Wirtschaft

"Geldpolitik reicht nicht aus" Euro-Notenbanker ruft um Hilfe

"Wir füllen die Tränke": Ewald Nowotny zweifelt an der Draghi-Strategie.

"Wir füllen die Tränke": Ewald Nowotny zweifelt an der Draghi-Strategie.

(Foto: REUTERS)

Ewald Nowotny wird ungeduldig: Seit Monaten bemüht sich die EZB mit teils umstrittenen Methoden darum, die Eurozone vor der Deflation zu bewahren. Die Preise fallen trotzdem. Jetzt sieht der Währungshüter aus Wien die Regierungen am Zug.

Österreichs Notenbank-Gouverneur Ewald Nowotny fordert von den Euro-Ländern Schützenhilfe zur Ankurbelung der Konjunktur. "Was die EZB tut, kann eine Deflation verhindern - aber Geldpolitik reicht nicht aus, um tatsächlich Wachstum zu schaffen", sagte Nowotny im Interview mit der österreichischen Tageszeitung "Die Presse".

Euro / US-Dollar
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Als oberster Währungshüter Österreichs ist Nowotny im geldpolitischen Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) mit Sitz und Stimme vertreten. Er ist damit an den Entscheidungen der Euro-Notenbanker unmittelbar beteiligt und mit den Überlegungen im Inneren der EZB vertraut. Bislang hält EZB-Chef Mario Draghi an der Strategie fest, die Kreditvergabe im Euroraum mit einer Mischung aus einer aggressiven Nullzinspolitik, Strafzinsen für Banken und einem gigantischen Wertpapierkaufprogramm anzukurbeln.

Die Preise fallen - trotz EZB-Nullzins

Nowotny appellierte an die Regierungen im Euroraum, die Bemühungen der Währungshüter zu unterstützen. "Jetzt wird es auch zusätzliche öffentliche Investitionen brauchen", meinte er mit Blick auf die anhaltenden wirtschaftlichen Schwierigkeiten in einzelnen Eurostaaten. Zuletzt waren die Preise im Euroraum erneut gefallen. Für den März ermittelten die Statistiker ein Minus von 0,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat. Im Februar hatte es einen Rückgang um 0,2 Prozent gegeben.

Eine Deflation ist eine gefährliche Abwärtsspirale aus fallenden Preisen, sinkenden Löhnen und Investitionen, die eine Wirtschaft lange ausbremsen kann. Mit dem Eintritt in die Nullzinsphase versucht die EZB, sich gegen diesen Teufelskreis aus fallenden Preisen zu stemmen. Das Problem: Die wichtigste Stellschraube der Geldpolitik, der Leitzins, ist bereits am Anschlag. Sehr viel mehr Anreize kann die EZB dem Markt nicht liefern.

Neue Konjunkturpakete?

"Wir füllen die Tränke, aber die realwirtschaftlichen Impulse müssen von woanders kommen", erklärte Nowotny nun. Als mögliche Quellen für die erhofften Anschubhilfen nannte er die Exportseite, die Investitionsseite oder den Konsum. "Strukturreformen können auch helfen", fügte er mit Blick auf die sogenannten "Hausaufgaben" hinzu, die sich die Staats- und Regierungschefs zur Bewältigung der Euro-Krise selbst auferlegt hatten.

Konjunkturexperten der EZB rechnen für das laufende Jahr in der Eurozone mit einem Wirtschaftswachstum von nur noch 1,4 Prozent. Bei den Verbraucherpreisen gehen die Ökonomen der Zentralbank mittlerweile nur noch von einem schmalen Plus von 0,1 Prozent aus. Das selbstgesteckte Ziel der Währungshüter liegt bei einer Inflation von knapp unter 2,0 Prozent.

Quelle: ntv.de, mmo/rts

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