Wirtschaft

Börsengang steht kurz bevor Ferrari könnte bald zehn Milliarden wert sein

Wie viel der Börsengang letztendlich einbringt, wird erst am Mittwoch klar werden.

Wie viel der Börsengang letztendlich einbringt, wird erst am Mittwoch klar werden.

(Foto: imago/Jan Huebner)

In zwei Tagen will Ferrari an der Börse Gas geben. Rund eine Milliarde Euro könnten in der ersten Runde zusammenkommen. Der Autobauer selbst wirbt damit, resistent gegen Rezessionen zu sein. Auch ein Tabu könnte für die Anleger gebrochen werden.

Nach einer glamourösen Werbetour bei den Investoren steht der lang erwartete Börsengang von Ferrari endlich an der Startlinie. Die Aktie wird voraussichtlich am Dienstag gepreist, einen Tag später soll sie erstmals an der New York Stock Exchange gehandelt werden. Die Investoren werden den Start der Aktie angesichts des hohen Preises für die neuen Aktien und des schwierigen Marktumfelds aufmerksam verfolgen.

Mutterkonzern Fiat Chrysler verkauft im Rahmen des Börsengangs rund zehn Prozent der Ferrari-Anteile. Am oberen Ende der prognostizierten Spanne von 48 bis 52 Dollar würde der Sportwagenhersteller mit 9,8 Milliarden US-Dollar bewertet. Diese Spanne liegt deutlich höher als viele erwartet hatten, als die Börsenpläne vor einem Jahr verkündet wurden. Sie ist allerdings niedriger als Fiat Chrysler selbst angepeilt hat. Dennoch könnte der Konzern mit dem Börsengang rund eine Milliarde Euro einnehmen.

Analysten sind sich uneins

Der faire Wert von Ferrari war von Anfang an das Zentrum intensiver Debatten unter Analysten und Investoren. Direkt nach der Ankündigung des Börsengangs bewerteten viele Analysten den Autohersteller mit 5 bis 7 Milliarden Dollar. Fiat-Chef und Ferrari-Chairman Sergio Marchionne selbst hatte anfangs auf bis zu 13,5 Milliarden Dollar gehofft.

Am oberen Ende der Spanne sei Ferrari vernünftig bewertet und könnte eine verlockende Investitionsmöglichkeit darstellen, sagte Brian Hamilton von Sageworks, das sich auf Finanzanalysen nicht börsennotierter Unternehmen spezialisiert hat.

Manch andere Analysten sind skeptisch, ob sich Ferrari-Aktionäre am Ende wirklich als Sieger fühlen können. "Einige Cheerleader brauchen eine kalte Dusche", warnt Max Warburton vom Analysehaus Bernstein. Ferrari sei wachstumsschwach und verschlinge massive Technologie-Kosten, warnt der Branchenkenner.

Resistent gegenüber Rezessionen?

Obwohl wichtige Aktienmärkte sich zuletzt erholt haben, steht Ferrari einem schwierigen IPO-Markt gegenüber. In den letzten Wochen haben etwa diverse Unternehmen ihre IPOs entweder abgesagt oder verschoben. Darunter der Mobilfunkanbieter Digicel, die Nobelkaufhauskette Neiman Marcus und und die Supermarkt-Kette Albertsons (beide USA).

Marchionne hat argumentiert, Ferrari sei resistent gegenüber Rezessionen, was die starken Ergebnisse seit Beginn des Abschwungs 2007 gezeigt hätten, der anderen Autoherstellern und Luxusgüterkonzernen zugesetzt hat. Ferraris Umsatz und Gewinn gingen zwar 2009 ebenfalls zurück, erholten sich aber relativ schnell wieder und legen seither zu.

Die starken Ergebnisse sind bei dem Sportwagenhersteller üblich, der nach Meinung einiger Analysten mehr als ein Drittel zum Marktwert von Fiat Chrysler beisteuert. Ferraris operative Marge ist drei Mal so hoch wie die des Mutterkonzerns. Ferrari trägt 12 Prozent zum operativen Gewinn von Fiat Chrysler bei, allerdings nur 3 Prozent zum Umsatz.

Absatz soll behutsam gesteigert werden

Eine wichtige Säule der Strategie war lange Zeit die Begrenzung der Ferrari-Produktion auf 7000 Exemplare pro Jahr. Im Schnitt müssen Neukunden ein Jahr auf ihren Ferrari warten. Jetzt will Marchionne den Kurs ändern. Laut Börsenprospekt soll die Produktion 2019 auf 9000 Fahrzeuge steigen. Laut Marchionne könnte das Unternehmen 10.000 Autos im Jahr verkaufen, ohne sein Prestige zu beschädigen. Ihm schwebt vor, die Verkäufe in Märkten wie China anzukurbeln, wo die Nachfrage nach Luxusgütern trotz der Abschwächung hoch ist, und sie in gesättigten Märkten wie Europa und USA stabil zu halten.

"Wir sehen die Produktion von 9000 Autos nun als konservativ an", sagte Adam Wyden von ADW Capital Management. Marchionne habe bei der Roadshow von 7700 produzierten Autos in diesem Jahr gesprochen, bei der Wachstumsrate wäre Ferrari 2019 bei über 10.000 Fahrzeugen angekommen.

Ungewollte Übernahmen verhindern

Nach dem Verkauf von zehn Prozent der Ferrari-Anteile im Rahmen des IPO will Fiat Chrysler die anderen 80 Prozent, die dem Konzern gehören, Anfang kommenden Jahres an seine eigenen Aktionäre verteilen. Die restlichen zehn Prozent liegen bei Piero Ferrari, dem Sohn des Firmengründers Enzo Ferrari.

Nach der Abspaltung werden der Agnelli-Familie, der größten Anteilseignerin von Fiat Chrysler, rund ein Viertel an Ferrari gehören. Der Anteil der Familie, gepaart mit dem von Piero Ferrari, der keine Verkaufspläne hat, sowie dem Loyalitätsprogramm, das langfristigen Aktionären zusätzliche Stimmrechte einräumt, wird Ferrari vor ungewollten Übernahmeangeboten schützen.

Quelle: ntv.de, kst/DJ/dpa

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