Wirtschaft

Ohne den Investor wär's leichter Etihad ist Air Berlins Problem

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Abhängig? Air Berlin hätte ohne den vermeintlichen lebensnotwendigen Partner Etihad bessere Zukuftsaussichten.

Abhängig? Air Berlin hätte ohne den vermeintlichen lebensnotwendigen Partner Etihad bessere Zukuftsaussichten.

(Foto: picture alliance / dpa)

Mit hunderten Millionen bewahrt die Etihad Air Berlin seit Jahren vorm Bankrott. Gleichzeitig hindern die Araber die Problemlinie aber daran, andere Partner zu finden, mit denen sie wieder richtig Geld verdienen könnte.

Als Air Berlins "Lebensversicherung", "Rettungsleine" oder "Bewahrer vor der Pleite" wird die Golf-Airline Etihad in Berichten über die Dauerkrise bei Deutschlands zweitgrößter Fluggesellschaft gewöhnlich betitelt. Tatsächlich hätte Air Berlin die Verluste der vergangenen Jahre ohne die kräftigen Finanzspritzen des Großaktionärs vom Golf wohl nicht tragen können. In ihrer heutigen Form gäbe es Air Berlin wahrscheinlich nicht mehr - vielleicht aber längst in einer anderen Form. Und mit einem tragfähigen Geschäftsmodell.

Die Partnerschaft mit Etihad, bei der Air Berlin inzwischen mit mehreren Hundert Millionen Euro verschuldet ist, hat die Berliner daran gehindert, sich von Grund auf neu aufzustellen. Die nun bekannt gewordenen Pläne, einen Großteil der Flotte an die Lufthansa-Billigtochter Germanwings und an eine gemeinsame Gesellschaft mit Tuifly auszulagern, sind ein Schritt weg von Air Berlins problematischem Gemischtwarenladen, der von Langstrecken über Ferienflüge bis zu Städteverbindungen für Geschäftsreisen alles anbietet, aber mit nichts davon passable Gewinne macht.

Damit verschafft sich Air Berlin zwar Luft und wird mutmaßlich seine Verluste begrenzen können. Doch das Minus zu verkleinern, reicht langfristig nicht. Eine Aktiengesellschaft wie Air Berlin muss irgendwann auch wieder Gewinne machen. Und das ist mit Etihad an Bord offenbar nicht möglich. Denn nach dem sich nun abzeichnenden Umbau konzentriert sich Air Berlin ausgerechnet auf das Segment, von dem alle Branchenkenner sagen, dass damit niemals Gewinne zu erzielen sind: das Geschäft mit Zubringerflügen aus Europa für den Etihad-Hub Abu Dhabi.

Wer will mit einem garantierten Verlustbringer fusionieren?

Dabei ist der europäische Luftfahrtmarkt derzeit sehr attraktiv. Nicht nur die Lufthansa hat im abgelaufenen Geschäftsjahr einen Rekordgewinn vermeldet. Doch Air Berlin ist in allen Bereichen zu klein, um allein gegen die Konkurrenz wie Ryanair und Easyjet zu bestehen. Viele in der Branche sind derzeit auf Partnersuche - unter anderem Tuifly und Condor, die gut zu einer auf Tourismus fokussierten Neuausrichtung von Air Berlin passen würden. Von Easyjet wird sogar berichtet, dass sich die Airline gerne mit einer kontinentaleuropäischen Fluggesellschaft zusammenschließen würde, um auch nach einem Brexit weiter in der EU fliegen zu können. Zwar geht keine Fusion ohne schmerzhafte Einschnitte über die Bühne, doch das ewige Siechtum und das eventuelle Aus, das Air Berlin andernfalls droht, sind für alle Beteiligten schlimmer. 

Air Berlin würde vollkommen vom Wettbewerb abgehängt, wenn das Unternehmen bei den anstehenden Zusammenschlüssen in Europa außen vor bleibt. Wer will aber mit Air Berlin fusionieren, solange es an einem Geschäftsmodell festhält, das Verluste garantiert? Da Etihads Interesse und finanzielles Engagement bei Air Berlin ausschließlich auf dessen Zubringerfunktion beruhen, ist eine erfolgreiche Zukunft gemeinsam mit diesem Investor für Air Berlin nicht vorstellbar.

Quelle: ntv.de

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