Wirtschaft

Viel Geld fast geschenkt EZB flutet Bankenmarkt

(Foto: REUTERS)

Die Europäische Zentralbank öffnet die Geldschleusen und stellt den Banken für drei Jahre unbegrenzte Finanzmittel zur Verfügung. Sie will damit ein Austrocknen des Geldmarkts verhindern. Schätzungen gehen beim ersten Drei-Jahres-Tender der EZB von einer Inanspruchnahme von bis zu 300 Milliarden Euro aus. Die Hoffnungen, die mit der Geldspritze verbunden sind, sind groß.

Die Europäische Zentralbank (EZB) greift zum ersten Mal in den Kapitalmarkt ein. Die Hoffnung des Marktes ist, dass zumindest ein Teil der Gelder in höher rentierliche Staatsanleihen gesteckt wird. "Das hat man gestern schon bei der Spanien-Auktion klar gesehen", sagte ein Analyst: "Dem Markt hat das Lust auf mehr gemacht". Die Renditen Spaniens kamen deutlich herunter.

Der Chef der Europäischen Zentralbank Draghi stellt den Banken unbegrenzte Liquidität zur Verfügung.

Der Chef der Europäischen Zentralbank Draghi stellt den Banken unbegrenzte Liquidität zur Verfügung.

(Foto: picture alliance / dpa)

Wenn die Banken des Euroraums bereit sind, können sie sich ab heute unbegrenzt Geld von der EZB für drei Jahre leihen. Sie können sich so aller Liquiditätssorgen auf einen Schlag entledigen. Hinerlegt werden müssen lediglich Sicherheiten, die teilweise nur noch von der EZB akzeptiert werden, aber sonst unverkäuflich sind. Der Zinssatz von einem Prozent wird automatisch für bis zu 1134 Tage festgeschrieben. Nach einem Jahr können die Banken den Kredit ablösen. Es ist aber unwahrscheinlich, dass sie das tun, wenn dann der Zins nicht unter einem Prozent liegt.

Anlage in Hochzinsstaaten

Beobachter hoffen auf reges Interesse. Weil die Konditionen des Refinanzierungsgeschäfts so günstig sind wie nie zuvor und die EZB jedes Gebot akzeptieren wird, könnten die Banken das Geld zumindest teilweise in den Kauf von Staatsanleihen der Peripheriestaaten stecken, weil die eine einigermaßen ansprechende Verzinsung bieten.

Die dadurch sinkenden Renditen würden die Finanzierungskosten der Problemstaaten senken und das würde letztlich auch den Banken helfen. In der Finanzkrise ist klar geworden, wie eng die Kreditwürdigkeit von Staaten und der in ihnen beheimateten Banken zusammen hängt: Bekommt eine große Bank Probleme, muss der Staat sie retten. Rettet aber der Staat die Bank, gerät sein Rating in Gefahr. Wackelt das Rating, müssen die Banken Abschreibungen auf den Wert der in ihrer Bilanz befindlichen Staatsanleihen vornehmen.

Frisches Blut für Wirtschaftskreislauf

In einigen Staaten Europas wird auf die Banken bereits vorsichtig Druck ausgeübt, Anleihen der heimischen Regierung zu kaufen. Man nennt das finanzielle Repression, ein Instrument, das einige Staaten zur Bewältigung der Kosten des zweiten Weltkriegs einsetzten. Auf diese Weise würde die EZB die Staaten am Ende doch, wenn auch nur indirekt, "heraushauen". EZB-Präsident Mario Draghi hat auf entsprechende Fragen klugerweise stets geantwortet, dass er auf ein solches Verhalten der Banken nicht rechne und dass die Institute in ihren Entscheidungen völlig frei seien.

Aber auch eine andere Verwendung der Mittel würde letztlich der Finanzstabilität zu Gute kommen. So könnten die Banken das Geld zum Rückkauf eigener Aktien oder zur Ablösung von Schulden einsetzen. Im kommenden Jahr werden Schätzungen zufolge Bankverbindlichkeiten über rund 600 Mrd. Euro fällig. Schließlich - und darauf hofft die EZB ganz bestimmt - werden sich die Institute vielleicht gar nicht anders zu helfen wissen und verstärkt Kredite an die Realwirtschaft vergeben. So würde über bessere Refinanzierungsbedingungen und ein höheres Wirtschaftswachstum einen Beitrag zu einer längerfristigen Lösung des Stabilitätsproblems geleistet.

Das am Vortag ausgeschriebene Refinanzierungsgeschäft wird zu dem während seiner Laufzeit durchschnittlich herrschenden Hauptrefinanzierungssatz nachträglich abgerechnet. Das bedeutet: EZB-Zinssenkungen oder -anhebungen, die  in den kommenden Jahren gut denkbar sind, werden sich in den Ausleihkosten niederschlagen. Fällig wird das Geschäft am 29. Januar 2015. Schätzungen zufolge werden Banken Gebote über 100 Mrd. bis 550 Mrd. Euro abgeben. Zum Vergleich: Der 2009 begebene Jahrestender hatte ein Volumen von 442 Mrd. Euro, die Mittel des Internationalen Währungsfonds (IWF) sollen  um 200 Mrd. Euro erhöht werden, Griechenland erhält demnächst ein neue Hilfen von 130 Mrd. Euro. 

Quelle: ntv.de, DJ

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