Wirtschaft

Trump-Rally in Gefahr Enttäuschungen an Wall Street programmiert

Wann werden die ersten anfangen, die Reißleine zu ziehen?

Wann werden die ersten anfangen, die Reißleine zu ziehen?

(Foto: AP)

Die durch den neuen US-Präsidenten Donald Trump ausgelöste Rally an den Aktienmärkten könnte schon bald enden. Bislang twittert der neue US-Präsident nur Ankündigungen. Er muss liefern, sonst droht eine Korrektur.

Nach der Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten schlug an den Aktienmärkten die Skepsis innerhalb weniger Stunden in Euphorie um. Diese hält bis heute an. Der Dow Jones hat seit dem Urnengang der Amerikaner um 15 Prozent zugelegt und erreicht ein Allzeithoch nach dem anderen.

Doch die Einbahnstraße nach oben könnte sich schon bald als Sackgasse entpuppen. Denn von seinen Ankündigungen hat Trump noch nichts Nennenswertes praktisch umgesetzt. Zuletzt ist sein Einreisedekret das zweite Mal von einem Bundesrichter einkassiert worden. Auch bei seinem umfangreichen Investitionsprogramm in die marode Infrastruktur scheint Trump kaum weiterzukommen. Zumindest sind bislang keine Details bekannt, wie und welche Baumaßnahmen finanziert werden sollen. Ähnliches gilt für die propagierte Steuerreform, die vor allem Unternehmen entlasten soll.

Woher soll das Geld kommen?

Die Krux bei den Trump-Plänen ist deren Finanzierung. Denn die Vereinigte Staaten haben einmal wieder die gesetzliche Schuldengrenze erreicht beziehungsweise sogar überschritten. Seit Mitte März gilt wieder das Limit von 18,1 Billionen US-Dollar, dessen Aussetzung Barack Obama nach monatelangen Verhandlungen mit dem Kongress Ende 2015 durchgesetzt hatte (Link: https://www.n-tv.de/wirtschaft/Trump-droht-Budgetkrieg-mit-Republikanern-article19740396.html).

Seitdem sind die Verbindlichkeiten der USA jedoch weiter in Richtung 20 Billionen Dollar gestiegen, so dass der Kongress jetzt eine erneute Anhebung beschließen muss. Ansonsten dürfen die USA keine weiteren Staatsanleihen verkaufen, sprich sich kein weiteres Geld leihen.

Zwar verfügen die Republikaner in beiden Kammern des Kongresses über die Mehrheit, so dass ein Durchwinken eines erhöhten Schuldenlimits eigentlich kein Problem darstellen sollte. Doch die republikanischen Abgeordneten hatten genau das in den Verhandlungen mit Obama vehement bekämpft. Stimmen sie jetzt zu, könnten sie schnell unter Rechtfertigungsdruck geraten.

Großes Enttäuschungspotenzial

Grigorios Aggelidis ist Bankkaufmann mit mehr als 25 Jahren Berufserfahrung in der Beratung und Betreuung vermögender Kunden und zehn Jahren als Certified Financial Planner. Bei Geneon Vermögensmanagement ist er Mitinhaber und als Mitglied im Anlageausschuss tätig.

Grigorios Aggelidis ist Bankkaufmann mit mehr als 25 Jahren Berufserfahrung in der Beratung und Betreuung vermögender Kunden und zehn Jahren als Certified Financial Planner. Bei Geneon Vermögensmanagement ist er Mitinhaber und als Mitglied im Anlageausschuss tätig.

Dazu kommen die hohen Erwartungen an eine wirtschaftsfreundliche Politik der neuen Regierung. Die angekündigten Maßnahmen - Infrastrukturprogramme, höhere Rüstungsausgaben, Steuersenkungen und Deregulierungen - dürften durch die Kursanstiege der zurückliegenden dreieinhalb Monate mehr als eingepreist sein. Damit ist die Fallhöhe von Dow Jones & Co. bedenklich stark gestiegen. In den USA sind Aktien mittlerweile ungewöhnlich hoch bewertet. Wenn Trump jetzt nicht bald liefert, könnte der Euphorie schnell Enttäuschung folgen.

Noch ist die Sorglosigkeit der Anleger so groß wie schon lange nicht mehr. Der amerikanische Volatilitätsindex VIX, auch Angstbarometer genannt, bewegt sich auf dem niedrigsten Niveau der zurückliegenden zehn Jahre. Ein ähnliches Bild zeigt sich in Deutschland. Der Dax ist seit dem Tief im Februar 2016 um 40 Prozent gestiegen, die Volatilität aber um 70 Prozent gefallen. In diesem Umfeld braucht es nur geringste Enttäuschungen und die Schwankungen nehmen wieder zu und die Kurse knicken ein.

Neben aktuell "ausgeblendeten" Risiken in den USA gibt es weitere in Europa und Asien. In Euroland droht das Wirtschaftswachstum erneut zu stoppen. Und schon bald dürften die Brexit-Verhandlungen beginnen - mit bislang unbekannten Folgen. Außerdem gibt es politische Unwägbarkeiten wie ein möglicher Wahlsieg der rechtspopulistischen Marine Le Pen bei den Präsidentschaftswahlen in Frankreich und Neuwahlen in Italien. Oder der Handelsstreit zwischen den USA und China könnte zu einem Handelskrieg eskalieren.

Handbremse anziehen

Für die Anleger heißt dies: Angesichts der ambitionierten Aktienbewertungen und der bislang weitgehend unberücksichtigten Risiken macht es Sinn, Sicherungen im Aktiendepot einzubauen. So hat Geneon Vermögensmanagement das Aktienengagement in den Kundendepots auf rund 60 Prozent der möglichen Quote gesenkt. Anleger, die sich nicht von ihren Papieren trennen wollen, sollten alternativ enge Stoppkurse setzen.

Disclaimer

Diese Publikation dient nur zu Informationszwecken und zur Nutzung durch den Empfänger. Sie stellt weder ein Angebot noch eine Aufforderung seitens oder im Auftrag der Geneon Vermögensmanagement AG zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren oder Investmentfonds dar. Die in der vorliegenden Publikation enthaltenen Informationen wurden aus Quellen zusammengetragen, die als zuverlässig gelten. Die Geneon Vermögensmanagement AG gibt jedoch keine Gewähr hinsichtlich deren Zuverlässigkeit und Vollständigkeit und lehnt jede Haftung für Verluste ab, die sich aus der Verwendung dieser Information ergeben.

Quelle: ntv.de

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