Wirtschaft

Teure Aktien Ferrari ist sehr sportlich bewertet

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(Foto: imago/Hindustan Times)

Ferrari steht für schnelle, rote und teure Sportwagen - nun auch für ein teures Börsendebüt. Doch selbst die hohe Bewertung dürfte die Begeisterung für den Börsengang nicht stoppen.

Zum Börsenstart von Sportwagenhersteller Ferrari ist die Euphorie riesengroß. Durch die Platzierung eines Zehn-Prozent-Anteils sammelt Fiat Chrysler rund eine Milliarde Dollar ein und verringert den Anteil an Ferrari auf 80 Prozent. Der Börsenwert der Sportwagentochter liegt damit bei rund zehn Milliarden Dollar. Zehn Prozent der Anteile gehören weiterhin Piero Ferrari, dem Sohn des legendären Firmengründers Enzo. Der Börsengang ist ein enormer Erfolg für Fiat-Chrysler-Chef Sergio Marchionne: Als er Ende Oktober 2014 erstmals ein IPO von Ferrari in Aussicht gestellt hatte, sahen Analysten den Börsenwert zwischen fünf und sieben Mrd. Dollar. Trotz des zuletzt schwierigen Umfelds für Börsengänge in den USA ist es Marchionne aber gelungen, für Ferrari die Bewertung eines Herstellers von Luxusgütern, wie den Modekonzernen Prada und Hermès, durchzusetzen.

Der Hersteller von Luxuskarossen hatte sich von der 2008er-Finanzkrise schnell erholt und in den vergangenen Jahren den Umsatz deutlich gesteigert. Im zweiten Quartal 2015 war der Erlös um fünf Prozent auf 766 Millionen Euro geklettert. Das liegt vor allem daran, dass der Konzern das Absatzwachstum absichtlich begrenzt, um seine Exklusivität zu behalten. Der bereinigte Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) legte um 18 Prozent auf 124 Millionen Euro zu. Die bereinigte operative Marge verbesserte sich damit auf beachtliche 16,2 Prozent. "Ferrari ist eine Legende" wegen seiner Marke und der hervorragenden Gewinnentwicklung, sagte Lapo Elkann, der mit seinem Bruder und Fiat-Aufsichtsratschef John Elkann zur Agnelli-Familie gehört, die den Autohersteller kontrolliert. Bei Ferrari "verkauft man kein Auto, sondern einen Traum", drückte es Elkann aus.

Viel teurer als BMW

Für den Traum greifen Investoren tief in die Tasche. Beim Börsengang übernimmt Ferrari rund 2,8 Milliarden Dollar Schulden von der Mutter. Inklusive der Nettoschulden wird sich der Enterprise Value (EV) – eine für Analysten und Investoren sehr wichtige Kennzahl – von Ferrari auf rund 12,3 Milliarden Dollar belaufen. Angenommen der Konzern schafft es, im nächsten Jahr den operativen Gewinn auf eine Mrd. Euro (aktuell 1,13 Mrd. Dollar) zu steigern – was angesichts der schwachen Weltwirtschaft ambitioniert ist. Dann würde sich der EV, also der Wert des Unternehmens, auf das 10,9fache des operativen Gewinns belaufen.

Etliche Analysten bezweifeln, dass ein so kapitalintensives Geschäft wie das von Ferrari eine so hohe Bewertung wie Prada oder Hermès verdient. Wie hoch die Bewertung von Ferrari ist, zeigt ein Vergleich mit BMW: Der Premiumhersteller peilt für 2015 für das Auto-Geschäft eine Ebit-Marge von acht bis zehn Prozent an. Analysten prognostizieren, dass der Konzern – also inklusive der Bereiche Finanzdienstleistungen und Motorräder - im nächsten Jahr das Ebit um drei Prozent auf 9,5 Milliarden Euro steigern wird. Gemessen daran beläuft sich der Enterprise Value auf das 5,2fache des operativen Gewinns.

Anfang nächsten Jahres steht für Fiat Chrysler eine weitere wichtige Etappe auf dem Programm. Dann soll der 80-Prozent-Anteil an Ferrari an die Fiat-Chrysler-Aktionäre verteilt werden. Etliche Experten gehen davon aus, dass Marchionne anschließend das nächste große Ziel in Angriff nehmen wird: einen Zusammenschluss mit General Motors. "Als richtiger Pokerspieler wird sich Marchionne nicht damit zufrieden geben, Chrysler bekommen zu haben. Er wird nach dem Jackpot – einem Zusammenschluss mit GM – streben", sagte Vincenzo Longo, Stratege bei der IG Group in Mailand zuletzt. "Er ködert die Investoren von GM mit dem Versprechen von milliardenschweren Einsparungen bevor er zum endgültigen Schlag ausholt." Ende August hatte Marchionne gesagt, dass ein kombiniertes Unternehmen 30 Milliarden Dollar Cash pro Jahr generieren könne. Mit GM würde Fiat Chrysler allerdings einen ganz schönen Brocken ins Visier nehmen: Denn während sich der Börsenwert von Fiat Chrysler auf 21,2 Milliarden Dollar beläuft, bringt GM mit 52,5 Milliarden Dollar deutlich mehr Gewicht auf die Waage.

Noch ist also ein kleiner Teil von Ferrari an der Börse, was der Aktie kurzfristig helfen dürfte. Und auch viele Anleger werden sich möglicherweise an das Motto halten, dass "man sich das Auto nicht leisten kann, aber die Aktie schon." Handelbar ist die Aktie bei verschiedenen Aktienbrokern, etwa bei IG, als Aktie oder CFD. Zertifikate sind noch nicht geplant. Am Anfang nächsten Jahres kommt es aber zum Test, wenn die die restlichen 80 Prozent der Ferrari-Aktien auf den Markt kommen. Dann wird sich zeigen, wie viel sie wirklich wert sind.

Quelle: ntv.de

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