Wirtschaft

"Grexit" ist ein mögliches Szenario "Es kann zum Knall kommen"

Der Druck auf die Eurozone nimmt zu, die griechische Schuldenkrise zu lösen.

Der Druck auf die Eurozone nimmt zu, die griechische Schuldenkrise zu lösen.

(Foto: dpa)

Eine Pleite Griechenlands und ein Austritt aus der Eurozone sei ein denkbares Szenario, sagt Fondsmanager Stefan Riße. Ende des Monats könnte dem Land das Geld ausgehen - wenn sich Berlin und Athen nicht einigen.

n-tv.de: Die neue griechische Regierung fordert Angela Merkel und Wolfgang Schäuble heraus. Der deutsche Aktienmarkt sieht das offenbar ziemlich entspannt, der Dax nähert sich neuen Rekordständen. Was ist da los?

Stefan Riße ist Vermögensverwalter bei HPM Hanseatische Portfoliomanagement in Hamburg. Er ist Manager des Fonds "Riße Inflation Opportunities UI".

Stefan Riße ist Vermögensverwalter bei HPM Hanseatische Portfoliomanagement in Hamburg. Er ist Manager des Fonds "Riße Inflation Opportunities UI".

(Foto: HPM Hanseatische Portfoliomanagement GmbH)

Stefan Riße: Derzeit ignoriert der Markt Griechenland komplett. Das muss allerdings nicht so bleiben. Die meisten Investoren gehen offensichtlich davon aus, dass von einer Pleite Griechenlands und einem Austritt aus der Eurozone keine Ansteckungsgefahren ausgehen. Ich teile diese Einschätzung nicht, dass die Gefahren gebannt seien.

Setzen die Börsianer darauf, dass sich Angela Merkel oder dass sich Alexis Tsipras durchsetzt?

Die Anleger setzen darauf, dass es am Ende eine Einigung gibt. Ihnen ist es im Grunde egal, wer sich durchsetzt. Sie rechnen damit, dass es einen Kompromiss geben wird. Wenn beide Seiten allerdings hart bleiben, und Griechenland tatsächlich die Eurozone verlässt, dann wird sich das auch am Aktienmarkt auswirken.

Die neue griechische Regierung will einen Schuldenschnitt. Was hält die Börse davon?

Wenig. Kurzfristig wäre ein Schuldenschnitt genau das, was die Börsen am meisten verunsichern könnte. Denn dann wird man sich die Fragen stellen: Muss es den nicht auch in Italien geben? Muss es den nicht auch in Portugal geben? Und dann wären wir voll zurück in der Eurokrise.

Die Europäische Zentralbank will ab Mitte nächster Woche keine griechischen Staatsanleihen mehr als Sicherheiten zu akzeptieren. Damit nimmt sie griechischen Banken eine wichtige Geldquelle. Was bedeutet das konkret?

Für die griechischen Banken wird es jetzt ein Stückweit schwieriger, an Liquidität zu kommen. Das ist ein deutlicher Warnschuss der EZB. Sie kann ja nicht einfach akzeptieren, dass sich Griechenland nicht an die getroffenen Vereinbarungen hält und beispielsweise Privatisierungen stoppt oder zahlreiche Staatsangestellte einstellt.

Damit nimmt der Druck auf die griechische Regierung zu…

Ihr läuft die Zeit davon. Das gegenwärtige Hilfsprogramm läuft am 28. Februar aus. Wird es nicht verlängert, geht Griechenland das Geld aus. Wenn Griechenland die zugesagten Strukturreformen nicht durchführt, müsste die Bundesregierung - so wie sie sich positioniert hat, Athen neue Hilfe verweigern. Dann wäre das Land zahlungsunfähig.

In Berlin haben sich Wolfgang Schäuble und Yanis Varoufakis getroffen - und keine Einigung erzielt. Gibt es bald eine Lösung?

Ich denke nicht. Syriza und Alexis Tsipras haben sich im Wahlkampf extrem positioniert, jetzt müssen sie den Wählern etwas liefern. Auch die Bundesregierung hat sich festgelegt. Wenn es keine Einigung gibt, kann es Ende des Monats zum Knall kommen.

Ist eine Pleite Griechenlands und ein Austritt aus der Eurozone wirklich ein realistisches Szenario?

Ja. Definitiv.

Mit Stefan Riße sprach Jan Gänger

Quelle: ntv.de

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