Wirtschaft

Der nächste große Krisenherd? Fitch sorgt sich um Brasilien

Großzügige Kreditvergabe: Die Problemlage muss Europäern vertraut vorkommen.

Großzügige Kreditvergabe: Die Problemlage muss Europäern vertraut vorkommen.

(Foto: REUTERS)

Das dynamische Wachstum der aufstrebenden Schwellenländer erweist sich in den Jahren nach der Finanzkrise als wichtige Stütze der Weltwirtschaft. Jetzt erkennen Experten von Fitch Probleme. Die Ratingagentur warnt vor Schwierigkeiten.

Brasilien - das "B" in der BRIC-Story.

Brasilien - das "B" in der BRIC-Story.

(Foto: picture alliance / dpa)

Brasiliens staatliche Banken könnten der Ratingagentur Fitch zufolge im Fall einer anhaltenden Konjunkturflaute ihre zuletzt übereifrige Kreditvergabe bereuen. Die Institute müssten dann in den kommenden zwei Jahren einen  Anstieg fauler Kredite bewältigen und benötigten möglicherweise frisches Geld, sagte Fitch-Analyst Franklin Santarelli.

Im vergangenen Jahr steigerten die Staatsbanken ihre Kreditvergabe viermal so schnell wie private Banken, im Februar entfiel mehr als die Hälfte des gesamten Kredit-Neugeschäfts auf staatliche Institute, fasste der Fitch-Experte die Entwicklung zusammen.

Dieses hohe Wachstum dürften die Institute aber nicht auf lange Frist beibehalten, warnte Santarelli. Brasiliens Wirtschaft verlor zuletzt nach mehreren Boomjahren massiv an Schwung. Das Wachstum lag 2012 lediglich bei 0,9 Prozent - vor zwei Jahren waren es noch 7,5 Prozent.

Das Ende der BRIC-Geschichte?

Dynamisches Wachstum in Brasilien bildete über Jahre eine verlässliche Kraftquelle für den Aufschwung der aufstrebenden Schwellenländer. Anlagestrategen fassten das Land mit weiteren Wachstumsträgern zur Gruppe der sogenannten BRIC-Staaten zusammen. Neben Brasilien zählen dazu Russland, Indien und China.

Eine größere Krise in Brasilien dürfte über Umwege bald auch die Eurozone erreichen. Spaniens Großbanken sind zum Teil massiv in südamerikanischen Märkten investiert.

Während Fitch sich den Problemen in Brasilien zuwendet, melden sich die Analysten der Ratingagentur Moody's mit einer weiteren Einschätzung zur Lage in Spanien zu Wort. Das krisengeschüttelte Euro-Land muss demnach um seine Bonitätsbewertung bangen. Moody's verwies auf Risiken, die sich aus dem spanischen Haushaltsdefizit ergeben.

Moody's zweifelt an Madrid

Die Regierung habe an Vertrauen verloren, indem sie die Haushaltsziele 2012 nicht erreicht und Etat-Daten mehrmals revidiert habe, kritisierten die Bonitätswächter. Dem hoch verschuldeten Land droht bei einer weiteren Herabstufung in der Systematik der Moody's-Analysten der gefürchtete "Ramsch"-Status. Moody's benotet Spanien derzeit noch mit "Baa3" - das ist nur noch eine Stufe über jenem Niveau, ab dem Anlagestrategen von hoch riskanten "Ramsch"-Anlagen sprechen. Anpassungsbewegungen am Kapitalmarkt kämen in einem solchen Fall nicht überraschend.

Den Ausblick für Spanien setzte Moody's auf "negativ". Madrid konnte das Defizit im vergangenen Jahr auf sieben Prozent senken und verfehlte damit das Ziel von 6,3 Prozent. Es sei auch unwahrscheinlich, dass Spanien in diesem Jahr wie geplant ein Defizit von 4,5 Prozent schaffe, erklärten die Moody's-Experten. Neue Erschütterungen - etwa durch die von Fitch befürchteten Probleme in Brasilien - dürften dieses Ziel schlimmstenfalls zusätzlich gefährden.

Quelle: ntv.de, mmo/rts

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen