Wirtschaft

Tarnung gegen die Scham Durex will Indiens Kondom-Tabu brechen

Noch verzichten viele Inder auf den Kauf von Kondomen.

Noch verzichten viele Inder auf den Kauf von Kondomen.

(Foto: imago/Jochen Tack)

Inder tun sich bisher schwer mit dem Kauf von Kondomen. Das Thema gilt in dem konservativen Land als Tabu. Den Absatz will der Konzern Reckitt Benckiser nun mit seiner Marke Durex ankurbeln. Dabei greift das Unternehmen zu einem Trick.

Vielen Menschen hierzulande ist der Kauf von Kondomen peinlich – das belegen Umfragen. Dabei wird in Deutschland das Thema in der Öffentlichkeit vergleichsweise offensiv gehandhabt. In Indien hingegen ist die Situation eine völlig andere. Dort gelten Kondome und ihr Einsatz als Tabu. Für viele Inder ist das beim Kauf eine unüberwindbare psychologische Hürde. Der britische Konzern Reckitt Benckiser ist sich dessen bewusst - damit er mit seiner Kondom-Marke Durex in Indien dennoch kräftig Absatz machen kann, greift er zu einem Trick.

Reckitt Benckiser
Reckitt Benckiser 51,04

Der Ansatz: Es kostet weniger Überwindung, eine Jeans zu kaufen als Kondome, glaubt man bei Reckitt. Das Unternehmen will daher Kondome in Indien auf eine neue, unverdächtige Weise anbieten, wie das Nachrichtenportal "Bloomberg" berichtet. So sollen die Kondom-Packungen aussehen wie die Lederlabels auf Jeans. Ausgestellt werden sollen sie in gläsernen Schalen auf den Verkaufstresen von Geschäften.

"Nach Durex Jeans zu verlangen, soll cool sein", erklärt Rohit Jindal, Marketingleiter für Reckitt in Indien. Mit dem speziellen Design sollen Scham und Ängste der indischen Kunden überwunden werden. Denn im konservativen Indien ist es verpönt, Dinge zu kaufen, die etwas mit Sex zu tun haben. Zudem sind Kondome in der öffentlichen Wahrnehmung stigmatisiert. Für ihren Gebrauch zu werben oder überhaupt darüber zu diskutieren, wird in Indien als unschicklich angesehen, sagen indische Sozialforscher.

Angst vor HIV-Infektion soll Markt ankurbeln

Bis jetzt verbuchen Kondome in Indien deshalb gerade mal einen Marktanteil von sechs Prozent unter allen Verhütungsmitteln. Zum Vergleich: in Japan sind es 46 Prozent, in China 8,3 Prozent, in Hongkong aber sogar mehr als 50 Prozent. In Indien ist die eigene Sterilisation mit fast 40 Prozent das derzeit gängigste Verhütungsmittel für verheiratete oder in einer Partnerschaft lebende Frauen zwischen 15 und 49 Jahren, wie aus einer UN-Studie hervorgeht.

Allerdings schützen Kondome im Gegensatz zu anderen Verhütungsmethoden nicht nur vor ungewollten Schwangerschaften, sondern auch vor sexuell übertragbaren Krankheiten. Dazu zählt auch Aids – und Indien hat laut Unicef derzeit mit einer "versteckten HIV-Epidemie" zu kämpfen, vor allem unter jungen Menschen. In manchen Megastädten Indiens liege der Anteil von mit HIV Infizierten zwischen 10 und 19 Jahren im zweistelligen Prozentbereich.

Gleichzeitig steigt in der Bevölkerung Indiens derzeit das Bewusstsein für sexuell ansteckende Krankheiten. Marktforscher erwarten auch deshalb einen steil wachsenden Bedarf an Kondomen. Laut einer Studie soll der Markt für Verhütungsmittel bis zum Jahr 2021 um im Schnitt 17 Prozent jährlich wachsen. Ob Durex aufgrund seiner Kondom-Packung im Jeans-Design einen entscheidenden Anteil daran haben wird, ist offen.

Quelle: ntv.de

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