Wirtschaft

Wird Fliegen bald deutlich teurer? Fluglotsen drehen am Preis

Hohe Ansprüche ans Personal: Wer bezahlt für die Flugsicherung?

Hohe Ansprüche ans Personal: Wer bezahlt für die Flugsicherung?

(Foto: DFS Deutsche Flugsicherung GmbH)

Die Fluglotsen wollen ihre Gebühren kräftig erhöhen. Airline-Vertreter reagieren "geschockt" auf die Pläne, die fälligen Gelder um bis zu 30 Prozent anzuheben. Tiefer in die Tasche greifen müssten letztlich wohl die Passagiere.

Arbeitsplatz Tower (hier am Flughafen München): "Wenn diese Ankündigung Wirklichkeit wird, dann zahlen die Fluggesellschaften in Deutschland zukünftig die teuersten Streckengebühren in ganz Europa."

Arbeitsplatz Tower (hier am Flughafen München): "Wenn diese Ankündigung Wirklichkeit wird, dann zahlen die Fluggesellschaften in Deutschland zukünftig die teuersten Streckengebühren in ganz Europa."

(Foto: DFS Deutsche Flugsicherung GmbH)

Aufregung in Luftfahrtbranche: Die Deutsche Flugsicherung (DFS) will ihre Gebühren ab dem kommenden Jahr deutlich erhöhen. Für Fluggesellschaften, die den deutschen Luftraum für den Fracht- und Passagierreiseverkehr nutzen, könnten sich daraus deutliche Mehrbelastungen ergeben.

Als Grund für die Gebührenanhebung nannte das bundeseigene Unternehmen die steigenden Pensionslasten für frühere DFS-Lotsen und unrealistische Vorgaben der Europäischen Union. In Brüssel hätten die zuständigen Experten demnach mit einem deutlich stärkeren Anstieg des Flugverkehrs gerechnet. Diese Prognosen seien nun jedoch nicht in vollem Maße eingetreten, so dass die Gebühren seit Jahren die tatsächlich entstehenden Kosten nicht deckten. Dies müsse für den nächsten Planungszeitraum von 2015 bis 2019 korrigiert werden.

Auf dem Tisch liege ein Vorschlag, die Gebühren über einen Zeitraum von fünf Jahren um insgesamt 300 Millionen Euro zu erhöhen, erklärte ein DFS-Sprecher. Festgesetzt werden die Gebühren vom Bundesaufsichtsamt für Flugsicherheit (BAF). Die Fluggesellschaften reagierten Branchenbeobachtern "geschockt" auf den Vorschlag.

Wenn die Gesellschaften diese Mehrbelastung an die Kunden weiterreichen, dann dürfte das Fliegen in Deutschland möglicherweise deutlich teurer werden. Die Gebühren werden üblicherweise auf die Tickets umgelegt.

Nebenwirkungen der Niedrigzinsen

Die DFS will die Gebühren für ihre Lotsen-Leistungen ab dem kommenden Jahr um rund 30 Prozent erhöhen, wie ein BAF-Sprecher bestätigte. Eine Entscheidung sei noch nicht gefallen, hieß es. Der Aufsichtsbehörde zufolge ist ein rundes Drittel der geplanten Gebührenerhöhung auf die Pensionslasten zurückzuführen. Wie andere Unternehmen auch leide die DFS darunter, dass am Kapitalmarkt wegen der niedrigen Zinsen kaum noch Renditen zu erzielen seien, sagte eine Sprecherin.

Der Bundesverband der Deutschen Fluggesellschaften (BDF) reagierte entsetzt auf die DFS-Vorschläge mit jährlichen Mehrbelastungen von 300 Millionen Euro. "Wenn diese Ankündigung Wirklichkeit wird, dann zahlen die Fluggesellschaften in Deutschland zukünftig die teuersten Streckengebühren in ganz Europa. Das wird nicht ohne nachhaltigen Schaden am Luftverkehrsstandort Deutschland vorbeigehen", erklärte BDF-Geschäftsführer Michael Engel.

Flug-Prognosen viel zu hoch

Ein Problem scheint die Bewertung der Pensionslasten zu sein, die von der DFS als privatrechtliche Gesellschaft mit einkalkuliert werden müssen. "Anders als bei den staatlich organisierten Flugsicherungen anderer europäischer Länder legt die DFS deshalb ihre Kosten für die betriebliche Altersversorgung voll auf ihre Gebühren um", kritisieren die Fluggesellschaften.

Dass die Prognosen zum Flugverkehr um etwa 10 Prozent zu hoch ausgefallen seien, liege nicht zuletzt an der vom Bund eingeführten Luftverkehrssteuer, erklärte Engel. Die bundeseigene DFS versuche nun, ihre von dieser Steuer verursachten Mindereinnahmen auszugleichen.

Die Entscheidung über die künftigen Fluggebühren liegt zunächst beim Bundesverkehrsministerium, das einen Gebührenvorschlag über fünf Jahre vom Aufsichtsamt erwartet und dann an die EU-Kommission weiterleitet. Die EU will erklärtermaßen die Flugsicherungskosten über Europa senken, kommt aber bei der Vereinheitlichung der 28 Flugsicherungen nur sehr langsam voran.

Maximal Stress, maximal Verantwortung

Einem Bericht des "Spiegel" zufolge gehen die Frührentenmodelle der DFS noch über die Regelungen für die Lufthansa-Piloten hinaus. Die Lotsen dürften schon ab dem 52. Lebensjahr mit rund 60 Prozent ihrer letzten Bezüge ausscheiden, wenn sie mindestens 15 Jahre Dienst im Tower geleistet haben.

Wer bis 55 bleibt, erhalte sogar 70 Prozent seiner letzten Vergütung. Jüngere dienstunfähige Lotsen bekämen in der Regel Ersatzarbeitsplätze angeboten. Doch auch wer ablehne, erhalte noch bis zu 40 Prozent seines früheren Gehalts und eine Einmalzahlung von mehreren Zehntausend Euro.

Quelle: ntv.de, mmo/dpa

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