Wirtschaft

Dax-Konzerne spielen vorne mit Elektroauto-Boom hilft diesen Aktien

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(Foto: picture alliance / dpa)

Immer mehr Länder setzen auf Elektromobilität. Das hat erhebliche Auswirkungen für etliche Branchen. Wer werden die Gewinner sein?

Die chinesische Regierung macht ernst: Von 2019 an müssen Autohersteller im Land eine Mindestquote für den Anteil alternativer Antriebe einhalten. Erfüllt werden muss die Quote mit einem komplexen Punktesystem. Je umweltfreundlicher ein Auto fährt, desto mehr Punkte bekommt der Hersteller dafür. Rein elektrisch betriebene Fahrzeuge erhalten zum Beispiel zwei bis fünf Punkte, Hybridautos nur zwei Punkte. Am Ende des Jahres müssen die Hersteller über die Punkte nachweisen, dass mindestens zehn Prozent ihrer verkauften Fahrzeuge den Anforderungen bei der Antriebstechnologie genügt haben. 2020 steigt die Quote dann auf zwölf Prozent.

Mit diesen Maßnahmen festigt China seine Position als weltgrößter Markt für Elektrofahrzeuge. Im August war der Absatz dieser Autos dort um 68 Prozent auf 55.000 nach oben geschossen. Ein ebenso rasantes Wachstum gab es in Europa auf 22.000.

Europäische und US-Autoriesen wollen an diesem Zukunftsmarkt partizipieren und haben eine Reihe neuer Modelle angekündigt. So will der größte US-Autokonzern General Motors in den nächsten sechs Jahren 20 reine Elektrofahrzeuge auf den Markt bringen, davon zwei in den nächsten 18 Monaten.

Zuletzt hatte auch der Premiumhersteller Daimler angekündigt, dass in den nächsten Jahren das gesamte Produktportfolio elektrifiziert werden soll. Ab 2022 sollen alle Fahrzeuge auch als Hybrid- oder Elektro-Variante angeboten werden. Die Vorteile der Elektrowende dürften bald auch im Autopreis absehbar sein. Experten zufolge wird der Kauf und der Betrieb eines Elektrofahrzeugs ab dem Jahr 2025 branchenweit nur noch ähnlich hohe Kosten verursachen wie die eines Fahrzeugs mit Verbrennungsmotor, nicht zuletzt weil die Preise für Batterien kräftig sinken sollen.

BYD-Aktie schießt nach oben

Vom Boom bei Elektroautos profitiert neben dem US-Konzern Tesla vor allem der chinesische Elektroauto- und Batteriehersteller BYD. Dem Unternehmen kommt zugute, dass der Heimatmarkt stark abgeschottet ist, weshalb heimische Produzenten einen Marktanteil von 94 Prozent besitzen. Firmengründer Wang Chuanfu will das Joint Venture Shenzhen Denza New Energy Automobile mit Daimler ausbauen, um neue Modelle auf den Markt zu bringen. BYD strebt zudem an, Wettbewerber mit Batterien zu beliefern, da die Branche vor etlichen Herausforderungen in der Produktion stehe. Der erste Auftrag soll bis Ende des Jahres vermeldet werden. Seit dem Beginn der Euphorie Anfang September ist die Aktie um knapp 70 Prozent nach oben geschossen, womit der Börsenwert auf umgerechnet knapp 28 Milliarden Dollar gestiegen ist.

Analysten warnen zwar vor der sehr hohen Bewertung, aber aufgrund der Euphorie könnte die Aktie dennoch weiter steigen. Überhaupt hat das Interesse an Aktien aus Asien und anderen Emerging Markets kräftig zugenommen, was auch an den Umsätzen von Derivaten an der Börse gettex abzulesen ist. Da Einzelaktien aus diesen Regionen häufig riskanter sind als europäische oder amerikanische Blue Chips, können Anleger mit Bonus- und Discountzertifikate von dieser Bewertung profitieren. "Je höher die erwartete Schwankungsbreite, desto attraktiver sind die Konditionen der Papiere, etwa in Form eines hohen Risikopuffers gegen fallende Kurse oder größeren Renditenchancen", sagt Nicolai Tietze, Derivate-Experte der Deutschen Bank. Auf BYD gibt es bisher allerdings nur Hebelpapiere.

Wer profitiert?

Zahlreiche Studien haben in den vergangenen Monaten untersucht, welche Branchen von dem Zukunftsmarkt - neben den Autoherstellern - betroffen sein werden. Dazu gehören zahlreiche Autozulieferer, Batterielieferanten, Chemiefirmen, sowie Halbleiterhersteller. Beispielsweise enthält der Antriebsstrang des Chevy Bolt von GM Halbleiter im Wert von rund 580 Dollar - das sechs- bis zehnfache eines Fahrzeugs mit Verbrennungsmotor. Gleichzeitig führt das Wachstum des E-Automarktes zu einer deutlich steigenden Nachfrage etwa nach Kupfer, Aluminium, oder Kobalt. Damit dürfte es auch auf den Rohstoffmärkten zu Veränderungen kommen.

Laut den Analysten der UBS dürften die Autozulieferer Valeo, Continental, sowie Delphi Automotive am meisten vom Umstieg auf E-Autos profitieren. Delphi hatte im Mai angekündigt, sich in zwei Unternehmen aufspalten zu wollen: eines, das sich auf Technologie für Verbrennungsmotoren fokussiere, und eines für Elektro- und selbstfahrende Fahrzeuge. Continental hat auf der Internationalen Automobil-Ausstellung (IAA) im September ein neues, hochintegriertes elektrisches Antriebsstrangmodul vorgestellt, dessen Marktstart 2019 in China sein soll. Bei den Batterieherstellern favorisieren die Finanzprofis die südkoreanischen Firmen LG Chem und Samsung SDI.

Bei den Chemiefirmen könne hingegen BASF langfristig negativ betroffen sein, weil die Nachfrage nach Katalysatoren nachlassen werde. Hingegen setzen die Analysten der UBS auf den belgischen Materialtechnologie und -Recyclingkonzern Umicore und LG Chem. Umicore hat im Januar drei Nickel-Mangan-Kobalt-Patentfamilien für Kathodenmaterialien vom US-Mischkonzern 3M erworben. Sie dienen als Referenz für eine breite Palette von Lithium-Ionen-Akkus, unter anderem für den Automobilbereich. LG Chem besitze zwischen zehn und 14 Prozent der weltweiten Batteriekapazitäten.

Infineon hat eine starke Position

Im Halbleitersektor spielen Infineon und der niederländische Konkurrenten NXP Semiconductor mit, die jeweils stark im Autobereich engagiert sind. Der US-Konzern Qualcomm versucht, NXP zu übernehmen. Da der Börsenkurs aber deutlich über der Offerte von Qualcomm von 110 Dollar je Aktie liegt, muss Qualcomm wahrscheinlich das Angebot erhöhen, um zum Zug zu kommen.

Auch Infineon will die starke Position im wichtigen Markt Elektromobilität weiter ausbauen. Am Standort Villach in Österreich investiert der Konzern rund 35 Millionen Euro in sein Kompetenzzentrum und neue Technologien für besonders energiesparende Chips. Das Unternehmen ist zudem im Januar der Charging Interface Initiative (CharIN) beigetreten. Ziele der Organisation sind die Entwicklung, Etablierung und Förderung eines globalen Standards für die Ladeinfrastruktur für alle Arten batteriebetriebener Elektrofahrzeuge. Zu den Gründungsmitgliedern gehören führende Automobilhersteller.

Quelle: ntv.de, mit AFP

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