Wirtschaft

Abschied vom Schlupfloch Irland? Facebook lenkt bei der Steuer ein

Was passiert hinter den Kulissen? Mit einem Demonstrationsmodell erläutert Facebook in Berlin die Abläufe einer typischen Nutzerabfrage.

Was passiert hinter den Kulissen? Mit einem Demonstrationsmodell erläutert Facebook in Berlin die Abläufe einer typischen Nutzerabfrage.

(Foto: REUTERS)

Das ist mehr als nur eine Geste: Nach scharfer Kritik ändert Facebook den Kurs und rechnet Einnahmen aus dem britischen Werbemarkt künftig auch in Großbritannien ab. Der Netzwerkriese aus den USA dürfte dort bald schon sehr viel mehr Steuern zahlen.

Der US-Konzern Facebook rechnet seine Erträge aus dem Geschäft mit Online-Werbung im britischen Markt künftig nicht mehr über Irland ab. Der Schritt mache die Geschäfte im Vereinigten Königreich "transparenter", teilte das Online-Netzwerk mit.

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Zahlen wollte Facebook nicht nennen. Beobachter gehen allerdings davon aus, dass der Konzern damit künftig deutlich mehr Steuern in Großbritannien zahlen muss. Großbritannien zählt für Facebook neben Deutschland zu den wichtigsten Regionalmärkten in Europa.

Mit der Entscheidung, Einnahmen künftig in Großbritannien zu versteuern, reagiert Facebook auf scharfe Kritik, die sich an der bisherigen Steuerpraxis entzündet hatte: Wie erst kürzlich bekannt wurde, musste das Unternehmen im Jahr 2014 im Vereinigten Königreich nur 4327 Pfund (rund 5570 Euro) Körperschaftssteuer zahlen.

Steuervorteile in Irland

Die Masse der geschäftlichen Aktivitäten wurden bei Facebook bislang über die Europa-Zentrale in Dublin abgerechnet - mit erheblichen Vorteilen für die Gesamtbilanz. Denn in Irland liegt der Unternehmenssteuersatz deutlich niedriger als etwa in Großbritannien oder in vielen anderen Staaten Europas. Kritiker sprechen in diesem Zusammenhang seit Jahren von einer Art Steuerschlupfloch, das sich insbesondere Internetkonzerne aus den USA bei ihren Geschäften in Europa zunutze machen.

Bei Facebook laufen die Geschäfte derzeit glänzend: Im zurückliegenden Quartal konnte der Konzern seinen Umsatz weltweit um 52 Prozent auf 5,84 Milliarden Dollar steigern. Der Gewinn stieg dank rasant anschwellender Werbeeinnahmen auf 1,56 Milliarden Dollar, wie der digitale Daten- und Werberiese Ende Januar mitgeteilt hatte.

London schiebt einen Riegel vor

Um zu verhindern, dass multinationale Konzerne über solche Konstruktionen legal Steuern vermeiden können, hatte Großbritannien vergangenes Jahr eigens die Steuergesetzgebung geändert. Die Änderung tritt ab April in Kraft und betrifft zahlreiche prominente Unternehmen. Der Internetriese Google zum Beispiel musste in Großbritannien zuletzt Abgaben in Höhe von 130 Millionen Pfund überweisen. Die Abgabenlast wird künftig deutlich steigen.

Wie Facebook erklärte, sollen die vom Team in Großbritannien abgeschlossenen Geschäfte künftig auch dort verbucht werden. Die großen Werbekunden sollen kommende Woche unterrichtet werden. Mit der Änderung könnte Facebook in Zukunft "Millionen" an Steuern mehr bezahlen, heißt es in einem Bericht der "Financial Times". Wie viel Geld tatsächlich in die britische Staatskasse fließen wird, ist noch unklar.

Quelle: ntv.de, mmo/dpa

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