Wirtschaft

Party ist vorbei Facebook & Co verkatert

Ist die Party der Highflyer vorbei?

Ist die Party der Highflyer vorbei?

(Foto: Reuters)

2013 sind Aktien etablierter Firmen mit Steigerungen von einem halben oder ganzem Prozent am Tag komplett uncool. Schließlich verdoppeln sich die Papiere von Facebook, Twitter und Tesla praktisch im Quartalstakt. Doch Hip-Sein vergeht.

Wer in den vergangenen Jahren nach den Lehren aus der Finanzkrise auf so langweilige Aktien wie Fresenius, SAP, die Deutsche Post oder Daimler gesetzt hatte, musste sich Ende 2013 fühlen wie ein Anzugträger auf einer hippen Party in Berlin-Kreuzberg. Die Gastgeber waren die US-Konzerne Twitter, Facebook und Tesla, die Aktienkurse schienen nur noch eine Richtung zu kennen: nach oben.

Harte Fakten zählen wieder

Während die Party noch im vollen Gange war, fühlte sich jedoch manch einer nicht ganz zu Unrecht an Zeiten des Neuen Marktes erinnert, als Kennzahlen wie KGV oder KUV beiseite gelassen wurden und man stattdessen mit Nutzerzahlen oder Klickraten argumentierte, auf der Gewinnseite nicht viel zu bieten hatte, aber eine Menge Phantasie versprach.

Bei Twitter ist das Kursmärchen schon rum, seit der Konzern seine letzten Quartalszahlen vermeldete und einige euphorische Anleger große Augen machten, als das Renditevögelchen davonflog. Jetzt geht es Ende März auch Facebook und Tesla an den Kragen. Tesla war vor Wochen noch für stattliche 270 Dollar zu bekommen, Facebook notierte bei 72 US-Dollar. Jetzt sehen die jüngsten Wasserstandsmeldungen wie folgt aus: Google minus 17 Prozent auf 1.114 Dollar, Amazon minus fünf Prozent auf 338 Dollar, Tesla Minus minus sechs Prozent und 207 Dollar, Twitter minus 7 Prozent auf 44 Dollar – die so beliebten Aktien der letzten Monate werden an den US-Börsen verkauft, nicht nur zum Wochenende. Wie aber sieht es fundamental aus?

Facebook setzt auf das Prinzip Hoffnung

Vor einem Jahr stand die Aktie noch bei rund 25 Dollar, aktuell werden Kurse von knapp 61 Dollar aufgerufen. Dennoch bleibt die Bewertung sportlich. Unterstellt man einen deutlichen Anstieg beim Gewinn je Aktie von knapp einen Dollar für das laufende Jahr auf 1,70 Dollar für 2015, liegt das Kurs-Gewinn-Verhältnis bei 37. Wenige Wochen nach der Übernahme von WhatsApp öffnete Facebook-Chef Mark Zuckerberg zudem erneut seine Geldschatulle und kaufte vor wenigen Tagen für 2,3 Milliarden Dollar Oculus VR. Immerhin: In Wahrheit ist die Übernahme deutlich billiger. Facebook nutzt den eigenen Höhenflug und zahlt 1,6 Milliarden Dollar mit eigenen Aktien.

Das erst 2012 gegründete Unternehmen ist ein Spezialist für digitale Brillen, mit denen eine 3D-Umgebung realitätsnah erzeugt werden kann. Zwar hat Facebook eine große Spiele-Plattform, die von dem Zukauf profitieren kann. Ob mit den virtuellen Wellen aber auch echtes Geld verdient werden kann, steht auf einem anderen Blatt. Seit 2012 tüfteln die Entwickler an der Brille, im Sommer könnte das Produkt auf den Markt kommen. Auf die Umsätze von Facebook hat die Übernahme somit kurzfristig keine Auswirkungen.

Mitarbeiter-Aktien belasten

Ebenfalls unter Kursdruck sind Tesla und Twitter: Nach dem Kursrutsch notiert die Aktie von Twitter um 40 Prozent unter dem Rekord vom Dezember. Sie leidet vor allem unter den schwachen Quartalszahlen. Zudem ist Mitte Februar die Lock-up für viele Mitarbeiteraktien ausgelaufen. Sie können seitdem an der Börse gehandelt werden, wodurch die Zahl der zum Handel zugelassenen Aktien von 80 Millionen auf rund 90 Millionen steigt. Im Mai läuft die nächste Lock-up aus. Trotz des Kursrutsches beläuft sich der Börsenwert für den rote Zahlen schreibenden Konzern immer noch auf 25 Milliarden Dollar.

Tesla halb so teuer wie GM

Der Tesla-Aktie ist zuletzt ebenfalls ihre hohe Bewertung zum Verhängnis geworden, wenngleich der Kursrückschlag bei "nur" 16 Prozent gegenüber dem Hoch gelegen hat. Der Elektroautohersteller will 2014 den Absatz um mehr als 50 Prozent auf 35.000 Fahrzeuge des Model S steigern. Vorstandschef Elon Musk möchte zudem die Batterieproduktion kräftig aufstocken und dazu in den nächsten Jahren fünf Milliarden Dollar in den Bau einer "Gigafabrik" investieren. In der Aktie ist allerdings schon eine Menge von dieser Euphorie eingepreist. Denn Teslas Börsenwert von 26,2 Milliarden Dollar beläuft sich auf fast die Hälfte des Börsenwerts von General Motors.

Übrigens – während es die "neuen" Highflyer nur so nach unten drückt, steht der "alte" Primus Apple gut da. Die Aktie hält sich bemerkenswert gut und kann an den turbulenten Tagen sogar zulegen. Vielleicht ist Apple ja schon Old Economy.

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen