Prozent zum Europa-Absatz beisteuern können.

2015 wieder schwarze Zahlen

Den Anfang der neuen Premium-Serie mit höherer Gewinn-Marge soll der Mittelklassewagen Mondeo machen, der Ende 2014 - zunächst als Grundmodell - neu auf den Markt kommt. In der ersten Jahreshälfte 2015 soll die "Vignale"-Version folgen. Der S-Max soll später im nächsten Jahr als "Vignale" folgen.

Im gleichen Jahr will Ford das erste Mal seit 2010 in Europa wieder schwarze Zahlen schreiben. Im Auftaktquartal 2014 hatte Ford den Vorsteuerverlust zuletzt auf 194 Millionen Dollar mehr als halbiert.

Massenhersteller wollen auch Premium

Dem Trend zu immer höherwertigen Ausstattungen folgen auch andere Massenhersteller. So will Peugeot seine Premium-Linie DS von der Schwestermarke Citroen trennen und erhofft sich so mehr Aufmerksamkeit für seine gehobenen Modelle. Renault bringt die Modellbezeichnung "Initiale Paris" mit dem neuen Espace an den Start, um ebenfalls im Markt der Premiumhersteller aufzufahren.

Der fusionierte Autobauer Fiat Chrysler setzt mit den Marken Jeep, Maserati und Alfa Romeo auf die zahlungskräftigere Kundschaft. Auch Volkswagen hat sich mit dem Golf ein wenig vom Massensegment abgesetzt, indem die Wolfsburger dem Kompaktwagen ein gehobenes Image gegeben haben. Opel bietet sein Flaggschiff Insignia ebenfalls in premiumnahen Versionen an.

Hohe Ansprüche an Qualität und Service

Mit der Aufwertung ihrer Fahrzeuge reagieren Ford, Fiat & Co auch darauf, dass die Premiumautobauer immer stärker in das lange von ihnen dominierte Kompaktsegment vordringen. Experten sind jedoch skeptisch, ob den Massenherstellern der Gegenangriff gelingen kann. "Ich bezweifele, dass die Hersteller von Fahrzeugen für den Massenmarkt ein nennenswertes Volumen im Premiumsegment generieren können", sagt Nikolaus Lang. Der Senior Partner und Automobilexperte der Unternehmensberatung Boston Consulting Group begründet dies damit, dass Luxusauto-Käufer hohe Ansprüche an Qualität und Service hätten und gerade in Deutschland ihrer Marke ausgesprochen treu seien. "Neubewerber haben es da in der Regel sehr schwer."

Es gibt aber auch andere Stimmen: Die Marktforscher von IHS Automotive schätzen, dass Ford seinen Europa-Absatz bis 2020 einschließlich "Vignale"-Modelle um ein Viertel auf 1,65 Millionen Fahrzeuge steigern kann und damit stärker wächst als einige Rivalen. Peugeot Citroen traut IHS ein Plus von 15 Prozent auf rund 2,1 Millionen Einheiten zu, Marktführer VW dürfte sich den Prognosen zufolge um 13 Prozent auf 2,3 Millionen Wagen seiner Kernmarke steigern.

Den größten Sprung erwarten die IHS-Experten jedoch bei der GM-Tochter Opel, denen sie einen Zuwachs um ein Drittel auf 1,38 Millionen Fahrzeuge zutrauen.

Quelle: ntv.de, Andreas Cremer, rts

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