Wirtschaft

"Maßlos überzogen und ungerecht" Eurogruppe attackiert S&P

Beginnt das Endspiel um den Euro?

Beginnt das Endspiel um den Euro?

(Foto: picture alliance / dpa)

Mit ihrem unerwarteten Rundumschlag bringt Standard & Poor's ganz Europa gegen sich auf. Die mächtige US-Ratingagentur droht Deutschland und praktisch allen anderen Euro-Ländern mit einer Herabstufung. Die Empörung kennt keine Grenzen.

Der Chef der Eurogruppe Jean-Claude Juncker hat die drohende Herabstufung der Bonität von insgesamt 15 Euro-Staaten durch die Ratingagentur S&P scharf kritisiert.

Die Downgrade-Drohung hat gerade noch gefehlt: Jean-Claude Juncker (Archivbild).

Die Downgrade-Drohung hat gerade noch gefehlt: Jean-Claude Juncker (Archivbild).

(Foto: Reuters)

Die Einschätzung der Agentur sei maßlos überzogen und ungerecht, sagte Junker am Dienstag im Deutschlandfunk. Die Euro-Zone sei "dabei, die Dinge in Ordnung zu bringen." Er empfehle, die Ratings nicht so ernst zu nehmen. Wörtlich sagte Juncker, Europa solle den Ratingagenturen nicht mehr Glauben schenken, als sie verdienen.

Die Ratingagentur Standard & Poor's hatte . S&P versah alle diese Staaten mit einem negativen Ausblick, was binnen drei Monaten eine Herabstufung nach sich ziehen könnte. S&P begründete den Schritt mit einer besorgniserregenden Entwicklung in der von der Schuldenkrise gebeutelten Eurozone.

Das finanziell stabile Finnland sieht seinen Bankensektor trotz des scharfen S&P-Warnschusses nicht in Gefahr. Die Banken des Landes seien relativ gesund, teilte das Finanzministerium des nordeuropäischen Landes mit. Finnland teile nicht die Bedenken der Ratingagentur, dass eine andauernde Finanzkrise den Geldhäusern den Zugang zum Kapital erschweren und eine Intervention der Regierung nötig werden könnte, hieß es aus Helsinki. "Der relativ gute Zustand des finnischen Bankensektors verlangt derzeit nicht nach irgendwelchen Maßnahmen", betonte das Ministerium.

Bei dem Rating-Rundumschlag hatte Standard & Poor's am späten Montagabend (MEZ) neben Deutschland auch Finnland mit der Herabstufung ihrer Kreditwürdigkeit bedroht. S&P erklärte, die Note für Finnland könnte um eine Stufe gesenkt werden.

Frankreich plant trotz des S&P-Warnschusses keine weiteren Sparrunden. "Das Problem ist ein Vertrauensproblem (in der Eurozone). Wir brauchen eine bessere Integration auf Haushaltsebene", sagte der französische Finanzminister Francois Baroin in einer ersten Reaktion auf die Rating-Drohung. "Wir benötigen keinen dritten Sparplan. Wir brauchen keine weiteren Maßnahmen. Wir müssen die Koordinierung der europäischen Politik verstärken", fügte er hinzu.

Im Gegensatz zu früheren Herabstufungen in Staaten wie etwa Spanien, Portugal, Irland oder Griechenland müsse Frankreich auch keine öffentlichen Gelder in die Banken pumpen. Die Ratingagentur habe bei ihrer Einschätzung außerdem die französisch-deutschen Pläne zur Bewältigung der Schuldenkrise nicht berücksichtig.

Im Fall Frankreichs droht S&P damit, dass die Bewertung von derzeit noch "AAA" um zwei volle Stufen gesenkt werden könnte.

Quelle: ntv.de, rts

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