Wirtschaft

Mindestannahmequote erreicht Finanzinvestoren glückt Stada-Übernahme

Fünfjährige Beschäftigungsgarantie für Stada-Vorstand.

Fünfjährige Beschäftigungsgarantie für Stada-Vorstand.

(Foto: dpa)

Die Hängepartie bei Stada hat ein Ende. Den Beteiligungsgesellschaften Bain und Cinven gelingt der Kauf des Arzneimittelherstellers. Dennoch war es eine Zitterpartie, denn die Annahmequote lag nur knapp über den geforderten 63 Prozent.

Die bislang größte Übernahme eines börsennotierten Unternehmens aus Deutschland durch Finanzinvestoren ist perfekt. Nach langer Zitterpartie ist den Beteiligungsgesellschaften Bain und Cinven der bis zu 5,3 Milliarden Euro schwere Kauf des Arzneimittelherstellers Stada doch noch gelungen. "Wir sind froh, dass die Frage der zukünftigen Eigentümerstruktur nun geklärt ist", sagte Stada-Interimschef Engelbert Tjeenk Willink. Das Unternehmen könne sich nun wieder aufs operative Geschäft konzentrieren. "Ich bin froh, dass die unselige Hängepartie bei Stada endlich ein Ende hat", sagte auch Ralf Erkens von der Gewerkschaft IG BCE.

Bain Capital und Cinven gelang die Übernahme nur knapp. Erst 36 Stunden nach Ablauf der Annahmefrist stand fest, dass ihnen mehr als die geforderten 63 Prozent der Stada-Anteilseigner ihre Aktien angeboten haben. Die Annahmequote lag bei 63,85 Prozent.

Die Finanzinvestoren wollen dem Hersteller von Nachahmer-Medikamenten und frei verkäuflichen Markenprodukten wie Ladival Sonnenmilch und Grippostad bei seiner Expansion unter die Arme greifen. "Bain Capital und Cinven wollen einen wertvollen Beitrag zum weiteren Wachstum von Stada leisten - sowohl durch Investitionen in die organische Expansion als auch durch Akquisitionen", erklärten Cinven-Deutschland-Chef Bruno Schick und Cinven-Partner Supraj Rajagopalan.

Der Stada-Vorstand hatte sich Beschäftigungsgarantien über fünf Jahre zusichern lassen. "Es ist gut, dass sich die Verantwortlichen im Vorstand und beim neuen Eigentümer nun intensiv um die angekündigte Wachstumsstrategie kümmern können", sagte Gewerkschafter Erkens. Die IG BCE erwarte gute und verlässliche Arbeitsbedingungen für alle Stada-Mitarbeiter.

Offen ist, wer den Arzneimittelhersteller künftig führt. Willink und Finanzchef Bernhard Düttmann, die nach dem Scheitern des ersten Anlaufs zur Übernahme an Bord gekommen waren, wollen nur bis zum Jahresende bleiben. Sie hatten sich für den Verkauf an Bain und Cinven stark gemacht und bei einem Scheitern vor einer Zerschlagung von Stada gewarnt. Finanzinvestoren bringen aber häufig ihre eigenen Manager mit.

Noch zwei Wochen Zeit

Stada-Aktionäre, die das Angebot nicht angenommen haben, können das noch zwei Wochen lang bis zum 1. September nachholen. Indexfonds etwa dürfen ihre Aktien nur abgeben, wenn die Übernahme in trockenen Tüchern ist. Damit hoffen Bain und Cinven, die Schwelle von 75 Prozent der Anteile zu überschreiten, wie Analyst Volker Braun vom Bankhaus Lampe sagte. Damit könnten sie einen Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrag schließen, der ihnen Zugriff auf die Kasse von Stada gäbe. Die Finanzierung der Übernahme sei aber auch so gesichert, sagte ein Insider.

Ein Beherrschungsvertrag würde ein Abfindungsangebot an die übrigen Aktionäre nach sich ziehen, dessen Höhe auch gerichtlich überprüft werden kann. Viele Investoren spekulieren darauf, dass die Abfindung höher ausfällt als die bisher gebotenen 66,25 Euro. Stada-Aktien legten am Freitag um 14 Prozent auf ein Rekordhoch von 73,45 Euro zu. "Wie bei allen großen Übernahmen schauen wir uns die Aktienkursbewegung routinemäßig an", sagte eine Sprecherin der Finanzaufsicht BaFin.

Wochenlange Zitterpartie

Zünglein an der Waage war der US-Investor Paul Singer mit seinem Fonds Elliott. Er war mit fast zehn Prozent bei Stada eingestiegen und hatte bis zuletzt offengelassen, ob er seine Anteile verkaufen wolle. Einem Bericht der Nachrichtenagentur Bloomberg zufolge hatte er rechtzeitig Zustimmung signalisiert.

Hedgefonds und andere kurzfristig orientierte Investoren hielten zuletzt insgesamt fast die Hälfte der Stada-Anteile. An ihnen war der erste Anlauf von Bain und Cinven gescheitert. 65,5 Prozent der Aktionäre hatten bis Ende Juni ihre Anteile angedient, zu wenig für die damals verlangten 67,5 Prozent. Auch dieses Mal war der Ausgang bis zum Schluss offen - auch weil die Privatanleger, darunter viele Ärzte und Apotheker, in deutlich geringerem Maße mitzogen.

Quelle: ntv.de, wne/rts

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