Wirtschaft

Öl könnte Teufelskreis auslösen EZB warnt vor Deflation

Kleine Preise, große Wirkung: Geldpolitiker befürchten wegen des Ölpreissturzes weiter sinkende Preise und dadurch Käuferzurückhaltung. Das würde Bremsspurten in der Wirtschaft hinterlassen.

Kleine Preise, große Wirkung: Geldpolitiker befürchten wegen des Ölpreissturzes weiter sinkende Preise und dadurch Käuferzurückhaltung. Das würde Bremsspurten in der Wirtschaft hinterlassen.

(Foto: picture alliance / dpa)

Die Europäische Zentralbank ist wegen der sinkenden Ölpreise alarmiert: "In den kommenden Monaten" könnte die Inflationsrate ins Minus rutschen. Das könnte wiederum der Auslöser der gefürchteten Abwärtsspirale mit schwacher Nachfrage und sinkenden Preisen sein.

Der Ölpreisverfall schürt bei der Europäischen Zentralbank zunehmend Sorgen vor einer Deflation in der Eurozone. "Kurzfristig schafft dies eine nicht einfache Situation für uns", sagte EZB-Vizepräsident Vitor Constancio der "Wirtschaftswoche". Die jüngste Vorhersage der Zentralbank, wonach die Verbraucherpreise in der Eurozone im Jahr 2015 um 0,7 Prozent zulegen sollten, sei überholt, sagte Constancio. Seit diese Prognose erstellt wurde, sei der Ölpreis bereits um weitere 15 Prozent gefallen.

"Wir rechnen nun mit einer negativen Inflationsrate in den kommenden Monaten. Das ist eine Sache, die sich jede Zentralbank sehr genau anschauen muss." Einige Monate mit negativer Teuerung bedeuteten zwar noch keinen als Deflation bezeichneten Preisverfall auf breiter Front. Es bestehe aber die Gefahr, dass die Inflationserwartungen nicht mehr verankert seien und Verbraucher und Unternehmen Kaufentscheidungen aufschieben. Dann könne es zu einer Abwärtsspirale bei den Preisen kommen und die Wirtschaft in eine Deflation und Rezession rutschen.

Staatsanleihenkäufe: "Keine Obsession, aber legal"

 "Wenn es nur ein temporäres Phänomen ist, sehe ich keine Gefahr", sagte er. Gleichwohl müsse die Zentralbank "alle geldpolitische Instrumente nutzen, die uns zur Verfügung stehen", um eine Deflation zu verhindern. Eine Option sei dabei auch der umstrittene Kauf von Staatsanleihen. "Das ist ganz legal. Und was legal ist, schließen wir nicht aus", fügte der Portugiese hinzu. Es gebe gleichwohl bei der EZB "keine Obsession, unbedingt Staatsanleihen zu kaufen".

EZB-Präsident Mario Draghi hatte zuletzt die Tür für einen solchen Schritt weit geöffnet, um Konjunktur und Teuerung anzuschieben. Die Bundesbank lehnt ein solches Vorgehen ab und verweist auf Risiken und Nebenwirkungen einer solchen Geldpolitik.

Die EZB hatte erst Anfang Dezember ihre Inflationsaussichten für 2015 von 1,2 auf 0,7 Prozent nach unten korrigiert. Der Ölpreis befindet sich seit dem Sommer auf Talfahrt; zum Teil ist der Rohstoff heute so billig wie zuletzt im Jahr 2009. Grund sind die schwache Weltwirtschaft und die geringe Nachfrage. Auch die überraschend hohen Reserven der USA trugen zum Preisverfall bei.

Die EZB entscheidet das nächste Mal am 22. Januar über ihren weiteren Kurs.

Quelle: ntv.de, ddi/rts/AFP

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